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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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schrecklichen Langsamkeit, die die ganze Begegnung auszeichnete, nach vorn und begann auf ihn loszustürmen. Schwellende Muskeln trieben federnde Tatzen in gleichmäßiger Hast voran.
    Der Mantikor war riesig. Es war der erste, den Hairstreak außerhalb des Labors aus der Nähe erblickte. Bei der Auswilderung waren sie ungefähr so groß wie ein mittelgroßer Hund gewesen, aber offensichtlich fingen sie an diesem Punkt überhaupt erst an zu wachsen. Dieser hier war größer als ein Ochse, so hoch wie ein Elefant und merklich länger, als er seinen Skorpionschwanz entrollte. Trotz seiner Größe erwog Hairstreak einen Moment lang die Möglichkeit, mit ihm zu kämpfen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er diesem Gedanken niemals Raum gegeben, aber etwas in seiner neuen Beziehung zu Lady Aisling beflügelte ihn zu heroischen Taten. Und ein Kampf war kein völlig absurder Gedanke. Sein neuer Körper war quasi unzerstörbar   – das hatte der Verkäufer jedenfalls behauptet.
    Aber da blieb eine Schwachstelle: Sein echter Kopf war immer noch so verletzlich wie eh und je. Ein Knirschen diesergewaltigen Zähne und er war tot. Er dachte an eine Zeit zurück, als ihm dieser Ausgang willkommen gewesen wäre, aber das war sehr lange her. Er stand an der Schwelle zum größten Coup seiner ganzen Karriere, bereit, das Elfenreich und andere Länder zu regieren, bereit, der größte Herrscher der Geschichte zu werden. Diese blutige Szene zeigte ohne jeden Zweifel, dass sein Geschick sich gewandelt hatte. Prinzessin Mella war tot. Ihr verängstigter Ersatz stand unverletzt nur ein paar Meter von ihm entfernt. Er musste den Klon natürlich erst mal beruhigen und sie überreden, die Schrecken der letzten Minuten wieder zu vergessen. Aber sie war immer fügsam gewesen und er rechnete nicht mit Schwierigkeiten. Also war es vielleicht am besten, keine Zeit mit gefährlichen Heldentaten zu verschwenden. Besonders wenn Aisling gar nicht da war, um sie zu sehen.
    Die Zeitlupe kippte, und er war mit einem Biest konfrontiert, das rasend auf ihn losstürmte. Trotz seiner Größe bewegte es sich mit der Schnelligkeit einer zuschnappenden Schlange. Die langen Vorderbeine überwanden die Entfernung in alarmierender Geschwindigkeit. Der Mantikor hatte bereits mehr als die Hälfte der Lichtung hinter sich gebracht. Sekunden später spürte Hairstreak schon die Hitzewelle seines stinkenden Atems. Seltsamerweise stach vor allem der Geruch nach einer alternden Frucht hervor. Die Kreatur brüllte. Hairstreak drückte auf den Knopf an der Pfeife um seinen Hals.
    Der Ton war zu hoch für Elfenohren, aber der Mantikor reagierte auf der Stelle. Er blieb abrupt stehen, nur ein paar Meter von Hairstreak entfernt, verharrte einen Moment und schwang seinen riesigen Kopf hin und her. Dann hob er, in einer seltsam katzenartigen Bewegung, ein Vorderbein, um damit über sein Ohr zu streichen. Ein verblüffter Ausdruck trat in seine Augen und er machte ein paar Schritte rückwärts. Dann drehte er sich plötzlich weg und sprang über die Lichtung davon. Hairstreak hatte angenommen, dass er Hals über Kopf fliehen würde, aber er nahm sich die Zeit, denschlaffen Körper der toten Mella zu packen. Mit dem Körper im Maul drehte er sich noch einmal zu ihm. (Ihr Gesicht sah im Tod überraschend heiter aus.) Dann stolperte der Mantikor davon, tief in den Wald hinein.
    »Onkel Hairstreak!«, kreischte der Mella-Klon. »Ich hatte solche Angst, aber ich wusste, du würdest mich retten!«
    Seit er die Lichtung betreten und begriffen hatte, dass die beiden Mädchen aufeinandergestoßen sein mussten, hatte er sich Sorgen gemacht, ob der Mella-Klon vielleicht Schwierigkeiten machen würde. Es war schwierig zu ermessen, was für eine Wirkung das Zusammentreffen von Klon und Original haben konnte. Aber ihre Worte beruhigten ihn. Sie war immer noch die gleiche alte Mella, die er in den vergangenen Jahren so sorgfältig erzogen hatte. Hairstreak ging zu ihr hinüber und legte ihr den Arm um die Schulter. Sie zitterte, aber sie sah ihn vertrauensvoll an.
    »Nun komm«, sagte er. »Ich werde dich nach Hause bringen.«
    »In deinen Bergfried?«, fragte Mella.
    Mit einer plötzlichen Aufwallung tiefer Befriedigung schüttelte Hairstreak den Kopf. »Zum Purpurpalast«, sagte er. »Es ist an der Zeit, dass du den Platz einnimmst, der dir gebührt.«

Neunundvierzig
    Blue würde ihn umbringen, dachte Pyrgus, wenn sie es jemals herausfände. Und wahrscheinlich verdiente er das sogar.

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