Der Elfenpakt
befunden hatte. Er kam sich vor wie ein Berghaniel, der sich von einem schneebedeckten Gipfel in die Lüfte schwingt.
»Das ist keine kommerzielle Fluglinie«, sagte er leise. »Es ist ein Privatflieger.«
Der hohe Fiepton ging plötzlich in ein alarmierendes Piepen über. »Und er ist gerade in den Erkennungsraum eingedrungen«, sagte Pelidne. »Möchten Sie ihn abschießen, Sir?«
Hairstreak hob eine Augenbraue über den Rand seiner Sichtbrille. »Kann ich das denn?«
Pelidne lächelte ein kaltes kleines Lächeln. »Es ist sogar Ihr Recht, Sir. Das Flugobjekt hat soeben Ihren Luftraum verletzt. Drücken Sie einfach nur den roten Knopf oben am Steuerknüppel, das System erledigt dann den Rest.«
»Faszinierend«, sagte Hairstreak.
Sein Daumen strich über den roten Knopf.
EINUNDDREISSIG
B lues Privatflieger war ein Einsitzer in Form eines Wurfpfeils, elegant in Hochglanzschwarz lackiert und innen mit dunkelroter Polsterung. Stimmerkennungsregler reagierten auf jede kleinste Kleinigkeit, und der erst kürzlich installierte Zauberkompressor bewirkte, dass der Flieger durch die Luft schoss wie ein Komet. Normalerweise liebte Blue es, damit zu fliegen, aber dieser Flug war eine Ausnahme.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte sie.
»Ja, bestens.« Flapwazzle drückte sich beruhigend gegen ihren Rücken.
»Sicher?«
»Ich kann doch nicht lügen.«
Das Problem war, dass sie sich nicht bequem hinsetzen konnte. Normalerweise lehnte sie sich in dem dunkelroten Sitz zurück, missachtete sämtliche Sicherheitsvorschriften und flog mit Höchstgeschwindigkeit. Aber mit Flapwazzle an ihrer Wirbelsäule wollte sie sich nicht anlehnen, aus Angst, ihn zu zerquetschen. Und um zu vermeiden, dass sie durch die Beschleunigung in ihren Sitz gedrückt wurde, ließ sie den Flieger nur in einer langweilig lahmen Geschwindigkeit vor sich hin dümpeln. Unglücklicherweise war er nicht dazu geschaffen, auf diese Art geflogen zu werden. Er wurde launisch und verlangte ständige Aufmerksamkeit. Also beugte sie sich vor, legte die Stirn in Falten und versuchte, ihm gut zuzureden, während sie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und einen steifen Hals bekam.
»Wie lautet unser Plan?«, fragte Flapwazzle.
»Wie, unser Plan?«, erwiderte Blue unbestimmt. Der Flieger begann zu ihrer Erleichterung gerade wieder schneller zu werden, doch als sie nach unten blickte, stellte sie fest, dass sie die Orientierung verloren hatte. Ein netter Schwatz mit Flapwazzle war das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnte.
»Unser Plan, wenn wir bei Hairstreak ankommen. Was willst du ihm sagen? Als Begründung für deinen Besuch?«
Guter Hinweis, dachte Blue, trotz ihrer anderen Sorgen. Es war wichtig, dass Lord Hairstreak keinen Verdacht schöpfte. Er mochte ihr Onkel sein, aber so gut verstanden sie sich eigentlich nicht, deswegen konnte sie schlecht behaupten, sie sei einfach nur auf eine Tasse Jakobskraut vorbeigekommen.
Nach einer Weile sagte sie: »Ich werde ihm sagen, dass ich Details über sein Angebot erfahren möchte.«
»Würdest du dafür nicht einfach einen Unterhändler schicken?«
Das würde sie wohl. Außerdem: Was für Details sollte er ihr schon geben? Sein Angebot lautete: Verhandlungen zu führen. Man konnte es annehmen oder ablehnen.
»Außerdem: Was für Details sollte er dir denn geben?«, ergänzte Flapwazzle und folgte damit genau ihrem Gedankengang.
»Hast du einen Vorschlag?«, fragte Blue, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Querneigung steuerbord, Wolke ausweichen«, murmelte sie dem Flieger zu.
»Warum fragst du ihn nicht, wie viel Unterstützung er für diese Verhandlungen hat?«
Der Flieger sank unter die Wolkenlinie, und Blue stellte zwei Dinge fest: erstens, dass sie sich nicht mehr über der Stadt befanden. Und zweitens, dass sie eindeutig vom Kurs abgekommen waren. Lord Hairstreaks neues Herrenhaus war das frühere Tellervo-Anwesen, das nordwestlich nicht weit vor der Stadt lag.
Das Tellervo-Anwesen war unverwechselbar, sogar aus der Luft. Der alte Zoilus Tellervo war davon besessen gewesen, Zierbauten errichten zu lassen – meist Imitationen uralter Ruinen –, und es gab Unmengen davon, die kreuz und quer über das gesamte Anwesen verteilt waren. Bis jetzt hatte Hairstreak nur noch keine Zeit gehabt, sie zu sprengen. Die Landschaft dort unten aber wies überhaupt keine Ruinen auf, weder falsche noch echte – also befanden sie sich eindeutig noch nicht über dem Grundstück von Hairstreak.
Die Frage
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