Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
etwas Besseres hielt.
Das Lagerhaus in Loves Park lag zwischen einem Chinarestaurant und einem Burgerlokal, und Kitt schlug der Geruch von Bratfett entgegen, als sie aus dem Wagen stieg. Es war noch nicht mal zehn Uhr am Morgen, und schon wurde irgendetwas frittiert. Kitt hatte keinen Zweifel, dass die meisten ihrer Kollegen, die mitgekommen waren – die Besatzungen von drei Streifenwagen und fast die gesamte Spurensicherung –, bereits überlegten, was sie am Mittag essen sollten: Chinesisch oder Hamburger?
Natürlich mussten sie dafür noch bis Mittag hier sein. Aber vielleicht war der Lagerraum auch leer. Es konnte sein, dass der Engelmörder sie auf eine falsche Fährte gelockt hatte. Ganz offensichtlich bereitete es Peanut großes Vergnügen, Kitt springen zu sehen, sobald er ihr etwas auftrug.
Im Lager konnte ebenso gut auch ein entscheidender Hinweis verborgen sein, der sie auf direktem Weg zum Trittbrettfahrerführen würde – oder womöglich sogar zum Engelmörder selbst.
„Na? Hoffen Sie jetzt darauf, dass der Weihnachtsmann all Ihre Wünsche erfüllt?“, fragte M.C., die auf der anderen Seite neben dem Wagen stand.
„Natürlich. Sollen wir?“
Nebeneinander gingen sie zum Lagergebäude, gefolgt vom restlichen Team. Einen Durchsuchungsbefehl vorzulegen war immer ein zweischneidiges Schwert. Manchmal war es ein aufregender Augenblick, weil man als Cop einfach wusste, dass man auf der richtigen Spur und im Begriff war, den Täter zu überführen.
Bei anderen Gelegenheiten fühlte man sich elend dabei, das Gesetz zu vertreten, weil es nur selten ohne Zuschauer ablief, Angehörige oder enge Freunde, die nicht ahnten, mit welchem Monster sie so viele Jahre unter einem Dach gelebt hatten, oder Kinder, die zu jung waren, um zu verstehen, warum da irgendwelche fremden Menschen kamen und das ganze Zuhause durchwühlten.
Sie hatte beide Extreme ebenso erlebt wie alles, was dazwischen lag. Verdächtige, die plötzlich eine Waffe in der Hand hielten, andere, die wegzulaufen versuchten oder sich in den Weg stellten und mit ihrem Anwalt drohten.
Gemeinsam betraten sie das Büro des Lagers, das lediglich aus einem Schreibtisch, einem Aktenschrank und ein paar Sitzgelegenheiten bestand. Alles war sehr beengt.
„Guten Morgen“, grüßte Kitt die Frau am Schreibtisch, die die Haare hochtoupiert trug.
So viel zum Thema Klischees.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Frau.
„Leider ja.“ Sie überreichte ihr den Durchsuchungsbefehl.„Ich bin Detective Lundgren vom Rockford Police Department, das hier ist Detective Riggio. Ich muss Lagerraum 7 durchsuchen.“
Die junge Frau sah sie irritiert an, dann erwiderte sie nervös: „Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, was das soll.“
„Dies ist ein Durchsuchungsbefehl für Lagerraum 7, außerdem benötige ich alle Informationen über den Mieter.“
„Ich muss erst meinen Chef anrufen.“ Sie griff mit zitternder Hand nach dem Telefonhörer.
„Sie können ihn gern anrufen“, sagte Kitt. „Aber ich habe eine richterliche Anordnung, die Durchsuchung durchführen zu dürfen. Übrigens ist es erforderlich, dass Sie oder der Eigentümer während der Durchsuchung anwesend sind. Wenn das für Sie ein Problem darstellen sollte, dann können Sie gern jemanden anrufen, der das übernimmt.“
„Warten Sie, ich habe doch gar keinen Schlüssel für das Vorhängeschloss. Wie wollen Sie da reinkommen?“
Kitt blieb an der Tür stehen und drehte sich zu der Frau um. „Keine Sorge, das erledigen wir schon.“
Als sie den Lagerraum erreichte, hatte einer der Kollegen bereits mit einem Bolzenschneider das Schloss geöffnet und das Rolltor hochgeschoben. Im Inneren war es düster, obwohl die Sonne genau durch das offene Tor fiel. Die drei uniformierten Polizisten schalteten ihre Taschenlampen ein.
„Wir brauchen dringend Scheinwerfer“, erklärte Kitt bei dem Anblick.
M.C. nickte. „Ich werde sie anfordern.“
Der Raum war fast bis unter die Decke vollgestellt. Im Schein ihrer Taschenlampe entdeckte Kitt Möbel und Fahrräder, Kartons und Bücherstapel, sogar eine Schaufensterpuppe stand dort.
Die nächsten Stunden waren Kitt und die anderen damit beschäftigt, ein Teil nach dem anderen zu begutachten. Sie öffneten Kartons und blätterten in Büchern, immer auf der Suche nach einem offensichtlichen Hinweis, nach irgendetwas, das nach einer Trophäe aussah – nach Fotos, einer Familienbibel, Waffen, Leichenteilen.
Etwas befand sich in
Weitere Kostenlose Bücher