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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Weißen Frauen.
    Mark war überwältigt von dem Duft der Blumen und Gewürze, und eine Hitzewelle traf ihn in der Tiefe seines Magens. Er fühlte, wie es in seinem Kopf zu schwimmen anfing und die Lust in seinen Lenden aufstieg. Sein Körper wurde derart intensiv von Verlangen geschüttelt, daß sich seine Brust zusammenzog; es schien unmöglich, zu atmen.
    Ihm kam es vor, als wäre die Luft drückend heiß und schwül, eine heiße Augustnacht in New Orleans, ohne den leisesten Windhauch. Schweiß trat ihm auf die Stirn, und er preßte seine rechte Hand so hart gegen den Baum, daß sich die Rinde in seine Handfläche drückte. Der Schmerz darüber war das einzige, das ihn bei Verstand halten konnte.
    Der Schmerz in seiner Hand war wirklich.
    Seine Gedanken schwammen. Er versuchte sich zu bewegen, war aber gelähmt durch Erstaunen und Angst. Er kannte die Geschichte von den Weißen Frauen, und er wußte, daß ihre Umarmung den Tod bedeutete. Er bot all seine Kräfte auf, zog seine Hand zurück, stieß sie hart gegen die rauhe Rinde und schürfte sie sich an der Seite auf. Der Schmerz von aufgerissener Haut schoß durch den heißen Strudel der Begierde und schenkte ihm einen Moment Klarheit. Verzweifelt versuchte er, einen Schritt nach hinten zu machen. Er erinnerte sich an Bruchstücke einer Überlieferung, und darin stand, daß ein Gebet angeblich vor den Weißen Frauen schützen konnte. Kaum fähig zu sprechen, flüsterte er die altdeutschen Worte.

    Ein Ausdruck des Bedauerns huschte über die verblüfften Gesichter der Weißen Frauen. Die mittlere der drei schien traurig zu sein, während sich die anderen einfach umdrehten und aus dem Blickfeld verschwanden, als würden sie durch Türen in eine andere Welt treten.
    Auch die traurige folgte, ihr durchsichtiges Kleid umhüllte ihren Körper und offenbarte erregende Einzelheiten: aufgerichtete Brustwarzen, durch den dünnen Stoff noch hervorgehoben, feuchte, vor Begierde angeschwollene Lippen; sie deuteten ein Versprechen von sexueller Verzückung an, welches jenseits der menschlichen Vorstellungskraft lag. Hin und her gerissen zwischen Angst und Leidenschaft, mußte Mark beinahe schreien. Mit Ausnahme der Füße, die man nicht sehen konnte, war die Frau perfekt und in dieser Vollkommenheit angsteinflößend, denn keine menschliche Frau konnte solche Schönheit besitzen. Ihre Umarmung zu erleben hieße, Ekstase jenseits der Leidensfähigkeit zu kennen. Sie würde mit Liebe töten. In einer entlegenen Region seines Verstandes bildete sich die dumpfe Ahnung heraus, sie würde ihn, Mark, sprichwörtlich zu Tode drücken.
    Ein weicher, feuchter Geruch berührte seine Sinne, ein schwacher Duft von Gewürzen und Blumen, vermischt mit einem beißenden Duft, der irgendeinem tiefliegenden Zentrum seines Gehirns eine deutliche Botschaft gab. Schwach dachte er an eine Art von Pheromonen, Mark kämpfte den beinahe überwältigenden Drang, wieder auf die Frau zuzugehen, nieder und schlug seine Handfläche erneut gegen die rauhe Rinde, ängstlich um die Haut seiner Hand bedacht, benutzte er den Schmerz als Schutzschild. Er überwand sich, einen weiteren Schritt nach hinten zu machen, und wiederholte das jahrhundertealte, deutsche Gebet. Verdoppelte Furcht traf Mark wie ein körperlicher Schlag, denn dieses Mal schien das Gebet keine Wirkung zu zeigen. Die Weiße Frau bewegte sich bis Armeslänge auf ihn zu, und Mark merkte, wie er schwankte, als sie vor ihm ankam. Sein Geist schien in ihm selbst begraben zu sein und war Zeuge, wie ihr Körper außer Kontrolle geriet.
    Er ignorierte den Schmerz in seiner Hand und machte einen kleinen Schritt in Richtung seiner Zerstörung. Und in den Mauern des Gefängnisses seines Geistes schrie Mark vor Verzweiflung gellend auf.
    Dann wirbelte die Weiße Frau herum, als ein entferntes Horn erklang, gefolgt von einem verrückte Freude ausdrückenden Lachen.
    Das Jagdhorn posaunte in die Nacht, und das Schlagen von Hufen hallte durch die Bäume. Als sie zögerte, spürte Mark, wie ihre Macht über ihn abnahm. Sie sah ihn an, und er fühlte wieder, wie die Leidenschaft in seinem Körper explodierte. Die Weiße Frau schritt nach vorne und hielt die Hand ausgestreckt. Plötzlich fiel eine Gestalt oben aus den Bäumen, ein Junge oder ein kleiner Mann. Er stellte sich vor Mark und hielt eine Hand hoch, die Innenfläche der Weißen Frau zugewandt. Augenblicklich schrumpfte die Weiße Frau zusammen, und dann war sie plötzlich fort, als ob sie durch eine

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