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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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wirkte verblüfft, weil er korrigiert worden war. Vermutlich hätte sie nichts sagen sollen, doch es half ihr, sich auf den Mörder zu konzentrieren – und das Opfer nicht mit ihm gleichzusetzen.
    „Ja, richtig. Tut mir leid, Detective. Die andere Hand zeigt nach außen. Das ist eine Gebärde dafür, wie der Raum rund um denjenigen, der die Gehörlosensprache benutzt, einbezogen wird, um eine nicht anwesende Person oder eine Sache zu beschreiben.“
    Kitt war von dieser Aussage nicht begeistert. „Ich. Du. Ich und du.“
    „Nicht unbedingt. Es kann auch ‚er‘, ‚sie‘ oder ‚es‘ bedeuten. Man kann nicht die grammatikalischen Strukturen der englischen Sprache auf die Gebärdensprache übertragen. Es ist eine völlig andere Syntax.“
    „Könnten Sie das auch etwas allgemein verständlicher ausdrücken?“, warf Sergeant Haas ein wenig gereizt ein.
    „Wenn wir mündlich kommunizieren, drücken wir uns, unsere Gedanken und Gefühle in Satzteilen aus, in einzelnen Worten, die mit Gefühl ausgesprochen werden. Sätze und Phrasen werden dabei aus der traditionellen Struktur von Subjekt, Prädikat, Objekt herausgerissen, immer abhängig davon, worauf wir gerade reagieren.“
    Jimmy legte das Foto zur Seite. „Er kann ‚ich und du‘ sagen, oder ‚sie und ich‘, oder ‚ich bin er‘. Wir haben nicht …“
    „Ich bin er“, wiederholte Kitt und ließ sich den Satz durchden Kopf gehen. „Er sagt uns, wer er ist. Er ist der eine, der Engelmörder.“
    Der Sergeant nickte. „Wäre möglich. Was ist mit Marianne Vest?“
    Wieder zögerte Jimmy. „Ich weiß nicht. Ich …“
    „Tippen Sie, so gut Sie können.“
    Lange Zeit betrachtete er die Fotos. „Okay, ich denke, er zeigt uns hier einzelne Buchstaben an. Ein ‚W‘ und ein ‚E‘. Drei Finger der rechten Hand zeigen gespreizt nach oben, der Daumen und der kleine Finger kreuzen sich auf der Handfläche: ein ‚W‘. Die linke Hand ist eine locker gehaltene Faust, die Handfläche weist nach außen: ein ‚E‘.“
    „Könnte die rechte Hand auch eine Drei bedeuten?“, fragte Kitt.
    „Um uns zu sagen, dass es ein drittes Opfer geben würde?“, warf Haas ein.
    „Wäre möglich. Aber nicht, wenn er die Gebärdensprache benutzt. Die Zahl Drei wird mit dem Daumen und den ersten beiden Fingern angezeigt, und der Handrücken zeigt nach außen.“
    Er machte es ihnen vor, und Kitt verstand, wie er es meinte. „Ich bin er“, murmelte sie. „Und jetzt ‚we‘. Für ‚wir‘. Was ist mit Catherine Webber?“
    Jimmy Ye schien sich allmählich an diese Arbeit zu gewöhnen. Er wählte mehrere Fotos aus und betrachtete sie aufmerksam. Catherines Hände wiesen beide eine Haltung auf, als würden sie eine Eins anzeigen – der Zeigefinger wies nach oben, die anderen Finger waren zur Faust geballt.
    Doch die Position der Hände in Relation zum Körper wich voneinander ab. Die linke mit dem Handrücken nach außen, die rechte mit der Handfläche nach links, den Zeigefingerin der Nähe des Mundes.
    „Die linke Hand zeigt die Zahl Eins an, richtig?“, fragte Sergeant Haas.
    „Ja, aber die rechte ist nicht so einfach. Die Haltung ist zwar die für ein ‚D‘, doch ich glaube, sie soll das Wort ‚sein‘ bedeuten.“
    „Wieso das?“
    „Sehen Sie.“ Jimmy zeigte es ihnen, hob die Hand in die ‚D‘-Haltung, dann bewegte er die Hand geradewegs fort vom Mund.
    „Was soll uns das sagen, wenn wir es von rechts nach links lesen sollen? Eins sein?“ Sie blickte Jonathan Haas an. „Eins mit dem Opfer?“
    In diesem Augenblick betrat Sal den Raum und kam zu ihnen. „Joes Anwalt ist jetzt da. Was haben Sie bislang herausgefunden?“
    Kitt erklärte es ihm, als sich plötzlich Jimmy Ye zu Wort meldete: „Wie gesagt, es sind bloß Vermutungen.“
    „Ja, schon klar.“ Sal sah sich die Fotos an. „Ich bin er. Ich und du.“
    „Wenn man die Fälle Vest und Webber zusammennimmt“, warf Jimmy ein, „heißt es vielleicht: Wir sind eins.“
    Als Sergeant Haas’ Telefon klingelte, entschuldigte er sich und verließ den Raum, um das Gespräch anzunehmen.
    Kitt sah ihm nach, dann wandte sie sich Sal zu. „Für mich ergibt das einen Sinn. Jimmy?“
    „Kann sein.“ Er nickte bedächtig. „Aber ich kann eben nicht garant…“
    Sie unterbrach ihn, bevor er ein weiteres Mal seine Vorbehalte äußern konnte. „Eine letzte Frage hätte ich noch. Wäre es eine logische Annahme, dass der Mörder entweder selbsttaubstumm ist oder einen taubstummen Angehörigen hat,

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