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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Zeuge, der etwas beobachtet hätte.«
    Ein erneutes Nicken von Meister Lurentz.
    Etwas, das aussah wie eine Ladung mit zu vielen Eiern angesetzter Matzenteig, wälzte sich unwillig über die hintere Kante der Schreibtischplatte und verschwand sogleich wieder. Meister Lurentz wünschte sich verzweifelt, seine Augen hätten sich noch nicht so gut an das Dämmerlicht gewöhnt.
    »Dafür an jedem Tatort die unmissverständliche Signatur einer thaumaturgischen Anwendung.« Die gluckernde Stimme wurde kaum merklich lauter.
    Der Heiler nickte ein drittes Mal, zaghafter jetzt, während sich in seinem Hirn eine Frage abzuzeichnen begann. »Sagen Sie, werter Geheimrat«, hob er mit dünner Stimme an. »Wie kommt es eigentlich, dass das Institut diesen Fall erst jetzt zu untersuchen beginnt? Ich meine … dass an allen Tatorten eine Signatur vorlag, haben schon die Beamten von der Spurensichtung festgestellt; es ist in den Totenscheinen vermerkt. Wieso wurde ich erst zur Autopsie der fünften Leiche hinzugezogen, wo doch die Mordserie allem Anschein nach eindeutig ins Ressort des Instituts fällt?«
    Das waren mehr Worte, als Meister Lurentz je zuvor an den Geheimrat gerichtet hatte. Bereits bevor er fertig war, fühlte er sich höchst unwohl dabei.
    Als die Stimme aus der Dunkelheit antwortete, klang sie erstaunlicherweise weniger aufgebracht als zuvor, vielmehr bedauernd und resigniert.
    »Glaxiko«, sagte sie schlicht. Und dann, nach einer kurzen Pause: »Er hat versagt.«
    Das war eine höchst knappe Auskunft, dennoch begriff Meister Lurentz, wovon sein Gegenüber sprach. Er war General Glaxiko, dem großspurigen und sich selbst überschätzenden Anführer der Stadtwache, bereits mehrfach begegnet, nicht nur an Tatorten von Verbrechen, in seiner Eigenschaft als medizinisch -thaumaturgischer Berater des IAIT, sondern auch als Heiler, wenn es darum ging, Opfer von Unfällen auf offener Straße oder im häuslichen Bereich zu betreuen.
    Mehr als einmal hatten der General und seine Männer aufgrund ihres unkoordinierten, mitunter schlicht schwachsinnigen Vorgehens die medizinische Erstversorgung von Verletzten be- oder komplett verhindert. Schmerzlich erinnerte sich Meister Lurentz an eine junge Schwangere, die vor etwa einem Zenit ganz in der Nähe seiner Klinik von einem Vulwoog gerammt worden war. Anstatt ihn augenblicklich-zu der Schwerverletzten vorzulassen, hatten Glaxiko und seine Männer fast eine halbe Stunde lang vergeblich den Hergang des Unfalls zu rekonstruieren versucht, wobei »auf keinen Fall etwas verändert« werden durfte – und sei es nur, dass jemand das Opfer in eine stabile Seitenlage gebracht und seine Wunden versorgt hätte. Als die Beamten die Unfallstelle endlich freigaben, war die Frau verblutet, ihr ungeborenes Kind selbst mit thaumaturgischen Mitteln nicht mehr zu retten.
    Meister Lurentz’ Gesicht verzog sich grimmig. Plastischer, als es ihm lieb war, erschien vor seinem geistigen Auge das Bild des geschniegelten Militärs, wie er sich nach dem Fund des ersten Elbenleichnams bei Justizminister Arzembolus lautstark dafür eingesetzt haben musste, den »lächerlichen Mordfall« ohne Intervention durch das IAIT übernehmen zu dürfen. Anders war kaum zu erklären, wieso ohne weitere Absprachen die Stadtwache mit diesem Fall betraut worden war.

Jedes Kind in Nophelet wusste um die lange zurückreichende Rivalität zwischen der »normalen« Ordnungsmacht und den speziell ausgebildeten Beamten des Instituts. Und jedes Kind wusste um das eklatante Ungleichgewicht zwischen den Erfolgsquoten der beiden Institutionen. Doch Glaxiko verfügte über einflussreiche Fürsprecher, unter anderem im königlichen Palast. So schien er auch dieses Mal den Zuschlag bekommen zu haben – mit fatalen Folgen.
    »Achtzehn Tage nach dem ersten Mord, nach insgesamt fünf Leichen, hat die Stadtwache noch immer nicht den leisesten Hauch einer Spur«, bestätigte die feuchte Stimme des Geheimrats. »Jetzt hat sich der Königshof höchstselbst eingeschaltet, und das IAIT muss die Kastanien aus dem Feuer holen.«
    »Der Königshof?« Meister Lurentz runzelte die Stirn. »Welches Interesse sollte die Königin haben, eine Handvoll Morde …«
    Von jenseits des Schreibtischs ertönte ein Geräusch, als kippe jemand schwungvoll einen großen Eimer Erbrochenes auf dem steinernen Boden aus. »Ich weiß es nicht! Was ich weiß, ist, dass wir uns dank unserem alten Freund Glaxiko nun verteufelt beeilen müssen. Der Bote der Königin

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