Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
mehr viel Zeit.«
Mella sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Er kann uns nicht kriegen, während wir von deinen Mantikoren umgeben sind, oder?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte der Yidam sanft. »Aber du kannst dich nicht für immer verstecken …«
Mella fragte sich, ob es irgendeine Strafe für das Strangulieren eines Alten Gottes gab. Der Yidam war die ärgerlichste Kreatur, die sie je getroffen hatte. Sie hatte überhaupt nicht vor, sich für immer zu verstecken. Sie wollte doch bloß ein bisschen Unterstützung …
»Ich habe eine Idee«, sagte Mella II plötzlich. Sie packte Mella am Arm. »Lass uns mal einen Moment allein reden.«
»Haltet euch von den Bäumen fern«, sagte der Yidam. »Aboventoun war mein Bote, aber die Waldmantikore kontrolliere ich nicht.«
Siebenundvierzig
»Gibt es denn eine Alternative?«, fragte Blue kühl.
Henry hasste es, wenn sie in dieser Stimmung war, obwohl er zugeben musste, dass sie berufsbedingt war. Mehr als alles andere, mehr als seine Frau, seine Geliebte und seine beste Freundin in beiden Welten zu sein, war Blue Kaiserin. Ihre höchste Verantwortung galt dem Wohl des Elfenreiches (und außerdem dem von Hael, aber daran dachte er nicht gern und nicht allzu oft), und in diesem Augenblick war das Elfenreich so bedroht wie nie zuvor.
»Nicht wirklich«, sagte er vorsichtig. »Aber das heißt nicht, dass wir diesen Vorschlag nicht gründlich abwägen sollten. Es ist eine extreme Aktion.«
»Es ist eine extreme Situation.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Pyrgus. »Das sind unschuldige Tiere.«
»Es sind Waffen«, sagte Blue knapp.
Der Vorschlag war von Madame Cardui gekommen und sofort von General Vanelke unterstützt worden, der, so Henrys Vermutung, immer noch über den abgebrochenen Rettungsplan für Mella verärgert war.
»Ich finde«, sagte Henry, »wir sollten uns immer noch auf Mella konzentrieren. Wir können immer noch … «
Mellas Verschwinden machte Blue wahnsinnig, etwas anderes hatte Henry allerdings auch nicht erwartet: Mutterliebe übertraf die Liebe der Väter zweifellos. Es musste sie fertigmachen, dass sie wegen Mella nichts unternehmen konnten, bis sie neue Informationen über ihren Verbleib hatten. Aber Blues Art, damit umzugehen, war, einen Angriff zu starten.
»Du weißt, dass wir derzeit keine Möglichkeit haben,Mella zu finden«, schnauzte sie ihn an. »Also hörst du vielleicht mal damit auf, unsere Zeit zu verschwenden und …«
Henry mied Konflikte, wann immer er konnte, aber das hieß nicht, dass er Angst vor einer Konfrontation hatte, wenn sie nötig war. Und jetzt war sie definitiv nötig. Er hielt Blues Blick stand und sagte bestimmt: »Es ist keine Zeitverschwendung, wenn es um die Sicherheit unserer Tochter geht. Kannst du deinen Verfolger reaktivieren?« Er registrierte die verblüfften Blicke im Kontrollraum. Verfolger waren vielleicht nicht mehr illegal, aber man betrachtete sie unter den Lichtelfen als extrem schlechten Stil. Der Gedanke, die Elfenkaiserin könnte tatsächlich einen einsetzen, war so undenkbar wie die Vorstellung, die Königin von England könnte bei der Horse Guards Parade in Rüschenunterwäsche auftauchen. Er wusste, dass Blue ihm nicht gerade dankbar sein würde, dass er den Verfolger in aller Öffentlichkeit erwähnt hatte, aber er geriet allmählich in Verzweiflung.
Blue starrte ihn finster an. »Also gut«, sagte sie wütend. Mein Verfolger wurde nie deaktiviert. Er hat sie schließlich entdeckt, als sie in Haleklind eintraf.« Sie zögerte, aber nur kurz. »Dabei kollidierte er mit Haleklinds neuesten magischen Sicherheitsmaßnahmen. Der Verfolger ist tot, Henry. Ich habe seine Leiche vor einer Stunde zur Einäscherung zurück nach Hael geschickt.«
»Oh«, sagte Henry bedrückt. Aber er konnte es sich nicht leisten, allzu lange bedrückt zu bleiben. »Also gut, streichen wir den Verfolger. Wir wissen also nicht, wo sie ist, und wir können es auch nicht auf die Schnelle herausfinden, aber wir können recht sicher sein, dass sie immer noch in Haleklind ist. Wie vernünftig ist es, einen Krieg gegen Haleklind vom Zaun zu brechen, solange sie noch da ist?«
»Wir brechen keinen Krieg vom Zaun«, brummte Vanelke. »Sie tun es.«
»Wir brechen keinen Krieg vom Zaun«, wiederholte Blue. »Wir machen einen Erstschlag. Die ganze Idee ist, einen Krieg damit zu verhindern.«
»Wir diskutieren Madame Carduis Vorschlag eines Erstschlages«, korrigierte Henry sie.
»Und
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