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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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hatten den Jungen ergriffen und in einen Käfig gesperrt, der nun auf der Hauptstraße von einem Baum herabhing – als Warnung für andere.
    »Ich denke, das ist kein Test im eigentlichen Sinne«, sagte Pelidne leise. »Der Junge wird wohl kaum auf das Herrenhaus zu laufen.«
    Hairstreak beobachtete fasziniert, wie zwei seiner Diener den Käfig zu Boden ließen, ihn entriegelten und dann zwischen den Büschen verschwanden. Obwohl er nun frei war, verharrte der Junge, wo er war, und starrte den beiden misstrauisch hinterher.
    »Ob nun auf das Haus zu … oder vom Haus weg.« Hairstreak zuckte mit den Schultern. »Ist doch egal, solange das System einwandfrei funktioniert.«
    Schließlich rutschte der Junge zögernd an den Rand des Käfigs und prüfte die Tür. Sie schwang auf. Aber er kam immer noch nicht heraus, sondern ließ seinen Blick in beide Richtungen über die Hauptstraße wandern, als rechnete er damit, dass jemand kommen würde, um ihn zu packen.
    »Wo ist der nächste Knotenpunkt?«, erkundigte sich Hairstreak neugierig.
    »Weniger als dreißig Meter entfernt, Sir.«
    »In welche Richtung?«
    »In jede Richtung. Das Grundstück ist gespickt damit.«
    Nun verließ der Junge den Käfig. Das Nächstliegende wäre gewesen, die Auffahrt hinunter zum Haupttor zu flüchten, aber dafür war er eindeutig zu klug. Er wartete einen Moment und schien dann seine Entscheidung zu treffen. Geduckt überquerte er die Auffahrt in der entgegengesetzten Richtung zu der, die die Diener eingeschlagen hatten, und verschwand zwischen den Rhododendronbüschen. Hairstreak zog den Steuerknüppel behutsam an sich und schwebte nach oben, um die Verfolgung aufzunehmen.
    Von seinem neuen Aussichtspunkt aus konnte er sehen, wie der Junge über das wild wuchernde Gras rannte, so schnell er konnte. Wie Pelidne vorausgesagt hatte, kam er kaum dreißig Meter weit, als auch schon ein Schnapper aus seinem Bunker sprang und ihm nachjagte.
    Das Kind hatte nicht die geringste Chance. Die Bestie traf ihn mit voller Wucht in die Seite, schlug ihn heftig zu Boden und sprang ihm unter wildem Geknurre auf den Brustkorb. Der Junge hatte Mut, das musste Hairstreak ihm lassen. Er schlug wild um sich und wand sich verzweifelt, um sich zu befreien, doch das Wesen schlug ihm seine Metallzähne in die Schulter, und Sekunden später verdrehte der Junge die Augen und regte sich nicht mehr.
    »Welche Sicherheitsstufe ist das?«, fragte Hairstreak neugierig.
    »Die erste, Sir, für Testzwecke: aufspüren, festhalten und bewegungsunfähig machen. Bei Stufe zwei würde der Schnapper ihm den Arm abbeißen: aufspüren, festhalten, bewegungsunfähig machen und verstümmeln. Bei Stufe drei bringt er ihn um: Lizenz zum Töten.« Pelidne zögerte. »Möchten Sie, dass ich die Stufe erhöhe, Sir?«
    »Nein, damit warten wir, bis ich mehr Zeit habe, es richtig zu genießen«, sagte Hairstreak.
    »Wie soll ich mit dem Jungen verfahren?«, fragte Pelidne.
    »Lass ihn laufen, sobald er wieder aufwacht. Es schadet überhaupt nicht, wenn er von seinen Erlebnissen berichtet – das hält andere Eindringlinge zurück.« Hairstreak wollte gerade seine Sichtbrille abnehmen, doch plötzlich hielt er inne. »Was ist das für ein Geräusch?«
    »Ein Geräusch, Sir?«
    »Dieses hohe Fiepen.«
    Pelidne beugte sich vor und verstellte etwas am Schaltpult. Ein durchdringender Ton erfüllte den kleinen Raum. »Flugalarm, Sir.«
    Ein Ausdruck von freudiger Überraschung huschte über Hairstreaks Gesichtszüge. »Wie interessant. Mir war gar nicht klar, dass das System auch herannahende Flugobjekte erkennt.«
    »Das Zauberfeld bildet einen Zugriffsbereich mit dem Haus als Mittelpunkt. Es erkennt Eindringlinge im Luftraum, auf und unter der Erde. Natürlich ist dies hier sehr wahrscheinlich kein Angriff – wohl eher eine kommerzielle Fluglinie oder etwas in der Art. Das System ist aber auch in der Lage, Verletzungen des Luftraums in großer Höhe zu registrieren.« Pelidne verstellte einen weiteren Regler. »Wenn Sie Ihre Halsmuskeln entspannen, Sir, wird die Sichtbrille Ihren Kopf automatisch in die Richtung drehen, in der der Eindringling sich befindet, und wenn er zu weit entfernt ist, um mit bloßem Auge erkannt zu werden, simuliert die Brille ein Bild von ihm.«
    Hairstreak ließ sich im Sessel nach hinten sinken und erlaubte seinem Kopf, sich an der Rückenlehne abzustützen. Sofort jagte seine Wahrnehmung dort draußen durch die Luft, in Höhen hinauf, in denen er sich noch nie zuvor

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