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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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war nur: Wo befanden sie sich dann?
    Blue lehnte sich seufzend zurück (Flapwazzle musste eben irgendwie damit klarkommen) und verrenkte sich den Hals, um weiter sehen zu können. Backbord waren die Berge immer noch deutlich zu erkennen, also konnten sie nicht allzu sehr vom Kurs abgekommen sein. Doch direkt unter ihnen schien nur relativ nichts sagendes Ackerland zu liegen – sie konnten überall und nirgends sein.
    »Warum fragst du ihn nicht, wie viel Unterstützung er für diese Verhandlungen hat?«, wiederholte Flapwazzle, diesmal mit gedämpfter Stimme.
    Dann sah sie den Gratweg! Der uralte Erdwall zog sich wie eine Schlange bis zu einem stehenden Gewässer, das der Ormosee sein musste. Das bedeutete, dass sie überhaupt nicht weit von Hairstreaks neuem Anwesen entfernt sein konnten.
    »Hart steuerbord«, befahl sie dem Flieger mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Als die Maschine nach rechts abdrehte, wurde Blue wieder ruhiger und widmete ihre Aufmerksamkeit nicht mehr nur den Armaturen. »Warum ich ihn nicht frage, wie viel Unterstützung er für Verhandlungen hat?«, erwiderte sie mechanisch. »Ja, warum eigentlich nicht? Grandiose Idee.«
    Es war wirklich eine grandiose Idee. Sie hätte selbst draufkommen sollen, Hairstreak diese Frage zu stellen. Es war die eine Sache, Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, aber selbst wenn er es ernst meinte: Was nutzte es, wenn die Hohen Häuser der Nächtlinge nicht hinter ihm standen? Natürlich musste sie ihn das fragen. Und die Angelegenheit war delikat genug, um eine solche Frage persönlich und unter vier Augen zu stellen. Der gute alte Flapwazzle!
    Innerhalb des Cockpits brach ein Alarm los, und vor ihr auf dem Armaturenbrett begann ein rotes Licht zu blinken.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, fragte Blue genervt. Wahrscheinlich wieder eine Rüge, dass sie zu langsam, zu niedrig oder zu hoch flogen …
    »Wir werden von Bodenraketen ins Visier genommen«, verkündete die zaubergesteuerte Stimme des Fliegers.

 
ZWEIUNDDREISSIG
     
    D ie Liebe musste dran schuld sein, dachte Pyrgus. Sie war das Einzige, was den stillen, zurückhaltenden Jungen Henry in jene zupackende Persönlichkeit verwandelt haben konnte, die nun zackige Befehle erteilte und kein Nein akzeptierte. Henry war es, der die Mission leitete, Henry, der den Plan entwarf, Henry, der das Transportmittel orderte, Henry, der ihren Dreiertrupp (Madame Cardui hatte darauf bestanden, dass Kitterick mitkam) aus dem Purpurpalast hinausführte.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Pyrgus.
    Sie kauerten in einem Gebüsch und starrten zum Tor von Lord Hairstreaks Anwesen hinüber, das überraschenderweise offen stand und unbewacht war. Ihr Fahrzeug, ein frisierter Lieferkarren mit turboverstärktem Zauberantrieb und ohne Kennzeichen, parkte unauffällig an der nächsten Ecke. Kein Vergleich zu einem Privatflieger, dachte Pyrgus wütend.
    »Dürfte ich darauf hinweisen, meine Herren«, mischte sich Kitterick ein, »dass es vielleicht nicht unvernünftig wäre, für einen kurzen Moment die Lage zu überdenken.«
    Pyrgus schaute den Trinianer an. Er hatte ja Recht. »Nichts dagegen«, sagte er. Sein Blick schwenkte vorsichtig zu Henry hinüber.
    Henry schien ganz in Gedanken zu sein. Sein Gesicht wirkte wie versteinert. »Wir wissen, dass Blue zu Lord Hairstreaks Herrenhaus wollte«, sagte er leise, »aber wir wissen nicht, ob sie dort auch angekommen ist.«
    »Obwohl es doch sehr wahrscheinlich ist«, sagte Pyrgus und fügte hinzu: »Wo sie doch mit einem Privatflieger unterwegs ist!«
    »Wenn ich vielleicht meine Meinung kundtun dürfte, Kronprinz, Iron Prominent«, sagte Kitterick. »Ich denke, wir dürfen es als Tatsache betrachten, dass Ihre Majestät in Lord Hairstreaks Residenz eingetroffen ist.«
    »Unsere Aufgabe ist es, sie zu retten«, sagte Henry.
    »Unsere Aufgabe ist nichts dergleichen«, sagte Pyrgus. »Zumindest jetzt noch nicht.« Was war nur mit Henry los? Blue – oder alles, was mit Blue zu tun hatte – schien ihn vollkommen durcheinander zu bringen. »Unsere Aufgabe ist es, uns davon zu überzeugen, dass es ihr gut geht, hoffentlich, ohne einen diplomatischen Zwischenfall auszulösen. Und wenn es ihr gut geht, lassen wir sie in Ruhe.«
    »Unsere Aufgabe ist es, sie zu retten«, wiederholte Henry, als hätte Pyrgus nichts gesagt.
    »Na ja, vielleicht«, sagte Pyrgus gereizt. Er war ganz und gar dafür, seine Schwester zu retten, aber seit dem Tod seines Vaters wurde ihm so langsam

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