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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Schweizergardisten von Julius II.
    wurde mit siebentausend Fugger’schen Dukaten bezahlt.»
    «Das ist mir neu», warf Alexander ein, der geglaubt hatte, sich in der Gardegeschichte gut auszukennen. «Vergessen wir nicht den Brief Anton Fuggers. Er scheint in der Schuld des Papstes gestanden zu haben.»
    Solbelli tupfte sich mit einer weißen Papierserviette den Mund ab. «Gut möglich. Anton Fugger, der zu Beginn des Jahres 1527
    die Gesamtleitung des Handelshauses übernahm, hatte 1524 in der römischen Faktorei gedient. Dort geriet er in Geldschwierig-keiten, über deren Hintergründe man nichts weiß. Auffällig ist nur, dass der Papst den Fuggern im selben Jahr entgegen den geschlossenen Verträgen das päpstliche Münzrecht nahm.»
    «Klingt so, als hätte die römische Fuggerniederlassung sich in derben Schwierigkeiten befunden, so dass es dem Papst ratsam schien, kein zu enges Verhältnis mit den Kaufleuten einzugehen», meinte Elena. «Offenbar stand Anton Fugger schon tief in seiner Schuld und hat ihm dafür eine Art Freibrief ausgestellt, der dann Albert Rosin und Cellini sehr hilfreich war.»
    «Gibt es darüber keine Unterlagen?», frage Alexander.
    «Geschäftliche Transaktionen sind damals doch ebenso dokumentiert worden wie heute.»
    «In der Augsburger Fuggerei sind alle Akten penibel gehortet worden», antwortete Solbelli. «Kurz nach dem Sacco di Roma, noch im Jahr 1527, hat Anton Fugger die römische Niederlassung geschlossen. Seltsamerweise sind die Geschäftsakten nicht nach Augsburg überführt worden und heute gelten sie als verschollen.»
    «Anton Fugger wollte etwas verbergen!» Elena schnippte mit den Fingern. «Vielleicht den Grund seiner Geldnot drei Jahre zuvor.»

    «Kann schon sein, doch genau werden wir das nie wissen.»
    Auf Solbellis Gesicht lag ein schmerzlicher Ausdruck.
    «Warum hat Anton Fugger die römische Niederlassung überhaupt geschlossen?», fragte Elena.
    «Die Geschäfte gingen schlecht. Die Römer hatten nicht vergessen, dass die Fugger den Plünderern ihre Beute abgekauft hatten. Mag sein dass auch Engelhard Schauers Verrat an den Gesandten des Papstes bei der Schließung eine Rolle gespielt hat. Der Faktor hat nicht nur Rosin und Cellini hintergangen.
    Vielmehr hat er sich offen auf die Seite der Kaiserlichen geschlagen. Er ließ durch sie kostbares Silbergerät aus dem Vatikan und anderen Kirchen rauben und prägte daraus auf eigene Kosten Münzen. Anton Fugger wurde fuchsteufelswild, als er davon hörte, und entließ ihn fristlos.»
    «Immer wieder Cellini», sagte Alexander und dachte daran, wie zwiespältig Albert Rosin dem berühmten Goldschmied gegenübergestanden hatte. «Welche Rolle hat er bei der ganzen Sache gespielt? In seiner Lebensbeschreibung schildert er zwar seine Tätigkeit als Bombardier auf der Engelsburg, aber er berichtet nichts von der geheimen Mission in Venedig.»
    «Aus verständlichen Gründen, da Papst Clemens ihm und Albert Rosin strengstes Stillschweigen auferlegte.» Solbelli lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. Er fühlte sich in der Rolle des Dozenten sichtlich wohl. «Aber vielleicht hat nicht nur Rosin einen geheimen Bericht über das venezianische Abenteuer verfasst. Die von Ihnen erwähnte Lebensbeschreibung Cellinis war ursprünglich viel umfangreicher. Cellini selbst hat berichtet, dass er einen Teil seiner Aufzeichnungen zerrissen und ins Feuer geworfen hat, um es sich nicht mit den Mächtigen zu verderben.»
    «Und was hat er uns verschwiegen?», wollte Elena wissen.
    «Was haben Cellini und dieser Edelsteinschleifer, Meister Giuseppe Lorenzo, heimlich getrieben?»
    «Albert Rosin gibt uns die Antwort», sagte er, nahm das Buch zur Hand, suchte eine bestimmte Stelle und las vor: «‹Unsere Zusammenarbeit hat sich bewährt, Meister Cellini›, sagte er mit heiserer Stimme. ‹Wer das Original nicht gesehen hat und nur aus der Beschreibung kennt, wird die Fälschung nicht bemerken.›»
    Der Professor blickte auf. «Die Sache ist klar. Der Edelsteinschleifer Lorenzo musste eine Kopie des Smaragds herstellen, und der Goldschmied Cellini hat diese Kopie in die Goldfassung gesetzt, die er nach der des originalen Edelsteins angefertigt hatte.»
    «Der Stein, den man die Wahre Ähnlichkeit Christi nennt», sagte Alexander.
    «Ein berühmter Smaragd, der seit dem Sacco di Roma als verschollen gilt», erläuterte Solbelli. «Er kam 1492 nach Rom, als Geschenk des osmanischen Sultans Bajasid II. an Papst Innozenz VIII., zusammen

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