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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Brust, und seinen Augen verlieh er ein zorniges Funkeln. Die Drohgebärde wirkte, denn verdattert nickte die Frau und wies um die Ecke: »In die Gasse hinein auf die nächste Straße, von dort ist der breite Aufgang nicht zu verfehlen.«
    »Gut«, knurrte er und fuhr fort: »Darüber keinen Ton, verstanden?«
    Dann huschte er in die Gasse hinein und hinüber auf die Via Sudario. Der breite Aufgang sprang förmlich ins Auge und paßte bestens zu den gediegenen Räumen, in denen er mit Claudia gesprochen hatte. Jakob ging auf die Treppe zu, sah keine hundert Schritte weiter den Torre Argentina des Burckhardt von Straßburg und mußte unwillkürlich lächeln. Claudias Haupteingang lag direkt neben der Wohnung des päpstlichen Zeremonienmeisters. Der Dominikaner schritt die Stufen empor und packte den schweren Bronzeklopfer, als die Tür geöffnet und er von einer jungen Frau hereingebeten wurde.
    »Sicher möchtet Ihr«, flötete das junge Ding, »vorher in das Dampfbad gehen. Sollte Euch nach einer Massage sein, steht Euch Faisal zu Diensten. Für eine zartere Behandlung ruft mich; ich heiße Vanessa.«
    Sie verbeugte sich, und da sie ein luftiges Hemd trug, sah er für einen Moment ihre schweren Brüste. Als sie sich aufrichtete, lächelte sie und wies ihm den Weg in eine schmale Kammer.
    »Hier könnt Ihr Euch entkleiden und ein Tuch um Euch schlingen«, sagte Vanessa und deutete auf ein großes Leinentuch, das auf einer Holzbank lag. »Dann bringe ich Euch ins Bad.«
    »Erlaube mir, mein Kind, eine Frage. Kennst du eine Antonia?«
    Ihr Lächeln gefror, ihre Stirn legte sich in Falten, dann schüttelte sie den Kopf. »Leider bin ich erst seit kurzem hier und kenne nicht alle Damen.«
    »Wo kommst du her?«
    »Aus Frosinone. Zum Glück bin ich nach Rom gekommen, ehe die Horden des Vizekönigs eingefallen sind.«
    »Also bist du schon einige Wochen hier?«
    »Ja, Herr.«
    »Sind einige Mädchen von hier in den letzten Tagen spurlos verschwunden?«
    »Ich weiß nicht, Herr. In diesem Haus herrscht ein Kommen und Gehen. Ich kenne nur wenige Damen. Wir wohnen in unterschiedlichen Häusern, und Lydia sagt, keine von uns muß lange hier bleiben, denn sie macht aus uns richtige Cortigiani. – Glaubt Ihr, daß ich Talent habe?«
    Bei dieser Frage lächelte sie und begann, mit tanzenden Fingern und sich überkreuzenden Armen den Saum ihres Hemdes anzuheben; sie drehte sich wie eine Tänzerin auf Zehenspitzen einmal um sich selbst, hob den Stoff noch weiter an. Jakob hielt vor Überraschung für einen Moment den Atem an, ihre Brüste waren schön und beinahe schneeweiß. Dann senkte sich der Stoff, und sie schlug die Augen auf und betrachtete ihn forschend.
    »Ja, du hast Talent«, sagte Jakob und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Aber sage mir, habt ihr viele so hübsche Mädchen hier im Haus?«
    Sie zog einen Schmollmund. »Gefalle ich Euch nicht?«
    »Sogar sehr, aber eigentlich bin ich auf der Suche nach einem besonderen Engel.«
    »Wir sind viele Jungfrauen hier.«
    »Geht ihr auch in andere Häuser oder besucht edle Herrschaften?«
    Vanessa lachte, hob einen Finger und bewegte ihn tadelnd hin und her: »Es ist Euch lieber, wenn ich Euch besuche, ja? Ihr müßt nur mit Lydia sprechen, dann läßt es sich gewiß einrichten. – Doch kommt, das Bad wartet.«
    »Kann ich nicht gleich mit Lydia sprechen?« fragte Jakob und geriet ins Schwitzen, weil er begriff, daß er sich in Anwesenheit der Hure ausziehen sollte.
    »Lydia ist erst abends da; einstweilen könnt Ihr Euch bei uns wohl fühlen.«
    »Ach«, Jakob tat ganz überrascht, »jetzt habe ich etwas Dringendes vergessen. Ich muß in die Kirche, eine Messe lesen.«
    Er schüttelte den Kopf wie ein verwirrter alter Mann und ging auf die Tür zu. Als sie hinaus in die Eingangshalle traten, kam ein breitschultriger Mann auf sie zu und musterte Jakob durchdringend.
    »Wer seid Ihr? Euch kenne ich nicht, Ihr seid nicht angemeldet.«
    »Bedarf es der Anmeldung hier?«
    »Selbstverständlich. – Also, was wollt Ihr?« Der Mann baute sich drohend vor Jakob auf.
    Plötzlich begann Vanessa zu kichern und deutete mit dem Zeigefinger verstohlen auf sich.
    »Scher dich zum Teufel«, zischte der grobe Kerl.
    Das Mädchen wurde blaß und huschte davon.
    »Ich wollte mit Claudia sprechen – oder mit Lydia«, erklärte Jakob und blickte dem Mädchen nach. Sie tat ihm leid, denn er spürte, wie sehr sie hier herumgestoßen wurde.
    »Unangemeldet könnte Ihr sie nicht

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