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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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Boss?«
    »Sie ist nicht meine Mutter. Sie ist niemand. Wir müssen nur die Gefangenen befreien. Und wir können die mitnehmen.« Ich zeigte auf die Bäume. »Also, nicht die hier. Aber die neuen, die sie bauen. Wir schnappen sie uns und übernehmen das Schiff. Dann fahren wir aufs Festland.«
    »Aufs Festland? Du meinst wohl den Großen Graben.« Crow schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe die Südseite dieser Lavafelder gesehen.«
    »Sie haben uns hierhergebracht, dann muss es auch einen Weg zurück geben.«
    »Okay, nehmen wir an, wir finden einen Weg durch die Lava und schaffen es irgendwie zurück. Was ist mit den Heuschrecken? Ich habe ja immer geglaubt, an diesen Bäumen müsse etwas Besonderes sein, aber es liegt nur daran, dass sie hier draußen sind, weit weg von den Schwärmen.«
    »Diese Neuen, die sie hier machen, sind anders. GenTech hat sie so konstruiert, dass die Heuschrecken ihnen nichts anhaben können, weder fressen noch nisten noch sonst etwas. Sie haben Menschen mit Bäumen gekreuzt und höllisch viel Wissenschaft betrieben. Dafür haben sie die ganzen Gefangenen gebraucht: um diese neuen Bäume zu erschaffen und sie zurückzuschicken und anzupflanzen.«
    »Wir sind vielleicht viele«, sagte Crow nach längerem Schweigen, »aber die haben die Gefangenen so mit Drogen vollgepumpt, dass sie alle schlafen.«
    »Stimmt, Zee nannte das Keimruhe. Irgendeine Art von Vorbereitung. Während der nächsten vierzig Stunden passiert ihnen nichts. Danach beginnt der Kreuzungsprozess.«
    »Und was willst du tun?« Crow starrte in die Nacht hinaus, als würde er nach etwas suchen.
    »Ich will sie aufwecken.«
    Da lachte Crow. Und es klang noch genauso wie früher. »Sie aufwecken?«
    »Man muss doch nur die richtigen Strippen ziehen. Wie du schon sagtest, ich habe Verbindungen hier. Diese Frau, die Schöpferin. Wenn ich meine Karten richtig ausspiele, kann ich sie um den Finger wickeln.«
    »Und was ist mit deinem Vater?«
    »Er ist hier«, sagte ich und versuchte, meine Stimme möglichst ruhig zu halten. »Irgendwo. Ihn werden wir auch befreien.«
    »Ganz oder gar nicht, wie?«
    »Sie machen Apfelbäume, Crow.«
    »Äpfel?«
    »Stell dir nur mal vor, wie du einen davon in die Stadt an den Wasserfällen bringst.«
    »Der verlorene Sohn kehrt ins Gelobte Land zurück und raubt es aus. Tja, ich hab es dir ja schon immer gesagt, Banyan: Du bist ein irre cooler Mistkerl. Gott sei mein Zeuge, irre cool.«
    *
    Bevor wir erfrieren konnten, hatte ich uns wieder nach drinnen verlagert und brachte Crow in sein Zimmer, damit er sich ausruhen konnte. Anschließend kehrte ich zu der kleinen Kammer zurück, in der ich aufgewacht war. Ich tastete mich im Dunkeln durch das chaotische Labor, fand die Tür und ließ sie hinter mir einrasten.
    Dann legte ich mich aufs Bett und wickelte mich in die weichen Decken. Wenig später schlief ich wie ein Toter. Und irgendwann war auch die Schöpferin wieder da.
    Genau wie ich es mir gedacht hatte.
    Sie hatte eine Hand auf meinen stoppeligen Schädel gelegt und streichelte ihn. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich aufgewacht war, drückte meinen Kopf leicht gegen ihre Finger und gab verschlafene Geräusche von mir.
    Als ich schließlich die Augen aufschlug, zuckte ich bei ihrem Anblick zurück, rutschte über das Bett und wandte mich ab, als sie sich neben mich setzte.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüsterte sie irgendwo hinter mir. Ihre Stimme war ganz rauh und unsicher. Ich schüttelte den Kopf, als wollte ich die Worte nicht an mich heranlassen.
    »Du hast nie nach mir gesucht.«
    »Ich habe es versucht, Banyan. Aber GenTech hat es nicht zugelassen. Sie wollten nicht, dass ich abgelenkt werde.« Einen Moment lang suchte sie nach Worten. »Und als ich die Arbeit einstellen und gehen wollte, sagten sie mir, du und dein Vater seien getötet worden.«
    »Es fühlt sich alles so falsch an«, erklärte ich ihr. »Ich kann mich an nichts erinnern. Nicht einmal daran, wie du mich im Arm hältst.«
    Ihr Körper spannte sich an. Da wusste ich, dass ich es geschafft hatte.
    »Du warst ja noch so klein«, sagte sie, »als dein Vater dich damals mitgenommen hat.«
    »Du weißt also gar nicht, wer ich bin.«
    »Ich habe mir immer vorgestellt, du wärst hier. Habe mir ausgemalt, wie du größer wirst. Mir überlegt, welche Bücher wir zusammen gelesen hätten.«
    »Pa hat mir ständig vorgelesen.«
    »Wirklich?« Ihre Stimme klang sehnsüchtig. Ich spürte, wie sie ihren knochigen Arm um mich

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