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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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zurück, nahm auf seinem Sessel Platz und bedachte Henry mit einem breiten Grinsen.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte Henry misstrauisch.
    »Sie schicken jemanden her«, sagte Pyrgus.
    Der Jemand entpuppte sich als ein hübsches Mädchen mit den typischen Zügen der Lichtelfen. Sie brachte ein Tablett mit zwei hohen Gläsern, und Henry stellte ziemlich erleichtert fest, dass sie mit nichts Gefährlicherem als Limonade gefüllt waren. Er streckte die Hand aus, als das Mädchen die Gläser vom Tablett herunternahm, aber Pyrgus hielt ihn zurück. »Das ist doch für nachher!«, zischte er ihm zu, als hätte Henry sich irgendwie total danebenbenommen.
    Das Mädchen lächelte Henry an, griff sich in den Ausschnitt und zog einen glänzenden Schlüssel an einer Kordel heraus. Sie beugte sich vor, um ihn in einen schmalen Schlitz in der Mitte des Tisches zu stecken. »Viel Spaß bei eurem Bio-Sprudel-Erlebnis«, sagte sie professionell und verließ die beiden wieder.
    »Und jetzt?«, wiederholte Henry und hoffte, dass es nichts Anstrengendes war.
    »Wart’s ab«, sagte Pyrgus grinsend.
    Henry wartete.
    Nach einer Weile flüsterte er: »Worauf warten wir denn ei … WUUAA!«
    Ein leichter, sanfter Stromschlag fuhr ihm die Wirbelsäule hinauf, und sein Kopf explodierte wie eine Silvesterrakete. Sein ganzer Körper zersprang zu tanzenden Farbpartikeln, die sich zu obercooler Musik bewegten. Die Scherben seines Bewusstseins wurden in die Luft geschleudert und verharrten dort, als würde jemand mit ihnen jonglieren, wirbelten durcheinander und stürzten herab, während ein berauschendes Hochgefühl seinen Magen in Wallung versetzte – wo befand sich sein Magen überhaupt? –, bis Henry das Gefühl hatte, jeden Moment zu platzen. Dann war plötzlich alles vorbei.
    »War das nicht toll?«, schrie Pyrgus mit glänzenden Augen.
    Als Henry nach dem Glas griff, merkte er, dass seine Hand zitterte.
    Einmal, bei einem Urlaub in Spanien, hatte er Tamarindensaft serviert bekommen, der genauso lecker geschmeckt hatte. Mehr hatten die beiden Getränke allerdings nicht gemein. Schon beim ersten Schluck begann sich die Flüssigkeit in seinem Mund zu bewegen, wie eine Katze, die es sich gemütlich machte. Zuerst kam es ihm seltsam vor, aber nach einer Weile entschied Henry, dass er es angenehm fand. Er entschied sogar – während er sich in seinem Sessel zurücklehnte –, dass er den Bio-Sprudel-Spaß ziemlich gern mochte. Und Pyrgus und das Elfenreich mochte er sehr. Und Gespräche. Wie seltsam, dass er gerade schwieg.
    »Meine Schmerzen sind weg«, hörte er seine Stimme sagen.
    »Echt?«, sagte Pyrgus. »Wirklich weg?« Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.
    Sie unterhielten sich eine Weile über Henrys Schmerzen, vielleicht verging auch fast der ganze Nachmittag. Und sie kamen zu dem Schluss, dass Henry vorher unter starkem Stress gestanden hatte und durch Mr. Fogartys neuen Transporter nicht die geringste Besserung eingetreten war. Er hatte wohl Glück gehabt, dass der Apparat ihn nicht in den Wahnsinn getrieben hatte. Das fanden beide witzig, und sie mussten herzhaft lachen.
    »Apropos verrückt«, bemerkte Pyrgus später. »Bist du eigentlich in meine Schwester verknallt?«
    »O ja«, antwortete Henry sofort, ohne dass es ihm peinlich gewesen wäre – weder die Frage noch die Antwort.
    Pyrgus setzte sein Glas ab. »Sie versucht gerade einen Krieg anzuzetteln.«
    »Wie merkwürdig«, sagte Henry.
    Jedes Sesselpaar war durch einen Geheimhaltungszauber geschützt – zumindest behauptete Pyrgus das –, deswegen scheuten sie sich nicht, die Angelegenheit in Ruhe zu diskutieren. Sie sprachen über Hairstreaks Angebot und kauten durch, wie Blue reagiert hatte. Sie überlegten, wie viele Elfen – und Tiere, fügte Pyrgus eilig hinzu – zu Tode kommen würden, falls ein richtiger Krieg losbrach. Und sie überdachten sorgfältig Blues Haltung, seit sie Elfenkaiserin geworden war.
    »Jede Macht verdürpt einen«, stellte Henry nüchtern fest. »Eine apselute Macht verdürpt einen … apseluut!«
    »Wow!«, rief Pyrgus bewundernd aus. »Genau so ist es!«
    Sie redeten eine Weile über Korruption und entschieden dann, dass es Henrys Pflicht wäre, Blue davon zu überzeugen, dem Frieden eine Chance einzuräumen.
    Aber als sie zum Purpurpalast zurückkehrten, war Blue nicht mehr da.

 
SIEBENUNDZWANZIG
     
    A lles in Ordnung?«, fragte Blue.
    »Ja, bestens.«
    »Ich glaube, du bist ein bisschen nach unten gerutscht.«

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