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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Kupferkaunaps erstanden hast.«
    Tick-tick-tick.
    Hippolit legte zwei Finger an seine hämmernde Schläfe.

»Hören Sie mir jetzt gut zu!«, flüsterte er deutlich leiser als bisher. »Ich warne Sie: Wenn Sie sich weiterhin weigern, mit mir zu kooperieren und mir die gewünschten Hilfsmittel für meine kriminologischen Recherchen auszuhändigen, sehe ich mich gezwungen …«
    »Black!« Anecdotian junior wirbelte ein zweites Mal herum. Der entscheidende Unterschied zum ersten Mal bestand darin, dass er jetzt einen massiven Holzknüppel in der Faust hielt. »Nein, ich warne dich, du Made!«, schrie er so unbeherrscht, dass Speicheltröpfchen aus seinem Mund sprühten und sich kühl auf Hippolits Gesicht legten. »Entweder du hebst deinen dürren Arsch binnen eines Wimpernschlags aus meinem Gesichtsfeld, oder ich prügele dir deine unreife Scheiße aus den Därmen, dass du nur so …«
    In diesem prekären Moment schaltete sich unvermittelt eine dritte Stimme ein. Sie schien einer Frau mittleren Alters zu gehören und ertönte mitten aus der Luft im Zentrum des menschenleeren Verkaufsraums.
    »Meister Hippolit? Können Sie mich hören?«
    »Bei Ubalthes, was …?«, stieß der Ladenbesitzer mit herunterklappender Kinnlade hervor.
    »Still, Sie Idiot!«, blaffte Hippolit und trat einige Schritte näher an die Stelle, von wo die Stimme ertönte.
    »Hier spricht Mervynia aus dem Sekretariat. Ein Glück, dass Sie Ihr Amulett tragen! Andernfalls hätte ich schon wieder durch halb Nophelet rufen müssen, bis ich Sie erwische.«
    »Ein Wortwurf«, stellte Anecdotian junior überrascht fest. »Für dich?«
    »Noch ein Wort, und ich verwandele Sie in einen Eimer Ochsenkaldaunen!«, schnappte Hippolit, während seine Linke ohne sein bewusstes Zutun das Amulett mit dem grauen Halbedelstein umfasste, das an einer dünnen Kette auf seiner schmächtigen Brust baumelte. Er hatte es vor annähernd fünfzig Jahren von seinem damaligen Mentor, Meister Merthin, zum Erreichen der siebten Stufe geschenkt bekommen. Die thaumaturgischen Schwingungen, die der graue Phantotas rund um die Uhr emittierte, ermöglichten es dem Sekretariat, ihn jederzeit zu orten und mit einem gezielten Wortwurf zu kontaktieren.
    »Machen Sie sich sofort auf den Weg zur IAIT -Zentrale, ohne Umwege«, fuhr die körperlose Stimme fort. »Geheimrat Karliban will Sie sehen. Dringend!«
    »Geheimrat Karliban?«, stammelte der Mann hinter der Theke verwirrt und ließ seinen Knüppel sinken. Verwunderung und Unsicherheit flackerten in seinem Blick. »IAIT? Soll das heißen, du bist, ich meine: Sie sind … ich konnte ja nicht ahnen …«
    Doch sein jugendlicher Besucher hatte das Geschäft bereits verlassen.

4
     
     
     
    »War das alles? Sind Sie fertig?«
    Eine tiefe, gurgelnde Stimme, kaum zu verstehen vor dem beständigen Gluckern fließenden Wassers.
    Meister Lurentz schluckte, dann nickte er vorsichtig. Er verspürte einen gewissen Stolz, dass es ihm gelungen war, seinen medizinischen Bericht in aller gebotenen Knappheit, ohne Stammeln und Zaudern vorzutragen. Er hatte die Ergebnisse seiner Autopsie an dem Elb mit Namen Waiko referiert, dazu alle Fakten, die er aus den Totenscheinen der vier zuvor ermordeten Strichjungen zusammengetragen hatte.
    Dabei wusste er nur zu gut, -dass dies nur die Pflicht gewesen war. Nun folgte die Kür: der Dialog mit dem Wesen im Schatten.
    Es war unmöglich zu sagen, welche Form Geheimrat K. heute angenommen hatte. Als Meister Lurentz auf den monströsen schwarzen Schreibtisch zugeschritten war, der scheinbar willkürlich in der Mitte der weitläufigen Grotte stand, hatte er kurz den verstörenden Eindruck gehabt, der Schemen, der auf der anderen Seite träge mal auf die eine, mal auf die andere Seite schwappte, sei um ein Vielfaches breiter als hoch. Doch der diesige Lichtschein, den die beiden einsamen, auf schwächster Stufe leuchtenden Glutglobuli beiderseits der Eingangsschleuse verströmten, reichte nicht weit genug, dass er Genaueres erkennen konnte.
    Meister Lurentz war dankbar dafür.
    »Keinerlei Reste von Blut in den Leichnamen. Arterien und Venen ausgetrocknet, gleichsam leer gesaugt«, fuhr die Stimme blubbernd fort. Es klang nicht wie eine Frage, eher kontemplativ, ein laut ausgesprochener Gedanke. Dennoch beeilte sich Meister Lurentz, beflissen zu nicken.
    »Fünf getötete Elben innerhalb von gerade mal zwei Zeniten. Alle auf die gleiche Art und Weise umgebracht«, fuhr der Geheimrat fort. »Und kein einziger

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