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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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zum einen bewaffnet waren und zum anderen sein Schicksal in der Hand hatten, unterstrich er unwillkürlich seinen niedrigen Intelligenzquotienten.
    M.C. sah zu Kitt, die Todd aufmerksam beobachtete. Sie konnte die Gedanken ihrer Partnerin förmlich hören: Sieh auf die Zeitung, verdammt noch mal. Nun mach schon.
    Doch den Gefallen tat er ihr nicht. Fast schien es so, als würde er ganz bewusst nicht auf die Zeitung sehen. Hatte er sie durchschaut? Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er schlau genug war, um den Trick zu erkennen. Dennoch musste sie ihn auf die Probe stellen.
    „Kitt, können wir uns mal kurz draußen unterhalten?“
    Ihre Partnerin blickte sie an und verstand sofort, was sie wollte. Gemeinsam verließen sie das Verhörzimmer und schlossen hinter sich ab, dann gingen sie nach nebenan. Dort saßen Sal und Sergeant Haas sowie ein stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, ein Mann Anfang dreißig mit einer Brille à la Harry Potter und auffallend schütterem Haar, und hatten den Blick auf einen Videomonitor gerichtet.
    Alle Verhöre in Mordfällen wurden im RPD seit Kurzem auf Video mitgeschnitten. Einerseits konnte man sich so die Befragung später in aller Ruhe noch einmal ansehen, andererseits schützte sich das Department damit vor etwaigen Vorwürfen, beim Verhör sei mit brutaler Gewalt vorgegangen worden.
    Nach einem kurzen Blick zu den beiden Frauen konzentrierten sich die drei Männer gleich wieder auf den Monitor. M.C. zog sich einen Stuhl heran, Kitt blieb stehen. Todd trommelte nervös mit den Fingern auf den Tisch, stand auf und ging im Zimmer auf und ab, setzte sich wieder hin, sah die Kamera und zeigte ihnen einen Vogel.
    Doch von der Zeitung nahm er auch weiter so gut wie keine Notiz.
    „Vielleicht kann er ja gar nicht lesen“, überlegte M.C.
    „Er ist es nicht“, sagte Kitt entschieden. „Er springt nicht darauf an.“
    „Das können Sie nicht mit Gewissheit sagen“, gab M.C. zurück.
    „Doch, das kann ich!“
    „Nur die Ruhe“, meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. „Er scheint den Köder zu schlucken.“
    M.C. sah wieder zum Monitor. Tatsächlich rückte Todd mit dem Stuhl etwas näher an den Tisch und damit an die Zeitungheran. Gebannt schauten sie zu, wie er sich vorbeugte und den Kopf verdrehte, als wolle er die Schlagzeile lesen, die zum Teil von der Schachtel verdeckt wurde.
    Sie hielt den Atem an. Mach schon, schieb die Schachtel zur Seite und sieh dir in Ruhe die Zeitung an. Lies, was da steht, du kleiner Bastard.
    Plötzlich jedoch spuckte er auf die Donuts und lehnte sich wieder nach hinten.
    „Mistkerl“, fluchte Sal. „Ich wollte auch noch einen davon abhaben.“
    „Wir sollten jetzt die Glacéhandschuhe ausziehen“, meinte M.C. an Kitt gewandt.
    „So haben wir das nicht verabredet“, wandte sie ein.
    „Ja und?“
    „Wir gehen wie verabredet vor.“
    M.C. schnaubte frustriert. „Er braucht mehr Druck.“
    „Wir lassen ihn noch ein paar Minuten lang schmoren“, sagte Kitt entschieden. „Dann sind Sie an der Reihe.“
    Am liebsten hätte M.C. widersprochen, doch sie bemerkte Sals missbilligende Miene. Er würde nicht zulassen, dass sich seine Detectives über die richtige Vorgehensweise stritten, erst recht nicht in einer so entscheidenden Phase. „Also gut, dann wollen wir mal wieder.“
    Als sie das Verhörzimmer betraten, grinste Todd sie an. „Wie wär’s mit einem Donut, Detectives?“
    „Sie sind ein mieser kleiner Drecksack, nicht wahr?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Sie müssen’s ja wissen.“
    „Tja, das müssen wir wohl wirklich“, wiederholte sie und drehte ihren Stuhl so, dass sie Todd genau ins Gesicht sah. „Schon eigenartig, dass Sie ein Lokal wie das Google Me aufsuchen, wo Sie selbst doch gar nicht wollen, dass andere etwasüber Sie in Erfahrung bringen, nicht wahr, Mr. Todd?“
    „Sie können mich mal.“
    „Glauben Sie, diese Frau hätte die Nacht mit Ihnen verbracht, wenn ihr bekannt gewesen wäre, dass Sie ein vorbestrafter Sexualstraftäter sind? Aber vielleicht war sie ja noch gar keine Frau. Sagen Sie, wie alt war Ihre ‚Freundin‘ überhaupt?“
    Kitt schritt ein, bevor er etwas erwidern konnte. Mit gedämpfter Stimme, der der gereizte Unterton ihrer Kollegin fehlte, fragte sie: „Wer gab Ihnen den Job in der Fun Zone?“
    „Der Eigentümer. Sydney Dale.“ Er sprach den Namen des Mannes mit verächtlichem Tonfall aus.
    „Das klingt nicht gerade dankbar“, wunderte sie sich. „Immerhin hat er einem

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