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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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unterbrochen, als sich die riesenhafte Gestalt zu ihm herabbeugte und ihm in einer Wolke von Bierdunst und halb verdautem Braten zuraunte: »Du kannst abgehen, mein Alter. Ab jetzt sind hier Spezialisten am Werk!«

5
     
     
     
    Hippolit war sich nicht sicher, ob er die Königin je zuvor so beunruhigt gesehen hatte.
    Einen Augenblick später wurde ihm klar, dass er Lislott II, Tochter Kraningers VI. und rechtmäßige Inhaberin des Throns derer von Klattubart, der obersten Herrscherin des Landes Sdoom, noch nie zuvor nahe genug gewesen war, um überhaupt einen Blick auf ihre Mimik erhaschen zu können. Nur ein einziges Mal hatte er sich ihr auf weniger als dreißig Fuß genähert, bei den Feierlichkeiten zum Fest der Frühlingsverspottung, als sie an der Spitze des alljährlichen Umzugs auf dem Rücken eines prächtig geschmückten Equuphanten einherritt, und das war über fünfundzwanzig Jahre her.
    Dass er jetzt kaum eine Speerlänge vor ihrem massigen Thron stehen und von Angesicht zu Angesicht mit ihr sprechen durfte, war eine Premiere – eine Premiere, die zu erleben er einige Jahre früher, in seiner ursprünglichen Erscheinungsform, vorgezogen hätte.
    Des Weiteren konnte er nicht wirklich sicher sein, dass seine Interpretation der teigig-schlaffen, in einem kränklichen Grün schimmernden Züge der Monarchin tatsächlich Rückschlüsse auf ihre Stimmung zuließ. In allererster Linie war Lislott IL nämlich alt, dann kam eine ganze Weile nichts. Nur ein kleiner Teil der Myriaden von Falten und Runzeln und Schluchten in ihrem Gesicht war noch nicht haltlos in sich zusammengesunken und vermochte überhaupt so etwas wie Unruhe widerzuspiegeln. Möglicherweise.
    Hippolit versuchte, im Kopf das Alter der greisen Herrscherin zu überschlagen. Er war nicht ganz sicher, aber er glaubte sich zu erinnern, dass sie bereits anno 3112, im Jahr seiner Geburt, seit über einhundertzehn Jahren im Amt gewesen war. Lebensprolongierende thaumaturgische Maßnahmen waren in Monarchenkreisen nichts Ungewöhnliches, und mit einem Anflug von Neid fragte er sich, welche Praktiken man bei Lislott II. wohl seit so langer Zeit erfolgreich anwandte. Nach den vergleichsweise kruden Verjüngungsschritten einer Korporalen Subtraktion sah die Herrscherin, von ihrem Volk trotz ihrer zuweilen rabiaten politischen Entscheidungen liebevoll »Großmutter der Nation« genannt, jedenfalls nicht aus.
    Kaum frischer wirkte Ericrich der Milde, Lislotts vierter Gemahl, der ein Stück abseits auf einer weitaus kleineren, nicht minder goldbeschlagenen Sitzgelegenheit kauerte und an einen blutarmen Schimpansen erinnerte, den man in einen Haufen edler Tücher gewickelt hatte. Die Lebenspartner der amtierenden Regentin hatten in Staatsangelegenheiten kaum mehr zu melden als der königliche Hundedresseur; entsprechend lethargisch hing Ericrich in seinem Sessel und starrte ins Leere.
    Etwas strammer ging es in der Reihe dahinter zu: Hier standen mit hoch erhobenem Haupt, sich ihrer repräsentativen Funktion wohl bewusst, die beiden zukünftigen Anwärter auf den Thron Sdooms: Prinz Branff, Spross aus Lislotts erster Ehe mit Exekiel dem Großmütigen, und Prinz Salm, Abkömmling der Königin und ihres dritten Gemahls, Muriat des Unüberlegten. Bei beiden handelte es sich um hochgewachsene, breitschultrige Männer, deren fein geschnittene Gesichter, ungeachtet des Altersunterschieds von gut dreißig Jahren, gleichermaßen jede Ähnlichkeit mit dem faltigen Koloss verleugneten, der vor ihnen auf dem Thron aus poliertem Levithanbein saß.
    »Wir danken dem Institut für seine spontane Reaktion und

Ihnen beiden für Ihr rasches Erscheinen«, sprach die Königin unvermittelt. Ihre Stimme war unaufdringlich leise und klang als Folge jahrzehntelanger thaumaturgischer Manipulation wie die eines jungen Mädchens, das eine Ausbildung zur Opernsängerin durchlaufen hat. »Wir wissen es zu schätzen, dass Geheimrat Karliban sich der Angelegenheit umgehend angenommen hat, als sich die Unfähigkeit General Glaxikos abzeichnete.«
    An Hippolits Seite erklang ein unterdrücktes Prusten. Er wandte unmerklich den Kopf, um Jorge, der neben ihm aufragte wie ein Findling in einem Rübenfeld, einen mahnenden Blick zuzuwerfen.
    Aber sein Assistent hatte die Anspielung auf die Dummheit ihres alten Intimfeindes offenbar noch nicht mit genügend glucksenden Kicherlauten quittiert. Seine mächtige Brust zuckte und bebte, und es dauerte unziemlich lange, bis er sich wieder unter

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