Der Elfenhuegel
hoch und nieder. »Wird es uns viel Zeit ersparen?« Wieder die Auf- und Ab-Bewegung. Sean schluckte und sagte: »Dann nehmen wir diesen Weg.«
Die Lichtkugel bewegte sich auf die Tür des großen hölzernen Hauses zu, und die Tür öffnete sich von selbst. Sean ergriff seinen Dolch und ging hinterher.
23
Einen Moment lang war Sean beeindruckt. Das Haus bestand nur aus einem einzelnen Raum. Aber was für ein Raum! Der Boden war aus poliertem Holz von einer sehr feinen Struktur, die so tief und prachtvoll war, daß sie wie ein strömender Fluß aus dunklen und hellen Linien wirkte. Die Stämme der mächtigen Bäume, die die Ecken des Raumes bildeten, waren geschnitzt, die Säulen zeigten Menschen und andere Kreaturen bei jedem vorstellbaren Vorhaben. Sean ließ seine Augen über das Basrelief gleiten und sah jedes Ereignis des Lebens: Geburt, Tod, Liebesspiel, Krieg, Entdeckung, Heilung, heroische und feige Taten, vergnügliches Irdisches und Außergewöhnliches. Er wußte nicht, wie er verstehen sollte, was die Schnitzereien darstellten, er wußte nur, was jede von ihnen bedeutete, und dieses Wissen war ihm sicher.
Die Kugel bewegte sich langsam durch den gewaltigen Raum, als hätte sie Angst, ein Geräusch zu machen.
Die Wände des Gebäudes waren weiß, gold-geäderter Marmor, sie fielen Sean deshalb so ungewöhnlich auf, weil das Gebäude von außen nicht mehr als eine gigantische hölzerne Hütte war. Seine Augen waren vor stiller Bewunderung geweitet, während er hinter der Kugel herging.
In dem Raum befanden sich sechs Türen, die, durch die er eingetreten war, eine weitere gegenüber am jenseitigen Ende der Halle und zwei an jeder Seite. Die Türen an der Seite hatten die gleiche Größe, aber jede hatte ihre eigene einzigartige Zeichnung. Er erreichte das erste Paar und hielt erschreckt inne, als sich beide plötzlich öffneten.
Sean stoppte, sein Herz hämmerte, während er auf die Portale blickte.
Er wußte, wenn sich diese Tür in der Wand öffnete, würde ein gewaltiger Wald enthüllt. Und dann sah er eine helle Waldlandschaft, die sich seinen Augen mit einem Trubel jedweder Färbung darbot, während sich weiter hinten Bäume in wunderbaren Herbstfarben ausdehnten. Ein frischer, nußartiger Waldgeruch zog in seine Nase, als der Junge in die wunderschöne Allee blickte. In Seans Blickfeld kamen ein Mann und eine Frau mit grauen Haaren, aber aufrechter Haltung.
Sie trugen modische Kleidung, die Frau ein Hemd und eine Jacke aus Tweed sowie Wanderschuhe, und der Mann einen Kordmantel über einem Rollkragenpullover. Beide trugen Spazierstöcke, die eher dem Schein dienten als der Schwäche. Der Mann hielt an und tippte zum Gruß an seine elegante kleine Kappe, während die Frau lächelte und den Jungen zum Näherkommen bewegte.
Sean wußte, daß er weitergehen sollte, aber das Gefühl, herauszufinden, was diese beiden netten Leute von ihm wollten, war überwältigend. Er wollte gerade einen Schritt machen, als das Zwitschern eines Vogels ihn herumwirbeln und hinter sich blicken ließ.
Durch die gegenüberliegende Tür sah er eine liebliche Wiese in tiefem, fast smaragdfarbenem Grün. Blumen sprenkelten den Hang, und Obstbäume standen in voller Blüte, ihre weißen Blüten luden Tausende nektarsuchender Honigbienen ein. Ein Rotkehlchen auf einem Ast neben der Tür sang aus vollem Halse. Sean seufzte. Er wußte nicht, was für ein Ort das war, und er fürchtete sich davor. Er ging auf die entfernte Tür zu, wo der Jagdführer geduldig wartete. Ein roter Ball sprang in Seans Blickfeld, und zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, rannten hinterher. Beide trugen einfache Hemden, weiße Kleidung bis zu den Knien und Sandalen. Sie griffen beide gleichzeitig nach dem Ball, und ein Kampf fing an. Als sich das Zerren und Reißen einem Konflikt näherte, sah das Mädchen, das in ihrer kindlichen Schönheit beinah perfekt war, Sean durch die Tür. Sie ließ den Ball in Ruhe und zeigte auf ihn. Der Junge hatte dunkle Haare und Augen, hatte aber ebenso hübsche Züge wie das Mädchen. Er betrachtete Sean etwas mißtrauisch, aber das Mädchen lächelte und winkte und gab Sean ein Zeichen, zu kommen und mit ihnen zu spielen. Sean spürte das plötzliche Verlangen, seine Reise aufzugeben und spielen zu gehen. Die beiden Kinder schienen eine wirklich schöne Zeit zu haben.
Ein Schritt in Richtung der Tür, und Sean spürte plötzlich einen weiteren Ruck. Er schaute zurück und sah, daß der Mann und die Frau zum
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