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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Verlies gemeinsam mit dem Landrichter eine Hebamme verhört hatten, über die das Gerücht ging, sie verhexe die Männer. Das Weib war verstockt gewesen, und so hatte der Richter nach dem Zeigen der Instrumente befohlen, der Beschuldigten die Daumenschrauben anzulegen; doch anstatt vor Schmerz zu schreien, hatte die Unglückliche nur gelacht.
    Apollonia erhob sich und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Ich werde dich in einige Geheimnisse einweihen. Du mußt dich auskennen, willst du in Rom erfolgreich sein. Es gibt da die Mezzani, diese Einflüsterer mit dem guten Benehmen, die auf allen Festen der Kleriker und Aristokraten herumschleichen und versuchen, einem jeden, der Geld hat, seine Wünsche von den Augen abzulesen. Dann empfehlen sie eine geeignete Kurtisane und handeln den passenden Lohn aus. Die Mezzani sind selbst gebildete Leute, oft von aristokratischer Herkunft, und viele spielen hervorragend Violine oder Laute. Eine Ruffiana dagegen ist eine Kupplerin vom alten Schlag, bei der man anklopft, wenn man ein Püppchen sucht, die auch schon mal ihre Räume zur Verfügung stellt und sich um das Aussehen ihrer Schäfchen kümmert. Eine rechte Ruffiana weiß auch das eine oder andere Zaubermittel zuzubereiten, damit die Lust wächst oder überschießende Kräfte erlahmen. – Claudia ist eigentlich eine Mezzana, nur daß sie es nicht zugibt. Verstehst du, was ich meine?«
    Jakob nickte, obschon er immer noch nicht alles verstand. Claudia schien sich aus den niederen Geschäften herauszuhalten und bot ihre Vermittlerdienste auf hoher Ebene an, wo die Schicklichkeit eine besondere Heimlichkeit erforderte.
    »Weißt du auch über die anderen Toten Bescheid?« fragte Jakob, als die Alte plötzlich schwieg.
    »Nein. Niemand hier kennt die anderen toten Mädchen. Das macht die Sache ja so unheimlich.«
    »Aber du bist sicher, daß es Claudias Mädchen waren.«
    »Absolut sicher. – Du darfst dich nicht abwimmeln lassen.«
    »Was hat Claudia denn für …« Jakob suchte nach einem geeigneten Wort. »… Kundschaft?«
    »Darüber weiß man auch nicht viel; es sind alles Kleriker mit hohen Ämtern, aber ich kenne keinen Namen.«
    »Gut; ich werde noch einmal zu Claudia gehen. Wenn dir etwas in den Sinn kommt, unterrichte mich sofort. – Du scheinst ja zu wissen, wie du mich findest.« Jakob wandte sich zum Gehen.
    »Und Serena? Wer kümmert sich um das arme Kind?«
    »Gib sie doch nach Santa Maria Maddalena zu den geläuterten Kurtisanen.«
    »Wer wird denn so grausam sein und ein junges Mädchen ins Kloster stecken? Außerdem würden sie Serena nicht nehmen.«
    »Warum nicht?« Jakob schaute die Alte an.
    »Das Kloster ist um der Cortigiani willen gegründet, daß sie sich bekehren und …« Sie machte eine kurze Pause,. »… mit ihrer Mitgift den Beutel mehren. Kannst du mir nicht ein paar Giuli geben? Serena müßte sonst anfangen zu arbeiten.«
    »Ihr würdet sie wirklich als Kurtisane anlernen?« fragte Jakob ungläubig.
    »Was bliebe mir anderes übrig? Doch wäre sie keine Kurtisane, sondern müßte sich mit den Arbeitern rund um den Campo de Fiori abgeben. Auch die einfachen Männer stochern gern in engen Löchern, Mönch.«
    Jakob griff in die Tasche seiner Soutane, erwischte aber statt seines Geldsäckchens das rote Seidenhemd Antonias.
    Apollonia schrie leise auf, als sie das Tuch sah. »Woher hast du das? Das nehme ich sofort – woher hast du es?«
    »Nein, das behalte ich«, erwiderte Jakob und kramte weiter in seiner Tasche, bis er endlich seine Börse griff. Er holte zwei Giuli hervor und drückte sie Apollonia in die Hand. »Versprich mir, daß die Kleine in Ruhe gelassen wird.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Verführe sie nicht zu schlechten Dingen, denn wie sagte einst Jesus: ›Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.‹ – Es ist mir Ernst damit, glaube mir.«
    »Ich behüte die Kleine, seid unbesorgt. – Aber sag: Ist Antonia auch tot?«
    »Du kennst Antonia?«
    »Es gibt nur wenige Huren in Rom, die ich nicht kenne.«
    »Gehört sie auch zu Claudias Mädchen?«
    Apollonia schüttelte den Kopf. »Sie ist eine von uns. Ich selbst habe ihr einige Fertigkeiten beigebracht.«
    Die Alte lachte so merkwürdig, daß Jakob sofort einen Hintersinn in ihren Worten vermutete. Er wandte sich ab und ging in die Dunkelheit. Nachts waren viele Straßen Roms

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