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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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Meinung ändern.«
    »Nenn sie nicht immer so.«
    »Dann eben die Schöpferin. Die Schöpferin dachte, er würde zurückkommen.«
    »Um was zu tun? Menschenfälschungen zu machen?«
    »Menschen zu vervielfältigen war nur der erste Schritt. Aber nur die Zellen bestimmter Menschen können mit denen der Bäume verbunden werden. Das Tattoo …« Zee strich sich über den Bauch. »Diese Zahlen enthielten den Code. Die Nummern der Proteine. Sie hatten entschlüsselt, welche Kombinationen bei den Baumzellen funktionierten. Also wussten sie, dass sie nun Menschen mit der richtigen DNA finden mussten.«
    Dann waren diese Zahlen also gar keine Koordinaten. Nur noch mehr Wissenschaft. Die Wissenschaft, die darüber entschied, ob man weiterleben durfte oder in dieser Fabrik starb. Die Wissenschaft, die Sal getötet hatte.
    »Das ist derselbe Scheiß, den sie auch mit dem Mais veranstaltet haben«, sagte ich. »Genau derselbe Scheiß. Aber diesmal mit Menschen.«
    »Sie versuchen, alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Tja, vielleicht sollten sie besser mal eine Pause einlegen.«
    »Hier haben sie meine Mom gezüchtet«, sagte Zee leise.
    »Sie haben sie nur benutzt.«
    »Ich weiß.«
    »Und diese tolle Schöpferin, die benutzt dich auch nur.«
    »Das ist mir egal.« Zee zeigte auf ihre Brust, während sie die kalte Luft einatmete. Sie zerrte an ihrem pelzigen GenTech-Mantel. »Ich wurde mein ganzes Leben lang nur benutzt, da ist mir das hier tausend Mal lieber.«
    »Was ist dir lieber?«
    »Auf der Seite der Gewinner zu stehen.«
    »Du hast also Zion gefunden und bekommen, was du wolltest.«
    »Ich kann atmen, oder nicht? Und ich muss keine Angst mehr haben.«
    Wir hatten die Anhöhe erst zur Hälfte hinter uns gebracht, und schon war ich erschöpft. Ich blieb stehen und starrte auf die Anlage hinunter. Nur drei schneebedeckte Gebäude: das, aus dem wir gekommen waren, ein wesentlich größerer Kasten und dazwischen eine kleine Stahlkuppel. Nirgendwo gab es ein Fenster, an keinem der drei. An jeder Tür waren Agenten postiert.
    Und Zee behauptete, mein alter Herr hätte mich von hier weggeholt. Dann war ich also hier geboren worden. Von hier stammte ich.
    Ich sah zu der qualmenden Bioraffinerie hinüber, die auf einer Anhöhe gegenüber stand und wie ein gigantisches Metallherz Sprit pumpte. Vereinzelt ragten Schrottteile aus der zu Eis erstarrten Landschaft hervor.
    »Glaubst du, er hat sie geliebt?«, fragte Zee.
    »Wen?«
    »Hina.«
    »Bestimmt«, meinte ich. »Sie ist wenigstens nicht rumgerannt und hat Leute umgebracht.«
    »Aber trotzdem hat er sie verlassen.«
    »Da war er gut drin. Vielleicht sein besonderes Talent.«
    »Du willst ihn offenbar unbedingt hassen. Sollte ich ihn dann noch mehr hassen? Hina hat mir immer gesagt, mein echter Dad wisse gar nicht, dass ich existiere. Er muss sie also verlassen haben, bevor er wusste, dass es mich geben würde.«
    Die Statue in Old Orleans drängte sich in meine Gedanken. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er sie tatsächlich für Hina gebaut hatte. Oder hatte Dad das, was er an dem Duplikat geliebt hatte, eigentlich schon wesentlich länger geliebt?
    Und ich musste dabei gewesen sein, wurde mir klar. Damals in Old Orleans. Wenn das, was Zee sagte, der Wahrheit entsprach. Ich musste noch winzig gewesen sein, wahrscheinlich noch fast ein Neugeborenes. Aber ich musste da gewesen sein. Eingewickelt in eine Decke und auf dem Rücken von meinem alten Herrn festgeschnallt. Während er die Statue baute, die ich Jahre später fertigstellen sollte. Die Statue, der er kein Gesicht gegeben hatte.
    »Deine Mom war wie ein Spiegelbild«, sagte ich nachdenklich.
    »Ich glaube, letzten Endes hat sie ihn daran erinnert, was er getan hatte. An die Experimente und das alles hier.« Sie zeigte auf die Anlage hinunter. »Du warst das Einzige, was er nicht mit diesem Ort verband. Und als er dich aufgab, tat er das nur, weil er versuchen wollte, es aufzuhalten.«
    Ich nahm meine Kapuze ab, damit ich sie ansehen konnte, aber Zee war so eingepackt, dass nichts zu erkennen war.
    »Was meinst du damit?«, fragte ich sie.
    »Die Agenten reden darüber. Letzten Winter. Alle dachten, er wäre zurückgekommen, um bei der Vollendung des Projekts zu helfen. Aber er hat einen Aufstand angezettelt. Hat Leute befreit und sie zurück aufs Festland gebracht. Solche wie diesen verrückten alten Rasta, den wir gefunden haben.«
    Mir fiel wieder ein, was die Schöpferin gesagt hatte: Dass Pa mich großgezogen habe

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