Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
machen.“
M.C. war davon gar nicht so überzeugt.
„Überlegen Sie doch mal. Er spielt mit mir, und es macht ihm Spaß. Er hat es ja sogar selbst als ‚Spaß‘ bezeichnet. Falschzuspielen macht aber keinen Spaß. Man fühlt sich nicht gut, wenn man ein Spiel mit unfairen Mitteln gewonnen hat.“
„ Sie tun das nicht, aber es geht hier um den Mörder.“ M.C. biss von ihrem Apfel ab und kaute, dann fuhr sie fort: „Das ist ein gewaltiger Unterschied, Lundgren.“
„Ich weiß, aber mein Gefühl sagt mir, es ist so.“
„Glauben Sie tatsächlich, dass Sie Ihrem Gefühl im Moment vertrauen können?“
Einen Moment lang machte Kitt einen bestürzten Eindruck, der M.C. erkennen ließ, wie verwundbar und unentschlossen ihre Partnerin in Wahrheit war. Für einen Cop wardas eine denkbar schlechte Verfassung.
M.C. atmete seufzend aus, dann versuchte sie, Kitt zu helfen. „Sie müssen alles infrage stellen, was er Ihnen sagt. Es ist ein Spiel, und jede seiner Aussagen muss von Ihnen erst einmal angezweifelt werden. Fragen Sie sich bei allem, warum er es so sagt oder tut, Kitt. Die erste Frage muss lauten: Warum hat er Sie ausgesucht?“
„Weil ich die Ermittlungen gegen den ersten Engelmörder geleitet habe“, antwortete sie rasch. „Er hält mich für eine würdige Widersacherin, oder vielleicht meint er auch, er kann mich nach Belieben herumschubsen. Ich glaube auch nicht, dass das so wichtig ist.“
M.C. nahm Kitt nicht die beiläufige Art ab, mit der sie antwortete, und erst recht hielt sie es nicht für unbedeutend, warum der Killer sie ausgesucht hatte. Der Grund für seine Entscheidung war sogar von größter Wichtigkeit.
„Es gibt einen bestimmten Grund, dass er sich an Sie gewandt hat“, beharrte sie. „Überlegen Sie doch mal. Er hätte auch jeden anderen hier im Department anrufen können, aber er will sein Spiel unbedingt mit Ihnen treiben.“
Kitt gab einen frustrierten Laut von sich. „Was macht das denn schon aus, warum er ausgerechnet mich herausgepickt hat? Mich interessiert mehr, woher er und der Trittbrettfahrer sich kennen.“
„Womöglich kennen sie sich gar nicht. Oder wir haben es mit ein und derselben Person zu tun. Oder die beiden machen gemeinsame Sache. Vielleicht treiben die beiden auch untereinander ein Spiel.“
„Und ich bin dabei nur so etwas wie eine Spielfigur?“ Kitt drückte die Hände ans Gesicht. „Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären. Sieben Tage und ein weiteres totesMädchen, und wir sind der Antwort noch keinen einzigen Schritt näher.“
Beide schwiegen sie, jede von ihnen hing ihren Gedanken nach. Auf einmal sah Kitt sie an: „Was glauben Sie, woher er von Derrick Todd wusste?“
Gute Frage. Damit hatten sie sich bislang noch nicht allzu intensiv beschäftigt.
„Vielleicht verfolgt er uns“, überlegte M.C. „Er könnte auch mit dem Fall zu tun haben.“
„Ein Cop.“
„Eher unwahrscheinlich, aber ausschließen können wir das nicht.“ M.C. schürzte nachdenklich die Lippen. „Wer wusste von Todd?“
„Wir beide, der Chief, Z.Z., seine Frau. Und Sydney Dale.“
M.C. nickte. „Wir fanden ja beide, dass Dale uns etwas verschwieg. Er hat Todd eingestellt, ohne die üblichen Vorkehrungen zu treffen. Todd sagte, Dale sei es ihm schuldig gewesen. Aber warum?“
„Ich schlage vor, wir setzen diese Frage auf unserer Liste an die oberste Stelle.“ Mit einer Geste auf etwas, das sich hinter M.C. befand, fügte Kitt dann an: „Apropos Liste. Sollte das etwa unser Glückstag sein?“
Als sich M.C. umdrehte, sah sie, wie Detective Snowe breit grinsend zu ihnen kam.
„Die Inventarliste ist fertig“, erklärte er strahlend, als er neben ihnen am Schreibtisch stand. „Sorenstein und ich haben fast die ganze Nacht durchgearbeitet. Wir haben so viele Details erfasst, wie es unter diesen Umständen möglich war.“
M.C. blätterte die Liste durch, die aus fünfzehn einzeiligbeschriebenen Blättern bestand. „Du hast was gut bei uns.“
„Das kannst du laut sagen. Du kannst mich mal bei Gelegenheit auf einen Drink einladen.“
„Ist abgemacht.“
Er wollte wieder weggehen, blieb aber kurz stehen und sah sie über die Schulter an. „Erinnerst du dich an diesen Komiker, den du mir im Buster’s vorgestellt hattest?“
„Lance Castrogiovanni. Was ist mit ihm?“
„Ich habe ihn eben im Erdgeschoss gesehen. Er hat nach dir gefragt. Sieht so aus, als hättest du einen Verehrer.“
Detective Allen spähte um die Trennwand seines Büros
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