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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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hat keinen Zweifel gelassen, dass es zu keinem weiteren Mord in Fogatts Pfuhl kommen darf.« Die Dunkelheit hinter der Tischplatte verlagerte sich kaum merklich. Plötzlich hatte Meister Lurentz das unangenehme Gefühl, aus der Finsternis durchdringend angestarrt zu werden.
    »Wissen Sie eigentlich, was spätestens seit dem Fund der vorletzten Leiche da draußen los ist, Meister?«
    Der Heiler nickte langsam.
    Nach dem Fund des dritten Elbenkadavers hatte sich nicht länger geheim halten lassen, dass der Serienmörder keinen Tropfen Blut im Körper seiner Opfer zurückließ. Prompt schlug die ohnehin aufgeheizte Stimmung der Bevölkerung um in unverhohlene Feindschaft gegen eine ganz bestimmte Bevölkerungsminderheit. Eine Welle unhaltbarer Verdächtigungen und Verleumdungen brach sich Bahn, und die heutige Morgenzeitung hatte erstmals von Ausschreitungen im Flatulgetto berichtet.
    »Die Königin macht sich Sorgen, was die aktuellen Unruhen angeht. Nicht zu Unrecht, wie uns die Vergangenheit lehrt.« Geheimrat K. schlug mit etwas, das im Halbdunkel als unförmige, halbflüssige Masse zu erkennen war, platschend auf den Tisch. »Folglich habe ich vor wenigen Stunden meine beiden besten Ermittler verständigen lassen. Sie müssten jeden Augenblick hier sein …«
    Wie aufs Stichwort ertönte plötzlich ein ungestümes Poltern von der Eingangsschleuse her. Dann flog die innere Tür so heftig auf, dass sie mit einem explosiven Krachen gegen die unbehauene Felswand donnerte.
    »Bei Batardos!«, hallte im selben Moment eine gutturale Stimme durch das Gewölbe. »Wirklich jedes verdammte Mal vergesse ich, dass hinter der ersten Tür noch eine Tür kommt. Mein guter, alter Schädel!«
    Eine riesige Gestalt mit tonnenförmiger Brust und baumdicken, bis zu den Knien herabhängenden Armen taumelte aus der lichtlosen Öffnung in den anämischen Lichtschein der beiden Glutglobuli. Sie war mindestens anderthalb mal so groß wie ein hochgewachsener, sehr breiter Mann und trug eine Kluft aus grobem schwarzem Leder und ebensolche Stiefel von gigantischen Ausmaßen.
    Hinter dem Riesen schob sich eine bedeutend kleinere, schmächtigere Gestalt herein und schloss geräuschlos die Tür. Sie hatte auffallend helles Haar und war in graue, wallende Gewänder gekleidet, die jedoch nicht verbergen konnten, dass die Bewegungen ihres Trägers ungelenk und schlaksig wirkten, wie die eines zu schnell gewachsenen Kindes.
    »Wir Trolle haben da ein Sprichwort«, tönte der Koloss. »Es geht so: Sag dem Troll vorher Bescheid, wenn irgendwo zwei Türen …«
    Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Geheimrat K. richtete sich ruckartig auf und stieß ein Geräusch aus, das an den unendlich verlangsamten Schrei eines Bullenwolfs erinnerte. Meister Lurentz blinzelte ungläubig, als er sah, wie hoch die dunkle Silhouette hinter dem Onyxschreibtisch mit einem Mal aufragte!
    Die Neuankömmlinge nahmen augenblicklich Haltung an und kamen näher, wobei der Kleinere Meister Lurentz im Näherkommen mit einem grüßenden Kopfnicken bedachte.
    Der Heiler brauchte einen Augenblick, bis er die durchscheinend wirkende Haut und das schlohweiße Haar des Knaben einordnen konnte. Dann wusste er Bescheid. Er hatte in der Vergangenheit mehrmals mit Meister Hippolit zusammengearbeitet – vor dessen tragischer Verwandlung. Seit der fehlgeschlagenen Korporalen Subtraktion hatte er seinen angesehenen Thaumaturgenkollegen nicht mehr getroffen. Zwar hatte er von dessen drastischer Verjüngung gehört, aber ihn jetzt so vor sich zu sehen, erschreckte ihn dennoch.
    Er holte Luft, um Hippolits Gruß mit einer höflichen Floskel zu erwidern, da schob sich die massige Silhouette des zweiten Neuankömmlings zwischen sie. Größe und Statur ließen keinen Zweifel, dass es sich um einen Troll handelte, und sofort erinnerte sich der Heiler an die merkwürdigen Geschichten, die man sich in thaumaturgischen Kreisen erzählte: Unmittelbar nach seiner Verjüngung habe sich Meister Hippolit aus schwer nachvollziehbaren Gründen mit einem Troll zusammengetan, einem sittenlosen, wankelmütigen Burschen, dessen Trunksucht und sexuelle Zügellosigkeit ihn schon wiederholt an die Schwelle eines Kerkeraufenthalts gebracht hätten. Doch stets habe sich Meister Hippolit bei der Obrigkeit – und nicht zuletzt bei Geheimrat K. – dafür eingesetzt, dass der Troll nicht nur auf freiem Fuß blieb, sondern auch seine Stellung im IAIT behalten durfte. Meister Lurentz’ Gedanken wurden jäh

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