Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
los.“
„Ich wünschte, ich hätte ihn nie gehabt, Sal.“
„Verdammt, Kitt!“ Er beugte sich vor. „Sie haben mir versprochen, sich an die Vorschriften zu halten. Ich sollte Sie vom Dienst suspendieren.“
„Ja, Sir.“
Offenbar war er noch nicht fertig mit ihr. „Was zum Teufel haben Sie sich überhaupt dabei gedacht, mit Valerie Martin zu reden? Haben Sie denn aus der Vergangenheit gar nichts gelernt? Als sie zur Tür hereinkam, hätten Sie sie umgehendzu M.C. oder irgendeinem anderen Detective schicken müssen.“
„Ja, Sir.“
„Als Nächstes laufen Sie womöglich zu einem Verdächtigen und warnen ihn auch noch vor. Wem gehört eigentlich Ihre Loyali…“
Nan aus dem Vorzimmer rief an, Sal riss den Hörer ans Ohr und brüllte: „Was ist?“ Kurz darauf fragte er deutlich ruhiger: „Wie war das?“
Er legte die Hand auf die Sprechmuschel und warf Kitt einen finsteren Blick zu: „Haben Sie jemandem namens Danny erlaubt, dass er raufkommen kann?“
„Danny?“, wiederholte sie verwirrt. „Wohin denn bitte raufkommen?“
„Hierher. Er ist hier oben und sucht Sie.“
Eine Konfrontation mit dem Freund war das Letzte, was sie jetzt brauchte. „Das habe ich ihm nicht erlaubt“, erwiderte sie und wandte sich zur Tür. „Ich werde ihn sofort …“
„Sie werden gar nichts, Detective! Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.“
Er wies seine Sekretärin an, sie solle Danny warten lassen, dann fuhr er da fort, wo er unterbrochen worden war. „Wem gehört Ihre Loyalität, Kitt? Ihrem Job? Oder Joe?“
„Ich bin hier bei Ihnen, oder, Sir?“
Und dabei habe ich das Gefühl, als würde mir jemand das Herz aus dem Leib reißen.
„Ich möchte eines wissen, Kitt. Was glauben Sie?“
Sie sah ihren Vorgesetzten an und dachte über eine Antwort nach. Was glaubte sie? Was sagte ihr Instinkt, auf den sie sich immer hatte verlassen können?
Das Problem war, sie konnte im Moment Verstand undGefühl nicht trennen. „Es tut mir leid, Sal“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Ich kann nicht objektiv sein.“
Mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte Sal sie, dann wandte er sich an Sergeant Haas. „Allen und White sollen Valerie Martin herbringen.“
Der Sergeant verließ ohne ein weiteres Wort den Raum, Sal stand auf. „Dann werde ich Joe jetzt mal einen kleinen Besuch abstatten.“
65. KAPITEL
Dienstag, 21. März 2006
15:35 Uhr
Kitt traf im Flur auf Danny, der dort unruhig auf und ab lief. Als er sie bemerkte, hielt er mitten in der Bewegung inne und wirkte auf eine fast komische Weise erleichtert.
„Was hast du hier zu suchen?“, zischte sie ihm zu, nachdem sie ihn von der Tür zu Sals Büro fortgezogen hatte.
„Ich muss von Angesicht zu Angesicht mit dir reden“, erwiderte er leise. „Bevor es zu spät ist.“
„Zu spät? Wofür zu spät?“
Er schüttelte den Kopf. „Gib mir noch eine Chance. Neulich abends habe ich’s gründlich verbockt. Dich so zu überfallen, das …“
„Ich habe jetzt keine Zeit dafür.“ Ein Officer ging an ihnen vorüber und warf ihnen einen neugierigen Blick zu. „Das hatte ich dir auch gesagt.“
„Können wir irgendwo ungestört reden?“
Sie dachte an Sal und Sergeant Haas, die sich die Aufzeichnungen von Valeries Aussage ansahen, um sich auf Joes Befragung vorzubereiten. „Nein, Danny“, antwortete sie und schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Das geht nicht.“
„Ich dachte, wir sind Freunde.“ Er versteifte sich und rückte von ihr ab.
„Das sind wir auch. Aber ich arbeite hier, und du solltest gar nicht hier sein.“
„Du brauchst mich!“ Er fasste sie an den Händen. „Du brauchst uns. Ich bin besorgt, dass du …“
„Hör endlich damit auf, ja?“ Sie entzog sich seiner Berührung.„Mir geht es gut. Du benimmst dich dagegen wie jemand, der Hilfe nötig hat.“
Offenbar war das auch der Fall. Ihr war Danny immer wie jemand erschienen, der aus seinen Fehlern gelernt hatte und erwachsen geworden war. Er hatte so reif und standfest gewirkt, doch inzwischen war sie davon gar nicht mehr so überzeugt. Jetzt kam Danny ihr vor, als hätte sie es mit zwei grundverschiedenen Persönlichkeiten zu tun: dem hilfsbereiten Freund und dem eifersüchtigen Liebhaber.
Er wurde rot. „Vergiss es. Ich habe nur versucht, dich zu warnen.“
Kitt sah ihm nach, wie er fortging, dann rief sie unten in der Leitstelle an und sagte Bescheid, Danny komme nun nach unten. Sie bat darum, ihn vorsichtshalber aus dem Gebäude zu begleiten.
Dann
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