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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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gleichzeitig drückte sie die Tür mit dem Fuß weiter auf. „Derrick Todd?“, rief sie. „Polizei.“
    Keine Reaktion. Mit ihrer Taschenlampe leuchtete M.C. in die Wohnung, die nichts weiter als eine dreckige Bude war. Offenbar gehörte Mr. Todd nicht gerade zu den ordnungsliebenden Menschen.
    Als Kitt ihr wieder einen Blick zuwarf, erwiderte M.C.: „Die Tür war offen, und wir haben einen Grund, nach dem Rechten zu sehen. Wir sind um sein Wohlergehen besorgt.“
    Aber klar. M.C. griff ebenfalls nach ihrer Waffe, dann betraten sie das Apartment, das praktisch nur aus einem großen Raum bestand. In einer Ecke lag ein verdreckter Futon, offenbar Todds Schlafplatz. In dem winzigen Badezimmer gab es nicht mal eine Wanne, nur eine Dusche. Es sah chaotisch aus, aber nicht so, als hätte jemand die Wohnung auf den Kopf gestellt.
    M.C. hätte sich zu gern gründlicher umgesehen, doch sie wusste, dass die Beweise, die sie jetzt finden würden, vor Gericht nicht zugelassen werden könnten. Und abgesehen davon würde sie damit sich selbst und Kitt in große Schwierigkeiten bringen.
    Sollte der Verdacht gegen Todd ausreichen – wovon sie überzeugt war –, dann war ein Durchsuchungsbefehl eine Kleinigkeit.
    Wieder zurück im Flur steckte Kitt die Waffe weg und zog die Tür so zu, wie sie sie vorgefunden hatten. Aus der Nachbarwohnung dröhnte noch immer Musik, doch davon abgesehen herrschte Ruhe.
    Sie verließen das Haus und stiegen wieder in den Wagen. „Was halten Sie davon, wenn wir noch eine Weile warten, ob unser Mann auftaucht?“
    „Meinetwegen.“
    „Haben Sie was zu essen dabei?“
    „Einen Beutel Nüsse und ein paar Sojachips.“
    „Sojachips?“, wiederholte Kitt verwundert. „Wie untypisch für einen Cop. Irgendwas mit fetter Schweineschwarte hätte ich Ihnen ja noch abgenommen, aber Sojachips?“
    M.C. öffnete das Fach in der Mittelkonsole und holte zwei kleine Beutel heraus. „Irgendwie muss ich ja die Kalorien ausgleichen, die ich mir bei meiner Mutter anfuttere, wenn sie Pasta macht. Diese Chips sind gar nicht mal so übel.“
    „Ich nehme lieber die Nüsse, danke.“
    Sie sah Kitt zu, wie die den Beutel öffnete und zu essen begann. Bestimmt hatte sie seit dem mitgebrachten Sandwich am Nachmittag keinen Happen mehr zu sich genommen.
    Kitt war eine interessante Frau, fand M.C., und entgegen ihrer ursprünglichen Meinung war sie eindeutig nicht reif für die Gummizelle. Sie war konzentriert, intelligent, ehrgeizig. M.C. konnte inzwischen sogar nachvollziehen, dass diese Eigenschaften unter den entsprechenden Umständen in Besessenheit umschlagen konnten.
    Den entsprechenden Umständen. Der Tod der eigenen Tochter, der Mord an zahlreichen anderen Mädchen, ein flüchtiger Mörder, Ermittlungsarbeit unter Hochdruck.
    Kitt schüttete ein paar Nüsse in die Hand. „Cashews. Gut, die mag ich am liebsten.“
    „Ich auch, wenn sie bloß nicht so fett wären.“
    Während sie eine Handvoll Nüsse kaute, nickte Kitt. „Mit dem Gewicht habe ich noch nie Probleme gehabt. Ich weiß nicht, wieso das so ist. Ich esse einfach gern.“
    „Bei mir liegt’s an den Genen“, erwiderte M.C. „Ab einem gewissen Alter legen italienische Frauen zu, wenn sie nicht sehr aufpassen. Dann werden sie sehr rundlich.“
    „Ihre Mom?“
    „Rundlich. Sehr.“
    „Meine Mom war bis zu ihrem Tod immer schlank.“
    „Wann war das?“
    „Vor ein paar Jahren.“
    Ihre Tochter, ihre Ehe, ihre Mutter – alles hatte sie innerhalb weniger Jahre verloren. M.C. konnte sich nicht vorstellen, wie man so etwas ertragen sollte. „Es tut mir leid.“
    Ihre Bemerkung klang sogar für sie selbst wie eine faule Ausrede.
    Kitt sagte nichts dazu, sodass sie eine Weile schweigend dasaßen.
    „Wie sollen wir das machen?“, fragte Kitt plötzlich. „In Schichten?“
    „Von mir aus.“ M.C. sah auf ihre Uhr. „Ein oder zwei Stunden pro Schicht?“
    „Nehmen wir zwei Stunden. Sie schlafen zuerst, ich bin noch hellwach.“
    M.C. war einverstanden, obwohl sie auch nicht müde war. Die Gedanken überschlugen sich, während sie den Kopf in den Nacken sinken ließ und die Augen schloss. Dabei hörte sie, wie Kitt leise etwas summte. Ein Schlaflied!
    Sie begann sich zu fragen, was in Kitt Lundgren eigentlich vorging.

22. KAPITEL
    Samstag, 11. März 2006
    8:30 Uhr
    Derrick Todd tauchte die ganze Nacht nicht auf. Kitt konnte sich eine Reihe von Gründen dafür vorstellen, insgeheim fürchtete sie jedoch, jeden Augenblick einen Anruf zu erhalten,

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