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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Das Licht wirkte seltsam – eher wie helles Mondlicht mit einem speziellen Blauton –, aber es war alles deutlich zu erkennen. Der 3-D-Effekt war schon beeindruckend.
    »Wie ändere ich den Blickwinkel?«, fragte er.
    »Mit dem Steuerknüppel, Sir.«
    Hairstreak blickte unabsichtlich in Richtung des Steuerknüppels und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er ihn immer noch sehen konnte, trotz Sichtbrille. Wenn er sich ein wenig konzentrierte, konnte er sogar alles in dem engen Kontrollraum erkennen, auch Pelidne. Und zugleich nahm er voll und ganz wahr, was draußen vor sich ging. Es war ein unglaubliches Stück Zaubertechnik, die eindeutig die tiefsten Schichten seines Bewusstseins beeinflusste. Er streckte die Hand aus und ergriff den Steuerknüppel.
    Sofort begann er unkontrolliert zu rotieren, taumelte und kreiselte mit seinem virtuellen Körper, der draußen umherschwebte. »Huch!«, entfuhr es ihm.
    »Vorsichtig, Sir … Man braucht ein wenig Übung.«
    Irgendwo musste es eine Bedienungsanleitung geben. Aber inzwischen hatte er den Steuerknüppel schon wieder unter Kontrolle (wobei er erleichtert feststellte, dass das Kreiseln aufgehört hatte) und bewegte ihn nur um Haaresbreite nach vorn.
    Sofort landete er auf dem Erdboden, von wo aus man einen weiten Blick über die Hauptstraße hatte. Er zog den Knüppel wieder zurück und schoss hoch in die Luft, sodass er einen atemberaubenden Blick auf sein gesamtes Anwesen hatte. Das Gefühl war extrem berauschend. Wäre dieser Apparat nicht so grässlich teuer gewesen, hätte er ein fantastisches Spielzeug abgegeben.
    Unter Pelidnes Anleitung bediente Hairstreak die Regler eine Weile, bis er den Bogen raushatte. Es war wirklich unglaublich. Einzig und allein mithilfe der Sichtbrille und des Steuerknüppels konnte er jeden Winkel seines Grundstücks abschreiten, seine Verwalter bespitzeln, sich unsichtbar an seine Wachen heranschleichen – selbst eine einzelne Blume begutachten, die ihm gefiel. Natürlich war alles nur Illusion, aber erstaunlich realistisch. Selbst an das seltsame Licht gewöhnte man sich.
    »Ist alles bereit für einen Test?«, fragte er.
    »O ja«, versicherte ihm Pelidne.
    Hairstreak zögerte. »Was ist mit unseren eigenen Leuten? Besteht für sie irgendein Risiko?«
    »Nein, Sir, sie sind markiert.«
    »Und Leute, die von draußen kommen?«
    »Solche Leute soll das System ja gerade angreifen.«
    Hairstreak warf ihm einen Blick zu und runzelte die Stirn. »Es wäre ja durchaus möglich, dass ich irgendwann auch mal Gäste einzuladen gedenke«, sagte er sarkastisch.
    »Man kann es so programmieren, dass es einzelne Personen ignoriert«, erklärte Pelidne. »Oder gewisse Gruppen. Wie zum Beispiel alle Nachtelfen. Oder Leute ab einem gewissen Alter. Oder alle männlichen Personen, die ein Piratenkostüm tragen. Sehr variabel. Und praktisch, wenn Sie zum Beispiel irgendwann mal einen Maskenball veranstalten möchten, Sir.«
    »Aber bis jetzt hat man es noch gar nicht programmiert?«, fragte Hairstreak. »Also würde es jeden angreifen, der sich in Reichweite befindet?«
    »Außer unsere eigenen Leute. Nachdem es mit Waffen bestückt worden ist, versteht sich.«
    Hairstreak leckte sich die Lippen. »Wie bestückt man es?«, fragte er.
    »Der rechte Regler auf dem Schaltpult«, sagte Pelidne.
    Mit einem Wonnegefühl langte Hairstreak hinüber und legte den Schalter um. Eine Reihe von sieben Kontrolllämpchen begann langsam aufzuleuchten, eins nach dem anderen. Er konzentrierte sich wieder auf die Szene im Freien und merkte, dass das blaue Licht einer sehr viel realistischeren Farbgebung gewichen war, wenn auch nur so hell, dass auch Nachtelfen es noch als angenehm empfanden.
    »Und nun lass ihn frei«, flüsterte Hairstreak, dessen Stimme plötzlich ganz heiser klang.

 
DREISSIG
     
    S einer Augenform nach zu urteilen war der Junge ein Lichtelf, ein zerlumpter Kerl, der kaum älter als dreizehn sein mochte. Die Diener hatten ihn erwischt, wie er am Rande von Hairstreaks Grundstück umhergestreift war – ohne sich großer Gefahr auszusetzen, da das Sicherheitssystem noch nicht mit Waffen ausgerüstet war. Der Junge behauptete, sich beim Holzsammeln für seine Mutter verirrt zu haben – was durchaus stimmen konnte. Am Rande des Anwesens lebten einige weniger gut situierte Lichtelf-Familien, und nachts wurde es bereits merklich kühler. Doch in dem kleinen Häuschen hatte in der vergangenen Nacht kein Feuer mehr gebrannt. Hairstreaks Wachen

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