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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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ganz entspannt darauf zu reagieren. »Warum ist er hierher zurückgekommen?«, fragte ich wieder. »Deinetwegen?«
    Die Frau ließ sich mir gegenüber auf einen Stuhl sinken, und auf ihrem Gesicht erschien dieses traurige Lächeln, das Hina immer gezeigt und Zee perfektioniert hatte.
    »Meinetwegen wäre er niemals zurückgekommen«, sagte sie dann. »Er kam wegen der Experimente. Sagte, er habe nur abgewartet, bis du alt genug gewesen seist. Er meinte, du seist jetzt frei.«
    »Welche Experimente?« Ich dachte an Alpha, kahl geschoren und gebeugt in ihrer Plastikplane. Und an Crow, wie sein durchgehackter Körper fortgetragen wurde. »Wo sind die anderen?« Plötzlich stieg Panik in mir auf. »Die anderen vom Schiff?«
    »Keine Sorge, sie schlafen.«
    »Schlafen?«
    »Sie sind etwas Besonderes, Banyan. Und sie sind in Sicherheit.«
    »Nicht so wie die, die ihr in Vega verbrannt habt.« Sals Gesicht schwebte wie ein Geist vor meinem inneren Auge. Der Junge hatte nicht einmal geschrien, als er gequalmt und gezischt hatte.
    »Mit Vega habe ich nichts zu tun«, sagte die Frau abwehrend. »Dafür sind der Abteilungsleiter und die Buchhaltung zuständig. Die unterste Ebene. Solche Dinge sind nicht erfreulich. Wir müssen sie einfach erdulden.«
    Fassungslos starrte ich sie an und versuchte zu begreifen, was hier gerade passierte. Das konnte nicht meine Mutter sein. Ich würde es einfach nicht zulassen. In meinem Kopf drehte sich alles, aber ich brauchte Antworten, und dieses Bedürfnis brannte in mir wie ein Messerstich.
    »Erdulden? Wozu?«
    »Komm näher, bitte. Ich werde es dir zeigen.«
    Ich stellte mich hinter sie, während ihre Finger über ein Kontrollfeld glitten und einen leeren Monitor zum Leben erweckten. Da sich unsere Gesichter auf der Scheibe spiegelten, konnte ich sehen, dass die Frau sich umgedreht hatte und zu mir hochsah, doch dann leuchtete der Monitor violett auf, und die Reflexion verschwand. Ich beobachtete, wie dünne weiße Linien über den Bildschirm krochen und sich in der Mitte vereinigten, zu kleinen Blöcken wurden, die schnell wuchsen. Das Ganze verknüpfte sich wie die Einzelteile eines Gerüsts.
    »Wir erschaffen Leben«, sagte die Frau so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war. »Und dein Vater war sehr gut darin.«
    »Was ist das?« Gebannt sah ich zu, wie sich die kleinen Treppen zu einem spiralförmigen Muster verbanden.
    »Das ist DNA . Nukleotidsequenzen. Die Bausteine eines jeden Lebewesens.«
    »Wissenschaft.«
    »Natur. Dein Vater war hochintelligent, Banyan. Er hatte eine Gabe. Er konnte sehen, wie die Dinge zusammenpassten, entdeckte die Teile, die fehlten.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl zurück, bis sie so dicht vor mir saß, dass wir uns fast berührten. Ihr Körper war so nah, dass ich sie riechen konnte. Etwas Säuerliches und Seife. Kalt und feucht vom Schnee. »Fast fünf Jahre lang unterrichtete ich ihn, führte ihn in meine Arbeit ein. Ich machte ihn mit DNA -Strukturen und dem Modell der Doppelhelix vertraut. Doch irgendwann durchschaute er komplexe Zusammenhänge, denen ich blind gegenübergestanden hatte. Das Monument, für das GenTech ihn engagiert hatte, baute er nie. Er arbeitete im Labor. Erschuf Bäume. Zusammen mit mir.«
    »Für mich sieht das nicht wie ein Baum aus«, meinte ich. Sie unterdrückte ein Lachen, so dass ihre knochigen Schultern zuckten.
    »Wenn man etwas weit genug in seine Bestandteile zerlegt, stößt man auf einen Code«, erklärte sie.
    »So etwas wie eine Landkarte?«
    »Ganz genau. Eine Landkarte, die man verändern kann. Neu erschaffen. Wir bauen Bäume, Banyan. Reproduzieren die Bäume, die wir hier auf der Insel gefunden haben, und verändern sie, damit wir sie irgendwann aufs Festland bringen können.« Sie berührte meinen Arm. »Wir versuchen schon seit Jahrzehnten, diese Bäume in etwas zu verwandeln, das die Heuschrecken nicht vernichten können.«
    »So wie den Mais.«
    »Aber was bei Mais funktioniert hat, hat bei den Bäumen nicht geklappt. Wir mussten ihre Zellstruktur verändern, damit sie formbarer wird. Dazu mussten wir die DNA der Bäume mit der einer anderen, häufig vorkommenden Spezies kreuzen.«
    Ich trat einen Schritt zurück und wandte mich ab. Vor meinem inneren Auge tauchte der alte Rasta auf und der Moment, als ich das Holz aus seinem Bauch geschnitten hatte. Dann Alphas Haut, in der ein Stöpsel aus Borke wuchs.
    »Menschen.« Stolpernd wich ich zurück. »Ihr benutzt Menschen.«
    *
    Ihr Gesichtsausdruck

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