Der Elfenhuegel
vorhaben.«
Phil spürte, wie Verzweiflung ihn zu übermannen drohte. Er sagte.
»Wie zum Teufel können wir etwas in fünfzehn Minuten tun?«
»Wir müssen nur um Mitternacht bei diesem Hügel sein. Wenn das, was ich vermute, eintritt, dann brauchen wir nicht früher dort zu sein.
Aber der Himmel helfe der Erde, wenn wir nur einen Moment zu spät kommen.«
Phil folgte Mark schweigend. Plötzlich war die Welt zu einem unmöglich fremden und furchterregenden Ort geworden.
20
Sean spürte, wie ihm vor Müdigkeit die Fersen schmerzten, während er hinter der Lichtkugel herlief. Er war immer noch auf Draht, aber die stetige, ereignislose, mühsame Reise durch den Wald hatte seine Furcht verringert. Die fremden, finsteren Wälder waren weniger furchteinflößend als seltsam. Diese Bäume waren… unheimlich – das einzige Wort, das Sean dazu einfiel. Sean wußte, er würde geprüft werden, wenn er den Ort, an dem Patrick inhaftiert war, erreichte, und dieser Aspekt machte ihm angst, denn er war schließlich erst achteinhalb Jahre alt, und seine Schlafenszeit war überschritten, und er war zu müde, um sich Sorgen zu machen.
Sean hielt an und hörte in den Zweigen Musik. Er nahm seinen Schritt wieder auf, und während er der Lichtkugel folgte, hörte er, wie die Musik lauter wurde. Es waren Flöten und Harfen und Glocken und Trommeln, die sich anhörten, als wären sie winzig. Die Straße stieß auf eine Lichtung, und Seans Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er vor sich sah, was er zuerst für den Erlkönig-Hügel gehalten hatte. Ein kurzer Blick sagte ihm, daß es nur eine Ähnlichkeit war, denn die Bäume rundherum waren nicht wie die im Staate New York.
Aber auf der Spitze des Hügels wimmelte es von sich bewegenden Figuren, tanzten Männer und Frauen von fremdartiger Schönheit vor einem Thron. Die Frau auf dem Thron war eine auffallende Erscheinung, stolz, geschmeidig und schön. Um sie herum glühte ein Licht, krönte die Hügelspitze mit einem blauweißen Strahlenkranz. In dem Halblicht dieses Landes war die Hügelspitze eine Insel des Lichts.
Die goldene Lichtkugel bewegte sich die Straße herunter, vorbei an den Lustbarkeiten, doch die Frau auf dem Thron winkte mit der Hand, und das Licht wandte sich ihr zu.
Sean zögerte, dann folgte er dem Licht den Hügel hinauf. Die Musik verklang, der Tanz nahm ein Ende, als Sean zwischen den Feiernden hindurchging. Auf der Spitze des Hügels herrschte noch Zwielicht, das jedoch viel heller war als unten auf der Straße.
Die Frau auf dem Thron war atemberaubend. Ihr rotgoldenes Haar war aus einer hohen Stirn zurückgekämmt und wurde von einem goldenen Ring zusammengehalten. Ihr Kleid war dünn und enthüllte eine füllige Brust. Ihr Hals und ihre Arme waren anmutig und ohne Makel. Sean war sich nicht sicher, aber entweder hatte sie irgendwelche ungewöhnlichen Dinge auf der Rückseite ihres Kleides, oder sie hatte durchscheinende Flügel! Sie lächelte, und Sean spürte keinen Deut von Angst. Blaßblaue Augen betrachteten ihn, als eine musische Altstimme sagte: »Ein kleiner sterblicher Junge! Was bringt dich ans Ende des Jagdführers, du kleiner Hübscher? Bist du gekommen, um unseren Hof mit deinem süßen Lächeln zu erhellen?« Sie bog sich nach vorne und nahm Seans Kinn in ihre Hand. Ihre Finger schreckten zurück, als sie seine Haut berührten. »Du trägst einen Schutz! Das mußt du entfernen.«
Sean schaute sich um. In der Nähe des Throngrundes befanden sich winzige Wesen, alle flüsterten und deuteten auf Sean. Mehrere sehr kleine Kreaturen flogen in Kreisen um den Thronbereich, wobei sie anscheinend aufpaßten, nicht direkt über der atemberaubenden Frau zu fliegen. Neben ihr standen mehrere fremdartige Männer, alles schöne, schmale Kreaturen. In kurzer Entfernung warteten mehrere liebliche, ebenfalls schweigende Frauen. Beide Geschlechter waren höchst verschiedenartig gekleidet, von fast nackt bis zu überladenen, schwerfälligen Kostümen. Sean fragte sich, warum diese Lady nur Männer um sich hatte, und dann überlegte er, ob er ihrer Aufforderung, seinen Schutz zu entfernen, nachkommen sollte.
Hinter dem Thron stand ein Mann in mittleren Jahren, der im Gegensatz zu den anderen eindeutig menschlich war. Er trug eine aufwendige Tunika aus feinem Gewebe, Silberfäden durchzogen einen grünen Stoff, Edelsteine und Perlen waren in den Kragen genäht, sie verliehen ihm ein königliches Aussehen, obwohl er im Vergleich zum Licht der Frau nur ein
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