Der Elfenhuegel
unsichtbare Tür geschlüpft wäre.
Mark zögerte nicht, sondern drehte sich um und floh; er stolperte durch die Dunkelheit, fort von dem Verrückten. Sein Fuß traf auf eine knorrige Wurzel, und er fiel. Der junge Mann versuchte aufzustehen, schaffte es aber nur, sich hinzusetzen. Er fühlte sich wie im Fieber, seine Kräfte schwanden. Dann glaubte er, Geräusche zu vernehmen, als ob Reiter durch die Wälder in seine Richtung preschten. Er kam mit Mühe auf die Füße, griff nach einem Baum und atmete tief, um seinen Kopf zu klären. Er zwang sich zur Ruhe und schaute sich um. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Von hinten wurde das Geräusch der Reiter lauter.
Mark drehte sich in Richtung des Geräusches um, dann schreckte er gegen den Stamm zurück; winzige Gestalten konnte man erkennen, die zwischen den Bäumen hin und her stürzten. Dutzende leuchtende Körper, nicht größer als Spatzen, einige klein wie Insekten, eilten durch die Nacht. Das Schlagen ihrer winzigen Flügel verursachte ein Summen von geradezu hypnotischer Kraft, ein musikalischer Gegenpol zu dem Pochen des Blutes in Marks Schläfen. Eine Kreatur schoß, hinter Marks Baum hervor, wurde für einen Moment sichtbar – eine winzige Frau, kleiner als ein Kanarienvogel, nackt, mit goldenem Haar, dem schwachen Bild von kolibriähnlichen Flügeln auf dem Rücken, und eingetaucht in den blaugrünen Strahlenkranz aus Licht. Kleine Gestalten sprangen herum und hüpften wie Heuschrecken durch die Wälder. Mark fürchtete, das Bewußtsein zu verlieren, als er kleine Männer in grünen und roten Cutaway-Jacken, kleine Frauen in Kleidern aus feiner Gaze und Licht beobachtete. Er fühlte die Tränen sein Gesicht hinunterlaufen. Er fragte sich, ob er verrückt wurde, denn diese Kreaturen waren beides, unwirklich und doch nur zu wirklich. Aber sie hatten fremdartige Farben, als ob sie von innen aus leuchteten. Jede Kreatur war in scharf umrissenen Details zu sehen, während sie vorbeischoß.
Das krachende Geräusch von Pferdehufen, die auf das Unterholz schlagen, kündigte die Ankunft des nächsten Anschlags auf Marks Sinne an. Reiter von unglaublicher Erscheinung rasten Mark entgegen, und er fühlte, wie sich ein Schrei in seiner Kehle formte. Dann bedeckte eine Hand seinen Mund, und plötzlich tauchte der junge Mann wieder vor ihm auf. Er schnappte sich Mark mit einem erstaunlich starken Griff und zog ihn um einen Baum herum, hielt ihn fest, so, daß er Mark vor der Entdeckung durch die Reiter schützte.
Mark wurde hart gegen den Baum gedrückt, wie in einem Schraubstock festgehalten, indem sich der Körper des Jungen gegen seinen drückte.
Derselbe Geruch von Blumen und Gewürzen, den Mark gerochen hatte, als er die Weißen Frauen zum erstenmal sah, überfiel seine Nase, die Wirkung war aber weder erotisch noch berauschend, im Gegenteil, eher ernüchternd. Die Wälder hallten im Geräusch der vorbeischießenden Reiter wider, denen es offensichtlich unmöglich war, Mark und seinen Beschützer zu sehen. Mark konnte sich nur darüber wundern, daß die Reiter sie nicht entdeckten, wie sie sich beide an den Baum drückten, während die Pferde in so geringer Distanz, daß man sie berühren konnte, vorbeigaloppierten. Mark erspähte Gestalten von unmenschlicher Schönheit, die auf Pferden vorbeischossen, die nichts ähnelten, was Mark je gesehen hatte, merkwürdig würdevolle Tiere mit glühenden Augen, die beim Laufen beinah sacht schwebten, derart weich waren ihre Bewegungen. Die Tiere waren unwahrscheinlich weiß, eine glühende Schneefarbe tanzte mit eisblauen Höhepunkten, und in der Dunkelheit erschienen ihre langen Mähnen und federgeschmückten Schweife wie mit silbernem und goldenem Licht durchwirkt. Die Reiter trugen Rüstungen von ungewöhnlicher Farbe und Schnitt, in prächtigem Design, obwohl irgend etwas nicht stimmte. Verzierte Helme waren geschmückt mit etwas Herausragendem, welches die Klinge eines Schwertes fassen, sie aber nicht auf den Kopf stellen würde, einer war mit tiefschwarzen Adlerschwingen gekrönt, ein anderer mit elfenbeinfarbenen Hörnern, ein dritter mit Hirschgeweihen aus Gold. Die Helme und langen Speere und schlanken Lanzen, die sie trugen, schienen daran gewöhnt zu sein, die Zweige der Bäume, an denen sie vorbeiritten, zu beschädigen. Die Brustpanzer waren gekräuselt und mit Schnörkeln bedeckt; die Beinschienen, die Halsketten und Schilde, alles sah höchst dekorativ und nicht funktional aus. Dennoch waren es
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