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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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einen Purpurhut zwei- und dreifach verkauft, und die lebenslustigsten Kardinäle fürchteten Cesares Cantarella am meisten. Der Schwarzbestrumpfte trug immer Gift bei sich. O wie haben ihn die anderen gehaßt.«
    »Wieso nennt Ihr ihn ›der Schwarzbestrumpfte‹?«
    Ambrogio lachte bitter. »Cesare Borgia hatte die französische Krankheit; sein Gesicht bedeckten dunkle Flecken und ekelhafte Schwielen, und um die Leute nicht allzusehr zu erschrecken, trug er oft eine Seidenmaske, und manchmal zog er sich eine schwarze Mütze über, die aussah wie ein Strumpf; zum Fürchten, sage ich dir, wie der Leibhaftige.«
    »Was hat das mit dem Kanzler zu tun?«
    »Die Medici haben früh von den Borgia gelernt; sie wissen ihre Pillen zu drehen – und sie sind keine Freunde der Farnese.«
    »Aber Clemens wird doch nicht …«
    »Clemens nicht, aber Fabricio«, rief Ambrogio aus. »Er ist der König der Schlangengrube, vor ihm fürchtet sich jeder. Fabricio Casale ist, obwohl nur Weihbischof, Vizedatar der Kanzlei und allein deshalb ein besonderer Vertrauter des Papstes. War die Datarie an sich eine unbedeutende Kammer der Kanzlei, die einzig dazu diente, auf der signierten Supplik das Datum einzutragen, wuchs ihr mit den Jahren immer mehr Einfluß zu. Die Datarie übt heute die Aufsicht über das Supplikenregister, handelt alle Zahlungen für Dispense und Gnadenerweise aus und ist Verkäufer der Kurienämter. Wenn man dann noch bedenkt, daß der Datar Kardinal Giberti von Clemens als Botschafter der hohen Politik gebraucht wird, ist eines klar: In Casale sehen wir den eigentlich starken Mann dieser Kammer. Der Medici-Kegel hat es inzwischen geschafft, die Genehmigung der Urkunden an sich zu ziehen. Im übrigen arbeitet er in seiner Datarie so geheim, daß weder Giberti noch Clemens alle Tätigkeiten des heimlichen Sekretärs enträtseln können. – Dein Monsignore Trippa wiederum, von dem du zu Recht nicht weißt, ob du ihm trauen kannst, hat erst Anfang des Jahres eine gewaltige Summe für das Amt des Kanzleinotars ausgegeben; und dreimal darfst du raten, wem er seine Scudi in die Hand drückte.«
    »Fabricio Casale?«
    »Richtig. – Es geht das Gerücht, Trippa soll zwölftausend Dukaten geboten und sich die Hälfte des Geldes bei einem zwielichtigen Bankier geliehen haben.«
    »Das ist eine riesige Summe«, rief Jakob aus.
    »Für einen einfachen Mann«, antwortete Ambrogio trocken. »Aber Trippa wird sich die Summe bald verdienen, denn man hört, daß er kräftige Preise nimmt für seine Zustimmung zur expeditio per cameram, ohne die kein Gesuch behandelt wird. – Schändlich und käuflich sind sie alle und außerdem gierig und mißgünstig. Nichts würde Casale mehr Freude bereiten, als meinen Vetter aus dem Weg zu räumen, und Ottavio weiß das. Aber er weiß nicht, was Casale im Schilde führt, und du sollst ihm helfen, das herauszubekommen.«
    »Klingt alles recht kompliziert.«
    »In Wahrheit ist Rom noch viel verzwickter. Du bist jetzt eine Figur in einem dunklen Spiel, kaum mehr als der Bauer im Schach; du kannst nicht zurück, du mußt vorwärts schreiten. Schon wissen beide Seiten über dich Bescheid, und der Mord heute ist der erste Versuch, dich einzuschüchtern. Ob er wirkt?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Läßt du dich einschüchtern?«
    »Über Eure Worte muß ich nachdenken – aber ich glaube, ich möchte den Mörder finden. Sonst nichts.«
    »Du bist eben ein Deutscher, wie Luther glaubst du an eine Wahrheit.« Ambrogio lächelte, winkte einem Diener, ließ sich Feder, Tinte und Papier kommen und schrieb in gestochener Schrift eine Empfehlung an den Bankier Giacomo Garilliati. »Er ist ein Freund des Hauses. Er ist zwielichtig. Gestern war er mit dir im Bordell. – Viel Glück.«
    Farnese siegelte den Brief, erhob sich, überreichte Jakob das Papier und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Jakob blieb sitzen und las voller Erstaunen den kurzen Brief. Werter Garilliati, wenn Dir diesen Brief ein deutscher Dominikaner überbringt, gib ihm jede Summe, die er fordert; aber prüfe genau, ob es der Mönch ist, den ich meine.
    Was hatte das zu bedeuten, und was wollte Ambrogio bezwecken? Garilliati würde ihn, Jakob, sofort erkennen, wozu bedurfte es eines solchen geheimnisvollen Empfehlungsschreibens? Und für was sollte er Geld benötigen? Das einzig Hilfreiche an diesem Papier war die Benennung des Hauses, in welchem Garilliati zu finden sein würde.
    Jakob verstand Farneses Vorgehen nicht, und mit

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