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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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Kunststoffrohre und eine Metalltrommel. Und dazu noch ein schönes, großes verrostetes Eisenblech.
    Perfekt.
    »Morgen werde ich bauen«, erklärte ich Zee, als wir uns auf den Rückweg machten.
    »Wird es auch leuchten?«
    »Sicher, wenn du mir einen Generator besorgst. Und ein paar LEDs. Aber dazu brauche ich Sprit«, warnte ich sie. »Jede Menge Sprit.«
    *
    Als es dunkel wurde, kehrte ich in die Anlage zurück, wo die Schöpferin vor Crows Zimmer auf mich wartete.
    »Wir waren erfolgreich.« Ihre grauen Augen strahlten, obwohl sie müde wirkte. »Zumindest gehe ich davon aus. Normalerweise reparieren wir die Leute mit einem kleinen Transplantat, wenn sie es brauchen. Aber ich habe noch nie versucht, ganze Gliedmaßen zu ersetzen.«
    Kurz überlegte ich, ob diese Frau sich wohl auch einfach darauf beschränken könnte, die Menschen mit ihrer Wissenschaft zu heilen. Ich meine, diese Flickerei war ja ganz nützlich. Sie hatte Alpha gerettet. Und vielleicht hatte sie dem alten Rasta auch einmal geholfen, bevor Pa ihn befreit hatte.
    »Dann hat es also funktioniert?«, fragte ich.
    »Sieht ganz so aus. Wir werden Genaueres wissen, wenn dein Freund wieder zu sich kommt. Ich habe die Übertragung stimuliert, und die Zellen haben ihre Arbeit getan. Aber ob sein Nervensystem mitspielt … das können wir erst herausfinden, wenn er aufwacht.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Er wird bis zum Morgen schlafen. Aber was ist mit dir, Banyan? Wie war dein Tag?«
    »Das wirst du schon sehen«, erwiderte ich. »Morgen, wenn ich fertig bin. Aber heute Abend werde ich erst mal meinen alten Herrn besuchen. Richtig?«
    Lächelnd legte sie mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Das fühlte sich merkwürdig an. »Komm mit«, sagte sie dann. »Ich zeige dir, womit ich mich so beschäftige.«
    *
    Die Schöpferin führte mich nach draußen, an dem Kuppelgebäude vorbei zu dem großen Bunker. »Das hier ist unser Hauptsammelplatz«, erklärte sie, während wir durch den Schnee stapften. »Hier wird die Keimruhe durchgeführt und mit der Fusion begonnen.«
    Mit Hilfe einer Plastikkarte öffnete sie eine große, stählerne Doppeltür, die langsam aufschwang. Dann führte sie mich in eine riesige Kammer voller greller Lichter und regloser Körper.
    Menschlicher Körper.
    Sie lagen dicht nebeneinander aufgereiht, Kopf an Fuß und umgekehrt. Ihre Augen waren geschlossen, die Gesichter starrer als bei jedem Schlafenden. Und sie waren alle nackt. Blasse, schlaffe Beine. In den Armen steckten Schläuche, die zu einem gigantischen violetten Behälter führten, der unter der Decke hing.
    Ich musterte sie, soweit ich sie sehen konnte, suchte nach einem Gesicht, das vielleicht Alphas sein könnte. Mit Sicherheit war sie hier irgendwo.
    »Ich weiß, was du denkst.« Die Schöpferin erhob die Stimme, um das Summen der Maschinen zu übertönen. »Aber hier wird niemand getötet. Wir verwandeln sie. Eigentlich verleihen wir ihnen sogar ewiges Leben.«
    Systematisch wanderte mein Blick durch die Reihen.
    »Woher weißt du das?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen, während ich weiter nach Alpha suchte.
    »Wir machen sie zu etwas Großartigem, Banyan. Sie werden die ersten Vertreter einer vollkommen neuen Spezies sein. Einer Spezies, die resistent ist gegen die Heuschrecken. Und sie werden sich selbsttätig vermehren, genau wie die weißen Bäume es auf dieser Insel schon seit Jahrhunderten tun. Ungeschlechtliche Fortpflanzung. Neue Pflanzen aus demselben, gemeinsamen Wurzelsystem. Wenn wir sie erst einmal auf dem Festland angepflanzt haben, wird der Organismus immer weiterwachsen. Verstehst du denn nicht? Wir geben diesen einzelnen Körpern die Möglichkeit, sich zu vervielfältigen. Ewig zu existieren. Als Teil eines endlosen Waldes.«
    Ich musterte dieses Feld aus menschlicher Haut, das bald aus Blättern und Holz bestehen würde. Dachte an die Feuergrube in der Fabrik, sah vor mir, wie Sal in die Flammen geworfen wurde, weil seine DNA nicht dem entsprach, was GenTech brauchte. Für ihn gab es also kein ewiges Leben. Es sei denn, Asche hatte auch ein Leben.
    »Könnt ihr die Körper, die ihr haben wollt, nicht einfach kopieren?«
    »Der Genpool muss möglichst vielfältig sein. Wir mussten eine Basisproteinkombination einfügen, aber je mehr Varianten wir beimischen, desto besser wird es gehen.«
    Wieder betrachtete ich die schlaffen Gesichter. »Und wodurch schlafen sie so fest?«
    »Da oben.« Sie zeigte zu dem violetten Behälter an

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