Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
ein Freund. Ich will, dass dieser Mistkerl gefasst wird.“
Kitt kehrte zurück nach oben ins Büro, traf auf Sal und informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse. „Ich werde Joe fragen, ob er sich vorstellen kann, wohin sich Valerie abgesetzt haben könnte. Danach will ich beim Sheriff von DeKalb anrufen. Vielleicht erfahre ich etwas mehr als das, was wir haben.“
„Halten Sie mich auf dem Laufenden.“ Er wollte in sein Büro gehen, blieb aber noch einmal stehen und sah zu ihr. „Haben Sie etwas von Riggio gehört?“
„Ich habe ihr vor etwa einer Stunde eine Nachricht hinterlassen. Aber ich wollte sie ohnehin jetzt anrufen und fragen,woran sie gerade arbeitet.“
Augenblicke später hoffte sie inständig, dass die Sache mit dem Clown zu etwas führte, während sie die Nummer ihrer Partnerin wählte. M.C. meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
„Hallo, Fremde“, begrüßte Kitt sie. „Lange nichts mehr gehört.“
„Ich habe mir gerade eben deine Nachricht angehört. Was hat sich denn getan?“
Kitt informierte sie mit wenigen Worten über Valerie, Joe und die Übereinstimmung der Munition. Als M.C. nichts darauf erwiderte, fuhr Kitt fort: „Was macht der Clown?“
„Eine Sackgasse. Tut mir leid.“
Das war eine herbe Enttäuschung. Wäre der Clown noch immer im Spiel gewesen, hätte es für Joe gleich viel besser ausgesehen. Dann hätte sie ihn mit dieser Information zuversichtlicher stimmen können.
Oder wollte sie eigentlich nur sich selbst zuversichtlich stimmen?
„Du hast mit allen Angehörigen gesprochen, die etwas wissen könnten …“
„Ja, nichts. Keine Clowns, auch keine Zaubertricks.“
Letzteres kam völlig unverhofft. „Ich wusste nicht, dass du danach auch gefragt hast. Das hättest du dir sparen können, weil Joe damals noch nicht gezaubert hat.“
„Du rastest doch jetzt nicht aus, oder?“
„Wie?“
„Ich versuche nur, locker zu sein. Du weißt schon.“
„War ein langer Tag, nicht wahr?“, gab Kitt zurück.
„Kann man wohl so sagen.“
„Ich werde mich noch mit der ballistischen Untersuchungbeschäftigen. Vielleicht komme ich ja dahinter, wie die Waffe von DeKalb hierher gelangt ist. Kommst du noch her?“
„Ich habe überlegt, dass ich bei Mama vorbeifahren sollte, um persönlich abzusagen.“
„Abzusagen?“
„Mittwochs macht meine Mutter immer Nudeln für die ganze Familie.“
„Ja, stimmt.“ Sie sah auf die Armbanduhr. „Hör mal, ich bin doch hier. Fahr zu deiner Mutter und iss mit deiner Familie. Wenn ich deine Hilfe brauche, melde ich mich.“
„Und wenn ich deine Hilfe brauche?“
Kitt musste lachen. „Mein Handy bleibt eingeschaltet, falls du vor Mama Riggio gerettet werden musst.“
„Da kommt noch ein Gespräch rein, Kitt. Ich muss Schluss machen.“
Die Leitung war tot, bevor Kitt noch etwas hatte sagen können. Verblüfft runzelte sie die Stirn. Irgendwie war M.C. eigenartig gewesen. Als hätte sie sich alle Mühe geben müssen, freundlich zu klingen.
Hatte sie sich über irgendetwas geärgert?
Sie steckte das Telefon weg und konzentrierte sich auf Joe. Ihr wäre lieber gewesen, wenn sie mit den heutigen Ereignissen nichts zu tun gehabt hätte. Doch das war nun einmal der Fall, und sie musste ihren Job machen. Wenn Joe unschuldig war, würde sich das auch beweisen lassen.
Es war nur zu hoffen, dass dann noch genug von ihrer Beziehung übrig war, um einen Neuanfang zu machen.
Als sie das Verhörzimmer betrat, genügte ein einziger Blick von Joe, und sie wusste, wie wütend und verletzt er war.
„Sieh an, du kehrst an den Tatort zurück“, sagte er.
„Es tut mir leid, wenn es dir so vorkommt, Joe.“
„Wie sollte es mir sonst vorkommen? Das war ein Hinterhalt, Kitt.“
„Das war nicht so geplant.“
„Ach, komm. Ich bin nicht dämlich. ‚Vertrau mir einfach‘“, ahmte er sie verbittert nach. „Das habe ich getan. Was war ich doch für ein Idiot!“
„Als ich das sagte, war es auch so gemeint. Dann haben sich die Umstände geändert, und ich musste …“
„Ja, du musstest deinen Job machen.“ Er sah kurz zur Seite, dann blickte er sie mit funkelnden Augen an. „Ich wünschte, ich hätte jedes Mal einen Dollar bekommen, wenn du mit diesem Satz dein Verhalten gerechtfertigt hast. Dann wäre ich heute reich. Ich glaube, was mich wirklich wütend macht, ist die Tatsache, dass du überhaupt keine Ahnung hast, wer ich bin. Wir kennen uns fast unser ganzes Leben lang, wir haben eine gemeinsame Tochter
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