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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Sinnlichkeit vor. Mit der linken Hand zupfte sie an ihrem Rock, fuhr sich mit der rechten durchs Haar, hob die Hand und deutete auf die Tür: »Gewiß möchtet Ihr in meinen Salon eintreten.«
    Als sie das französische Modewort gebrauchte, klang ihre Stimme geziert. Jakob erhob sich; er lächelte immer noch und genoß es insgeheim, daß er diese Frau so zu verwirren vermochte. Er nickte, und sie betrat einen breiten Flur, an dessen Wänden mannshohe Spiegel hingen, und führte ihn in einen großen Raum. Im Kamin glühten die Reste eines Feuers, es war angenehm warm. Seine Gastgeberin wies auf einen breiten Sessel; mit einem genüßlichen Stöhnen sank Jakob in die Kissen. Die Frau nahm ihm schräg gegenüber Platz, atmete tief ein und schlug die Beine übereinander; sie war ganz offensichtlich auf Wirkung bedacht. Jakob lächelte noch breiter als zuvor.
    »Meiner Torhüterin gegenüber spracht Ihr von der Casa Santa«, sagte sie nach einigem Schweigen. »Gern erfülle ich dem Haus des Heiligen Vaters jeden Wunsch, doch sprecht ihn bitte aus.«
    »Seid Ihr Claudia, Signora?«
    Sie nickte leicht, bejahte die Frage eigentlich mit ihren großen blauen Augen.
    »Ich bin auf der Suche nach Engeln.« Jakobs Stimme klang ungewohnt rauh.
    Ihre Augen funkelten auf, ein unschuldiges Blau wie der Himmel über Palestrina, bevor die Horden von Papst Bonifaz VIII. darüber herfielen. Was für ein Glück, dachte Jakob, daß Dante den Gaetani-Papst im Achten Kreis der Hölle kopfüber in den Felsspalten begraben hat. Zugleich rätselte er darüber, warum ihm im Angesicht dieser betörenden Frau jener Papst in den Sinn kam, von dem es hieß, er habe das kälteste Auge gehabt, das je an einem Menschen gesehen wurde.
    »Wie meint Ihr das?« fragte sie.
    »Verfügt Ihr über weitere Engel?«
    »Wieso weitere …«, stotterte sie und schlug die Augen nieder.
    »Neben Euch«, erwiderte Jakob und bemühte sich um eine feste Stimme.
    »Ach so«, entgegnete Claudia, und es klang wie ein erleichtertes Aufatmen. Noch ehe sie weitersprach, wußte Jakob, daß sie verneinen würde. »Ich verfüge über gar keine Engel, weder in jenem anmaßenden Sinn, der sich auf Heilige und Selige bezieht, noch in der Art, wie es manchen Signoras nachgesagt wird.«
    »Was für Signoras?«
    »Herr, tut nicht so scheinheilig; ich weiß genau, daß Ihr nach einer Ruffiana Ausschau haltet; aber ich bin keine, bin keine Kupplerin – oder sehe ich aus wie eine, die Zaubersäfte braut und Pasten anrührt, um sie anderen Mädchen zu verabreichen?«
    »Nein, Ihr dürft nicht denken, daß ich dergleichen vermute; es ist eher so, daß Ihr vielleicht die Güte habt, ausgewählten Freunden einen Gefallen zu tun, besonders wenn …« Jakob geriet ins Stottern und schwieg, ohne den Blick von ihr zu wenden. Ihm wurde so warm, daß er sich an den Hals faßte, als wolle er sich die Soutane über den Kopf ziehen.
    »Gut«, sagte Claudia und hielt seinem Blick stand, »dann ist es einfach. Ich kann Euch nicht helfen. Zwar ist mein Ruf angeschlagen, weil ich einmal eine Sünde begangen habe, aber mein Leben ist gottesfürchtig und zurückhaltend. Ich gehe selten aus dem Haus und empfange kaum Gäste. Glaubt mir, ich vermag es nicht, Freunden solche Gefallen zu tun.«
    Wieder schlug sie die Augen nieder und erhob sich. Ihre Hand wies zur Tür. Jakob stand ebenfalls auf, dann fuhr seine Hand über das teure Leder seines Sessels.
    »Wertvoll, nicht nur die Möbel«, murmelte er. »Hoffentlich zahlt Ihr Eure Steuern; mit Armellino ist nicht zu spaßen.«
    »Ihr könnt die Listen prüfen«, erwiderte sie rasch.
    »Das werde ich gewiß.« Jakob trat einen Schritt gegen Claudia vor; er sog den Duft ihres Parfüms ein und dachte angestrengt nach, wo er diesen Geruch schon einmal wahrgenommen hatte. »Ich werde wiederkommen; wer so lebt wie Ihr, der muß sich gut mit Engeln stehen.«
    Sie legte den Kopf schief. »Es ist wahr: Ich bete viel und fühle mich meinem Schutzengel vertraut.«
    Langsam schritt Jakob auf die erste Flügeltür zu; als er in dem breiten Flur mit den Spiegeln stand, drehte er sich um und fragte: »Kennt Ihr eine Antonia? Sie hatte braunes Haar.«
    Kurz nur blitzte es in ihre Augen auf, dann antwortete sie: »Bedauere.«
    Jakob nickte. Claudia lächelte, als er ging. An der Haustür angelangt, wandte er sich an die Bucklige und fragte barsch: »Gibt es noch einen Eingang in das Haus?«
    Er rückte ganz nah an sie heran, beinahe berührte sein gewölbter Bauch ihre

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