Der Elfenhuegel
Bücherschrank. Dutzende von Büchern lagen über den Boden verstreut. Der Kater war völlig konfus.
»Hemingway?« sagte Phil weich, während er nach ihm griff. Er berührte etwas Weiches und Warmes, und ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, als Krallen seinen Handrücken trafen. Fluchend zog Phil seine Hand weg. Hemingway hatte noch nie ein Familienmitglied angegriffen und gekratzt. Phil stieß den umgefallenen Bücherschrank weg, und Hemingway lag enthüllt im Schein der kahlen Glühbirne.
»O Gott«, flüsterte Phil. Die Katze lag oben auf einem Stapel von blutigen Magazinen und Büchern, ihr Magen von den Vorderbeinen bis zu den Hinterbeinen aufgerissen. Was eine unmögliche Länge von Eingeweiden zu sein schien, ergoß sich unterhalb von Hemingways Magen. Gloria kam ans obere Ende der Treppe. »Phil?« fragte sie ängstlich.
»Komm nicht runter!« rief Phil. Die Katze blickte zu ihm hoch, mit einem, wie es Phil schien, flehentlichen Ausdruck in den Augen.
Hemingways kleine Zunge schoß heraus, beleckte die eigene Nase; er schien die Orientierung verloren zu haben. Hemingway versuchte zu miauen, doch es war nur die würgende, traurig schwache Imitation seines normalen Miauens. Der Kopf der Katze kippte langsam weg, so weit, bis er ein grünbezogenes Buch berührte, dann rollte er in einem merkwürdigen Winkel nach einer Seite. Glasige Augen schauten Phil blind an. Hemingway war tot.
Gloria ignorierte Phils Warnung und kam die Treppe herunter. An der untersten Stufe schaute sie sich das Durcheinander an, einen Moment lang schien sie sich nicht sicher zu sein, was sie sah. Dann sagte sie sanft: »O Scheiße.«
»Irgend etwas ist eingedrungen, und Hemingway hat versucht, es zu vertreiben. Was immer es war… es hat ihn ausgeweidet.«
Als die Zwillinge an der Tür erschienen, drehte Gloria sich um. »Ihr beiden, bleibt hier draußen !« Ihr Ton war überaus streng. Sie zogen sich zurück, und Gabbie erschien am Treppenabsatz.
»Was ist passiert?« fragte sie.
»Etwas Großes ist eingedrungen und… hat Ernie getötet« antwortete Gloria.
Gabbies Augen füllten sich mit Tränen. »O nein«, sagte sie leise.
»Armer Ernie. Was war es? Eine andere Katze?«
»Nein«, sagte Phil. »Es war zu groß. Vielleicht ein Wiesel oder ein Fuchs oder so was. Ich konnte es nicht richtig sehen. Es war zu schnell.
Sah irgendwie aus wie ein großer schwarzer Kater. Vielleicht war es dieser Waschbär, von dem Jack den Jungen erzählt hat. Wie auch immer, es war gewaltig.«
Die Jungen hörten von der Diele aus zu und tauschten schweigend Blicke aus. Sie wußten es. Sie nickten, als sie sich wortlos Das Böse Ding sagten.
Gabbie kam die Treppe herunter, während Phil eine alte Zeitung benutzte, um Hemingway zuzudecken. »O mein Gott, so viel Blut!« rief sie voller Entsetzen aus. Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Durcheinander. »Wie konnten sie den Bücherschrank umkippen?«
Phil schaute sich um und zuckte mit den Schultern, »Hemingway war direkt darunter.«
»Ich glaube nicht, daß eine Katze das hätte umkippen können.« Sie blickte sich um. »Jack und ich haben einen Tag gebraucht, um das aufzustapeln.« Sie ließ die Beschwerde unausgesprochen, daß sie von vorne anfangen müßten. Hemingway war die Katze ihres Dads gewesen, und sie wußte, daß ihn der Verlust, trotz seiner äußeren Ruhe, tief traf.
»Wir werden Ernie begraben«, verkündete Sean.
»Bei den Apfelbäumen«, stimmte Patrick zu.
Gloria sagte: »Nun gut, am Morgen. Früh. Morgen ist Schule. Jetzt zurück ins Bett.« Ihre Augen weiteten sich. »Ich rufe besser noch einmal die Polizei an, und sage ihnen, daß es sich um einen Kampf zwischen Katzen handelte. Sie schicken uns einen Wagen raus.«
Als Gloria die Zwillinge vor sich her die Treppe hochjagte, sagte Gabbie: »Schau dir das an.«
Phil kam zu seiner Tochter, die etwas hinter dem Bücherschrank anschaute. »Es ist eine Tür.«
»Warum ist sie hinter dem Bücherschrank versteckt?« fragte Gabbie, kletterte ein Brett hinauf und lehnte sich nach vorne, wobei sie sich mit der rechten Hand an der Wand abstützte. Mit der linken langte sie hinüber und rüttelte am Knauf. »Es ist verschlossen.«
»Vielleicht wird der Schlüssel, den Mark gefunden hat, sie öffnen«, meinte Phil. »Laß es uns morgen versuchen.«
»Wenigstens könntest du ihn holen, und wir versuchen es jetzt.«
Gabbies Stimme klang aufgeregt.
»Du mußt all das Zeug wegräumen, bevor du die Tür öffnen kannst.«
Er
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