Der Energiekörper des Menschen - Handbuch der feinstofflichen Anatomie
endokrinen System.
Beispielsweise produziert die Schilddrüse ein Hormon, das den Stoffwechsel direkt reguliert. Das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4 oder Tetraiod-L-thyronin) entscheidet über den Grundumsatz des Körpers und die Energieproduktion. Probleme mit der Schilddrüsenfunktion wirken sich auf den Stoffwechsel aus. Bei Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist er zu hoch und bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu niedrig. Die Schilddrüse produziert auch Calcitonin, ein Hormon, das den Kalziumgehalt des Blutes senkt und stabilisiert.
Auch die Hirnanhangsdrüse oder Hypophyse beeinflusst den Stoffwechsel. Die erbsengroße Drüse an der Schädelbasis produziert nicht nur eigene Hormone, sondern steuert auch die Hormonproduktion anderer Drüsen. Hypophyse und Hypothalamus steuern viele Aspekte des Stoffwechsels, indem sie in perfekter Harmonie die Hormone zur Verfügung stellen, die der Körper braucht, um effizient arbeiten zu können.
Die Hormone Leptin und Ghrelin tragen ebenfalls zur Regulierung des Stoffwechsels bei. Leptin, das erst 1994 entdeckt wurde, wird genau genommen von Fett produziert und macht das Fett sozusagen zu einem endokrinen Organ. Leptin sagt dem Gehirn, wann gegessen werden soll. Während Insulin die Zellen zum Verbrennen oder Verbrauchen von Fett oder Zucker anregt, steuert Leptin die Speicherung und Nutzung von Energie in den Zellen. Leptin sagt dem Gehirn, was zu tun ist, nicht umgekehrt.
Ghrelin reguliert den Appetit, indem es ihn vor dem Essen erhöht und anschließend wieder vermindert. Dieses Hormon findet sich in kleinen Mengen in den Nieren, in der Plazenta, im Hypothalamus und in der Hypophyse, wo es auch die Ausschüttung von Wachstumshormonen anregt.
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DAS VERDAUUNGSSYSTEM
W ährend des Verdauungsprozesses wird Nahrung in Substanzen zerlegt, die absorbiert und für Energie und Wachstum sowie zur Reparatur des Körpers genutzt werden können. Das Verdauungssystem 58 , manchmal auch gastrointestinales System oder Magen-Darm-System genannt, besteht aus dem Mund, dem Hals, der Speiseröhre, dem Magen, dem Dünndarm, dem Dickdarm, dem Enddarm und dem After. Es ist zuständig für die Nahrungsaufnahme, für die Aufspaltung der Nahrung in verwertbare Komponenten (Fette, Zucker und Proteine), für die Aufnahme der Nährstoffe in den Blutkreislauf und für die Beseitigung der nicht verdaubaren Teile oder Abfallstoffe. Seine Organe produzieren auch Gerinnungsstoffe und Hormone, die nichts mit der Verdauung zu tun haben, entfernen giftige Substanzen aus dem Blut und verstoffwechseln Drogen und Medikamente.
Die wichtigsten Verdauungsorgane liegen in der Bauchhöhle, die vorn von der Bauchdecke, hinten von der Wirbelsäule, oben vom Zwerchfell und unten von den Beckenorganen begrenzt wird. Organe außerhalb des Magen-Darm-Trakts – die Bauchspeicheldrüse, die Leber und die Gallenblase – spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Verdauung.
VERDAUUNG UND DAS GEHIRN 59
Gehirn und Verdauungssystem arbeiten zusammen. Unter Wissenschaftlern ist schon Lange bekannt, dass das Gehirn die Verdauungsorgane über parasympathische Aktivitäten wie Sehen, Riechen und Schmecken stimuliert, die zum Beispiel ein Hungergefühl auslösen. Auch psychologische Faktoren wirken sich auf das Hungergefühl und die Verdauung aus, indem sie die Darmbewegungen, die Sekretion der Verdauungsenzyme und andere Verdauungsfunktionen beeinflussen. Tiefe Traurigkeit oder Wut setzen beispielsweise eine Kettenreaktion in Gang, die das Hungergefühl stimuliert oder reduziert und möglicherweise Gewichts-oder Verdauungsprobleme verursacht, manchmal sogar Darmerkrankungen.
Auf der anderen Seite beeinflusst das Verdauungsorgan auch das Gehirn. Beispielsweise beeinträchtigen lang andauernde oder immer wiederkehrende Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (RDS), Colitis ulcerosa und andere das emotionale Wohlbefinden, das Verhalten
und die allgemeine Funktionstüchtigkeit im Alltag. Diese Zwei-Wege-Verbindung wird auch als Bauch-Kopf-Achse bezeichnet.
Wegen ihrer zahlreichen Verbindungen zum autonomen Nervensystem sind die Verdauungsorgane die üblichen Schauplätze für psychosomatische Erkrankungen. Viele Patienten mit Reizdarmsyndrom haben auch irgendeine psychische Störung; ihr Reizdarmsyndrom wird unter Stress schlimmer. Auch Morbus Crohn wird mit emotionalem Stress in Verbindung gebracht. Manche Patienten, die unter Panikattacken leiden, berichten auch von Darmstörungen, deren Auslöser
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