Der Elfenhuegel
Aufforderung, als würde er dem Jugendlichen trotzen, wenn er ihn aufhalten wollte.
Der Jugendliche gab ein schallendes, unbeschwertes Lachen von sich.
»Und ich werde deine Suche nicht aufhalten, Sean.« Er blickte die Straße herunter, als erwarte er den Reiter zurück, und sagte: »Dieser hat trotz des Paktes seit Generationen Schwierigkeiten heraufbeschworen, aber dieses Mal ist er weiter gegangen, als die Königin tolerieren wird…« Er lachte, als gefiele ihm, dieser Gedanke. »Aber jenseits der Grenzen vom Land der Helligkeit ist er ebenso mächtig wie sie. Finde deinen Bruder, während der Narr draußen ist, dann laufe über den weißen Pfad zum Hof der Königin. Sollte er dich einholen, kämpfe, so gut du kannst. Einige werden dir behilflich sein, obwohl keiner von uns
– nicht einmal ich selbst – es mit dem Narr an Stärke aufnehmen kann.
Nur die Königin ist ihm ebenbürtig.« Der Jugendliche lachte wieder, als ob das alles bloß ein Spiel wäre. »Dennoch, einige von uns sind zwar kleiner als der Narr, aber immer noch mehr als die meisten.« Er streckte seine Hände aus, hob die leblose Kugel hoch und hauchte sie an. Sofort erschien dort eine heiße Stelle, wo sein Atem aufgetroffen war, und entfaltete sich zu einem Glühen. Er schnipste mit den Fingern und wirbelte die Hand herum, er drehte den Ball, wirbelte ihn hoch in die Luft, und das Glühen ging in ein helles Leuchten über. »Kehre ins Leben zurück, kleiner Lichtgeist, führe dessen Jagd; bring ihn dahin, wohin sein Herz es wünscht. Finde ihn, der wie dieser eins ist mit dem Geist eines anderen, zwei aus demselben Schoß. Geh!«
Der Jagdführer wirbelte an einer Stelle über Seans Kopf und schoß dann zur Straße, wo er seine Wanderung von einer Seite zur anderen wiederaufnahm, wobei er die Straße entlangtanzte, jetzt aber schneller als zuvor. Sean rannte hinterher und holte die Kugel ein, als sie um eine Straßenbiegung wirbelte. Er blickte über die Schulter, um dem Jugendlichen seinen Dank zuzurufen, aber es gab kein Anzeichen mehr, daß irgend jemand an der Straße gewesen war. Sean zitterte und kämpfte erneut gegen die Furcht an, während er wieder mit seiner Suche nach Patrick begann.
25
Die gekrümmte, karge Landschaft zog sich über Kilometer hin. Sean hatte auf diesem Weg schon seit langem jedes Zeitgefühl verloren und sich einfach damit abgefunden, dem glühenden Jagdführer hinterherzustapfen. Er hatte das Gefühl, als würde er mittlerweile seit Jahren durch dieses trostlose Gebiet wandern.
Dann erklommen sie einen Hügel und konnten durch die Bäume ein weiteres merkwürdiges Haus sehen. Es blickte auf einen Berg oder besser gesagt einen Teil des Berges, denn man konnte nur eine Wand sehen. Es hatte den Anschein, als ob jemand eine Wand über einer Höhle oder einem Graben an der Seite des kleinen Hügels angepaßt hatte, und man konnte Stimmen durch die offene Tür hören. Sean verstand die Sprache nicht, die hauptsächlich aus Grunzen und Brüllen, Gekreische und verrücktem Lachen bestand – begleitet von Zerkleinerungsgeräuschen, als ob etwas heftig gegen die Wand geschlagen wurde –, und er hegte auch nicht den Wunsch, die Urheber dieser lärmenden Unterhaltung zu treffen, deshalb beeilte er sich weiterzukommen.
Sean ging so schnell, daß er den Jagdführer ein wenig überholte und warten mußte, bis dieser ihn wieder eingeholt hatte. Während er wartete, bemerkte er eine merkwürdige Besonderheit des Weges. Wenn er seinen Kopf drehte, wechselte er von weiß nach schwarz und umgekehrt, was ihn an die Illusion dieser ›Holographie‹-Anhänger erinnerte, die man manchmal in Hafergrützepaketen fand. Für Sean war es klar, daß sowohl der schwarze Pfad als auch der weiße Pfad hier entlangliefen.
Sean folgte der Straße in eine Schlucht, ging an der gegenüberliegenden Seite wieder hinauf und wurde abrupt mit einem Wechsel der Landschaft konfrontiert. Vor ihm erhob sich ein merkwürdiger Wald aus dunklen Bäumen, und der Himmel wechselte sehr schnell von grau zu schwarz. Ohne es gesagt zu bekommen, wußte er, daß er nun das, wie die Königin es nannte, Land der Schatten verließ und in das Land der Dunkelheit eintrat.
Sean hielt an, erschreckt von dem, was er sah. Während das Land der Schatten eine gequälte, traurige Gegend zu sein schien, war dieses Land der Dunkelheit ein Ort von überwältigender, überirdischer Schönheit.
Zarte und fremdartige Bäume neigten sich in einer seichten
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