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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Entfernung, klangen aber auf interessante Weise ziemlich dringlich. Er war sich nicht ganz sicher, aber die Schreie schienen die einer Frau zu sein. Genauer gesagt, die eines Mädchens.
    »Was ist das?«, fragte Aisling.
    Mit Aisling ging alles langsamer. Hairstreak konnte mit seinem neuen Körper endlos marschieren, ohne zu ermüden, aber Aisling war nach den ersten paar hundert Metern nur noch ein Haufen Klagen. Ihre Füße schmerzten. Ihre Beine schmerzten. Sie zerkratzte sich die Hand an einem Dornbusch. Sie bekam keine Luft mehr. Der Wald stank. Konnten sie sich nicht mal eine Weile ausruhen?
    »Irgendjemand ist in Not«, sagte Hairstreak einfallslos. »Du bleibst hier. Ich gehe los und schaue nach.«
    Er rechnete damit, dass sie protestieren würde, aber sie sagte bloß: »Bitte pass auf dich auf, Liebling.«
    Es war merkwürdig, Liebling genannt zu werden, aber es gefiel ihm ziemlich gut. »Benutz deine Pfeife, wenn dir irgendetwas zu nahe kommt.«
    »Natürlich«, sagte Aisling. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen schnellen Kuss zu geben. Das gefiel ihm auch.
    Wieder erklang ein Schrei.
    Hairstreak schaltete den Turbo seines neuen Körpers ein und rannte los. Er hielt sich zumeist an Waldwege, aber von Zeit zu Zeit schlug er sich direkt durch das Unterholz. Unbewusst registrierte er die Striemen und Kratzer. Und die Schmerzen ebenso. Die Vereinigten Magischen Dienste hatten dafür gesorgt, dass der Körper im üblichen UmfangSchmerz empfand, denn Schmerz war ein notwendiges   – und vertrautes   – Signal für eine Fehlfunktion. Aber der Schmerz war weniger aufdringlich als in einem echten Körper aus Fleisch und Blut, und wenn er zu lästig wurde, konnte Hairstreak ihn jederzeit durch einen kleinen Schalter ausstellen, der in seiner linken Brustwarze angebracht war. Aber jetzt war er viel zu abgelenkt, um darauf zu achten. Die Schreie   – es waren definitiv die eines Mädchens   – stammten garantiert von Mella. Schließlich wimmelte der Wald nicht gerade von jungen Frauen. Vielleicht war sie von einem Mantikor erwischt worden oder gestürzt und hatte sich ihr blödes Bein gebrochen. Die Frage war nur, welche Mella? Mit etwas Glück war es die echte. In diesem Fall konnte er sie kaltmachen und weiter nach dem Klon suchen. Aber wenn es der Klon war   …
    Er erhöhte seine Geschwindigkeit um einen weiteren Grad.
    Die Schreie waren jetzt dramatischer und kamen aus der Nähe. Sie wurden von anderen Geräuschen überlagert, einem tierischen Knurren und einem knackenden Geräusch wie dem Brechen von Knochen. Jemand wurde attackiert, aber solange sie noch schrie, war sie noch nicht tot. Hairstreak legte noch einmal zu. Er rannte einen schmalen Pfad entlang und dann quer durch den Wald in Richtung der Geräusche. Er brach durch eine Wand aus Gebüschen hindurch und fand sich auf einer breiten Lichtung wieder. Er war nicht länger allein.
    Der Mantikor schien sich in eine Zerstörungswut gesteigert zu haben. Er kauerte über dem Mädchen, stieß bösartig mit seinem Skorpionschwanz nach ihr und zerrte mit seinen grässlichen Reißzähnen an ihr herum. Die Kleider des Mädchens waren zerrissen und ihr Körper blutüberströmt. Wenn sie beim ersten Angriff gegen das Biest gekämpft hatte, so kämpfte sie jetzt nicht mehr. Ihr Körper war schlaff wie der einer Stoffpuppe. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Kehle war blutig und entblößt. Das Mädchen war Prinzessin Mella, nach den Resten ihrer zerrissenen Kleidung zu urteilen. Und sie war nicht die, die schrie.
    Hairstreak hatte das Gefühl, als wäre er von einem Zeitlupezauber erwischt worden. Die Zeit, die eben noch gerast hatte, kroch jetzt. Der riesige Skorpionstachel stieß in einer Art grässlichem Reflex wieder und wieder in den Boden, jetzt wo das Mädchen tot war. Hairstreak drehte sich langsam nach der Quelle der Schreie um und ließ ein tiefes, langsames Dankesgebet an die Mächte der Finsternis erklingen: Das Mädchen, das schrie, war der Mella-Klon. Sie stand wie gelähmt mehrere Meter von dem Mantikor entfernt an einem Baum. Sie sah entsetzt aus, war aber körperlich unversehrt.
    Der Mantikor ließ Mellas Körper fallen und schwang seinen Kopf herum, um Hairstreak mit glühenden Augen finster anzustarren. Er öffnete sein Maul voller blutbefleckter Zähne und brüllte, ein derart ausufernder Laut, dass die Bäume zu beiden Seiten davon widerhallten und ihre Blätter raschelten. Dann warf er sich, immer noch mit der

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