Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
woraufhin sie weiterredete. „Ich habe zwar noch immer meine Probleme damit, aber es ist immerhin eine Möglichkeit. Ich muss es Ihnen darlegen.“
Beide Männer betrachteten sie nun aufmerksam.
„Valerie Martin war heute Morgen hier. Sie behauptete, sie habe gelogen und Joe habe nicht die Nacht bei ihr verbracht, in der Marianne Vest ermordet wurde. Sie war sein einziges Alibi.“
„War M.C. dabei?“, wollte Sal wissen.
„Nein, sie war auf der Suche nach einer möglichen Verbindungzwischen den Morden an den drei alten Frauen und dem Engelmörder.“
Ein wütender Ausdruck huschte über sein Gesicht, doch er schwieg. Sie wusste, was kommen würde, wenn er sie angehört hatte und den diesmal von ihr angerichteten Schaden einschätzen konnte.
„Ich habe ihre Aussage auf Video aufgenommen.“
„Es freut mich, dass Sie wenigstens halbwegs vernünftig reagiert haben.“
Zweifellos würde er diesen Kommentar nach ihren nächsten Worten auf der Stelle zurücknehmen. „Danach bin ich zu Joe gefahren.“
Sal sah aus, als würde er jeden Augenblick hochgehen. „Allein?“
„Ja.“
„Würden Sie uns freundlicherweise erklären“, mischte sich Sergeant Haas ein, „was Sie dazu veranlasst hat, wenn Sie sich eigentlich damit beschäftigen wollten, was Lieutenant Spillare gestern …“
„Brian hat gestern Abend Joe angerufen, kurz bevor er mich anrief. Joes Telefonnummer steht auf der Anrufliste.“
Sofort schwiegen die beiden Männer und hörten Kitt gespannt zu, als sie fortfuhr: „Ich habe ihn befragt und hergebracht, er ist freiwillig mitgekommen. Er wartet in Verhörraum 1. Aber jetzt kommt das Kuriose.“
Sie berichtete von den Kalendern des Verbandes der Gehörlosen und von Joes Erklärung, Valeries Tochter sei taub.
„Da ging mir ein Licht auf. Valerie konnte durch Joe von Buddy Brown wissen, und sie hatte Zugang zu allen möglichen Informationen über mich, die Nummer meines Mobiltelefons eingeschlossen. Außerdem hatte ich im Verlauf derErmittlungen darauf hingewiesen, der Nachahmungstäter könnte eine Frau sein.“ Sie hielt kurz inne. „Die drei jüngsten Morde wären demnach nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver gewesen, um den Mord an ihrer eigenen Tochter zu vertuschen.“
„Warum um alles in der Welt sollte sie ihre eigene Tochter umbringen wollen?“
„Um wieder frei zu sein. Sie will nicht länger mit einem behinderten Kind belastet sein.“
„Und der Vater des Kindes?“
„Er verließ die Familie, als er erfuhr, dass Tami taub ist.“
„Okay, das klingt schlüssig. Aber wenn Valerie Martin die Nachahmungstäterin ist, wie sind sie und der Engelmörder sich begegnet?“
„Das habe ich mich auch gefragt. Wo sind sie sich begegnet? Welche Beziehung besteht zwischen ihnen? Sind sie Widersacher, wie Peanut behauptet? Oder sind sie Partner? Oder sogar ein Liebespaar? Dann zog ich den nächsten logischen Schluss.“
Sal nickte. „Und der führte Sie zu …“
„Joe.“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Joe weiß alles über mich, er weiß von der Nacht, als ich den Engelmörder entwischen ließ. Dieses Wissen war ja auch der Grund, weshalb ich glaubte, Peanut sei der Engelmörder.“
Sal und Sergeant Haas sahen sich kurz an. „Wollen Sie damit sagen, der eigentliche Engelmörder hat damit gar nichts tun und das Ganze ist ein Plan, den sich die beiden ausgedacht haben?“
„Ja.“
„Was ist mit der Haarlocke? Und mit den Zeitungsausschnitten und dem Lipgloss in Browns Apartment?“
„Solange das Ergebnis der DNS-Untersuchung nicht vorliegt, wissen wir nicht, ob diese Dinge irgendeine Bedeutung haben.“
„Aber wieso, Kitt?“, überlegte Sal. „Warum sollte er Ihnen das antun?“
Sie räusperte sich. „Ich weiß es nicht. Vielleicht will er mich bestrafen.“
„Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Sie reden hier über Joe.“
„Ja, ich weiß. Ein Teil von mir – ein großer Teil – glaubt das auch nicht. Aber es ist ein mögliches Szenario, und ich musste es Ihnen sagen.“
„Wenn Joe und Valerie Komplizen sind, warum hat sie dann ihre Aussage widerrufen und ihm damit das Alibi genommen?“
Kitt hielt die Rückenlehne fester umklammert. „Sie wird dahintergekommen sein, dass ich wieder mit Joe geschlafen habe. Joe behauptet, sie falle ihm in den Rücken, weil er heute Morgen die Verlobung gelöst hat.“
„Was der Wahrheit entsprechen könnte.“
„Ja, aber es ist so wie alles andere nur Spekulation.“
„Sie sind den Fall
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