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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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sprechen. Und jetzt nennt Euren Namen.«
    »Kennst du mein Habit nicht?«
    Der Kerl lachte spöttisch. » Canes domini ; wer kennt euch Schnüffler nicht. Euren Namen, aber schnell!«
    Jakob schob seinen Bauch vor, doch der Aufpasser ließ sich nicht einschüchtern, im Gegenteil, er rückte bedrohlich näher.
    »Besser, Ihr geht jetzt und kommt nie wieder«, knurrte der Breitschultrige. Er packte Jakob an der Schulter und schob ihn ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus.

Anker der Welt
    Zur verabredeten Zeit am frühen Mittag stand Cesare in der Tür und rief nach Serena. Bedrückt und bleich kam sie aus ihrer Kammer. Doch als Cesare ihr einen schüchternen Gruß zuflüsterte und dabei den Kopf schief legte wie jener schwarze Hund, den Serena vor Jahren als Spielkameraden gehabt hatte, mußte sie unwillkürlich lächeln. Immer wieder, wenn sie in der Nacht aus Alpträumen aufgeschreckt war, hatte sie sich gesagt, das Leben müsse weitergehen.
    Gib nicht auf, hämmerte sie sich ein und dachte daran, daß sie nicht nur sich selbst sehen durfte, sondern auch den kleinen Giovanni. Sie mußte sich um ihn kümmern; ohne sie war er verloren. Irgendwie spürte sie die Verantwortung und hatte auch das Gefühl, während der Nacht ein wenig erwachsener geworden zu sein.
    »Luigi hat ganze Arbeit geleistet«, flüsterte Cesare. »Die Leiche deiner Tante wurde in ein Haus der päpstlichen Kanzlei gebracht, und wenn es stimmt, was er entdeckt hat, dann liegt sie nun im Keller des Kanzleinotars Trippa.«
    Serena erwiderte kein Wort, sie ging einfach auf ihn zu und umarmte ihn; es beruhigte sie, seinen kräftigen Körper zu spüren. Sie legte ihren Kopf gegen seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Während sie leise schluchzte, hörte sie Cesares Herz pochen und glaubte, daß das Vertrauen und die Zuversicht, die er empfand, auch auf sie überging. Wie ein Stein, den man in einen Teich warf, in runden Kreisen Wellen über den glatten Wasserspiegel schickte, so durchströmte sie plötzlich eine heiße Kraft. Sie löste sich aus der Umarmung und blickte Cesare in die Augen.
    »Ich will die Tote sehen«, sagte sie mit fester Stimme. Cesare erschrak, dann nickte er grimmig. »Luigi wird uns zeigen, wie wir in den Keller gelangen. Du wirst deine Tante sehen. Komm, wir brechen auf.«
    Sie stürmten ins Treppenhaus, als Apollonia ein scharfes »Wohin?« rief. Abrupt blieb Serena stehen. Apollonia kam aus ihrer Kammer und musterte Cesare.
    »Wohin wollt ihr?«
    »Wir müssen etwas nachschauen«, antwortete Cesare und blickte die alte Ruffiana mit einem entwaffnenden Lächeln an.
    »Serena«, flüsterte Apollonia streng, »du weißt, daß du auf dich acht geben mußt. Ich verlasse mich auf dich. Denk an deinen Vetter.«
    »Keine Angst, Apollonia, ich passe schon auf mich auf.«
    Eine Stunde später kauerten Serena, Cesare und Luigi unter einem Treppenabsatz in einem Hinterhaus im Borgo und beobachteten einen Innenhof. Rings um sie befanden sich Räume der päpstlichen Kanzlei, und aus vielen Fenstern drangen Stimmen. In den Schreibstuben herrschte reges Treiben, und ab und an kam jemand auf den Hof heraus und verschwand in einem der benachbarten Eingänge.
    Die drei überlegten, ob sie es wagen konnten, offen über den Innenhof zu gehen, Trippas Treppenhaus zu betreten und geradewegs in den Keller hinunterzulaufen, oder ob es geschickter wäre, sich in einem unbeobachteten Augenblick hinüberzuschleichen und möglichst unerkannt zu bleiben. Serena drängte zur Eile, doch Luigi legte immer wieder den Finger auf den Mund und beschied sie abzuwarten.
    »Schleichen«, flüsterte er schließlich, und als es in den Schreibstuben ruhiger zu werden schien, huschte Luigi voraus. Serena folgte ihm und schlug das Kreuzzeichen, als sie unbemerkt die Kellertreppe erreicht hatte. Cesare bildete die Nachhut, er bewegte sich so geschickt, daß Serena der Verdacht kam, er sei ein geübter Einbrecher.
    Rasch tasteten sie sich die Treppe hinab und wandten sich nach links, wo sie nach wenigen Schritten auf eine versperrte Tür stießen. Serena sah ihre Zuversicht schwinden, aber Luigi griff in seine Hose, zog ein seltsam geformtes Eisenteil aus den Tiefen der Tasche und stocherte damit in dem klobigen Schloß. Im Treppenhaus wurden Stimmen laut. Serena hielt den Atem an, während Luigi weiter ungerührt mit seinem Werkzeug hantierte. Es war ziemlich düster, denn über die Treppe und ein schmales Schartenfenster drang nur wenig Licht herein. Luigi

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