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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Rosins Aufzeichnungen dagelassen.
    Der Professor, der versprochen hatte, das alte Buch wie seinen Augapfel zu hüten, wollte sich intensiv damit auseinander setzen und nach versteckten Hinweisen suchen, die mehr Licht auf die Hintergründe von Albert Rosins Erlebnissen warfen. Alexander hatte Vertrauen zu dem kauzigen Privatgelehrten gefasst. Wenn einer weitere Informationen aus dem Bericht herauskitzeln konnte, dann er. Außerdem war das Buch bei Solbelli relativ sicher – hoffte Alexander zumindest. In seinem Zimmer in der Gardekaserne wollte er es nicht aufbewahren und bei Elena auch nicht. Wenn der unbekannte Feind sie zusammen gesehen hatte, mochte er auf die Idee verfallen, Elenas Wohnung zu durchsuchen.
    Die gerösteten und mit Öl beträufelten Weißbrotscheiben verbreiteten einen köstlichen Duft. Dazu gab es eine Creme von schwarzen Oliven und einen Tomaten-Mozarella-Salat.
    Elena goss Chianti in die Gläser, setzte sich zu Alexander und sagte: «Ich bin ganz Ohr. Warum hat Papst Clemens seinen hilfreichen Goldschmied eingebuchtet?»
    «Nein, nicht Clemens, sondern sein Nachfolger, Paul III. alias Alessandro Farnese. Er hatte heftige Schwierigkeiten mit Cellini. Und unser Goldschmiedemeister musste ausgerechnet in der Engelsbure brummen, bis er, dem Tode nahe, angeblich göttliche Erscheinungen hatte.»
    «Aber wieso musste er brummen?», frage Elena, während sie Olivencreme auf eine Weißbrotscheibe strich.
    «Tja, das schildert er reichlich verworren. Mal hat Papst Paul etwas gegen ihn, dann wieder ist Pier Luigi Farnese, der Sohn des Papstes, die treibende Kraft. Es liest sich fast so, als wollte Cellini den wahren Anlass seiner Kerkerhaft verschleiern. Und später, als er wieder auf freiem Fuß war, wollte sein angeblicher Todfeind Pier Luigi Farnese ihn sogar in seine Dienste nehmen.» Er trank einen Schluck und fuhr fort: «Vielleicht waren Vater und Sohn Farnese auch hinter der Wahren Ähnlichkeit Christi her . »
    «Warum, wenn der Stein im Vatikan verwahrt wurde?»
    «Möglicherweise hat Clemens VII. seinem Nachfolger nichts von dem Versteck in der unterirdischen Kapelle verraten. Damals waren die Feindseligkeiten innerhalb der Kurie nicht kleiner als heute. Übrigens, ich habe eben einen Blick ins Lexikon geworfen: Pier Luigi Farnese wurde 1547 in Piacenza ermordet, mit einiger Wahrscheinlichkeit im Auftrag Karls V. Vielleicht war der Kaiser noch immer auf der Jagd nach dem Smaragd.»
    «Möglicherweise, wahrscheinlich, vielleicht!» Elena stieß einen Laut des Unwillens aus. «Solange wir uns auf der Ebene reiner Spekulation bewegen, werden wir kaum vorankommen.
    Was ist, wenn dieser ominöse Smaragd überhaupt nichts mit den Morden der letzten Tage zu tun hat?»
    «Das ist auch nur Spekulation, Elena. Wir haben leider nur einige Teile des Puzzles und müssen sie so lange kreuz und quer schieben, bis sich wenigstens die Umrisse eines Bildes ergeben.»
    Elena grinste. «Hört sich an, als hättest du die poetische Begabung deines Urahnen geerbt. Steckt in dir noch mehr von Albert Rosin, vielleicht auch seine Fähigkeit, ein Geheimnis zu bewahren?»
    Er biss herzhaft in sein Brot und sagte: «Jetzt müsste ich schon wieder spekulieren, wenn ich mir einen Reim auf deine Frage machen sollte.»
    «Dann will ich deutlicher werden, Alex. Ich denke, du kannst dich glücklich schätzen, dass du noch sämtliche Finger hast.
    Oder glaubst du, ich hätte dein Zögern beim Mund der Wahrheit nicht bemerkt?»
    Nur mit Mühe konnte er seine Erregung verbergen. «Darf man nicht zögern, wenn man die Hand in den Rachen eines Dämons steckt?»
    «Du weichst mir aus», sagte sie ernst, den Blick fest auf ihn gerichtet. Er fühlte sich wie ein ertappter Sünder. Elena fuhr fort: «Die Geschichte nimmt langsam Dimensionen an, die mir Angst machen. Wenn wir da gemeinsam durchkommen wollen, sollten wir wirklich ehrlich zueinander sein. Und wenn du nicht damit anfangen willst, dann tue ich es eben.»
    «Du weißt etwas, das ich nicht weiß?»
    « Totus tuus, Domine. Hic iacet pulvis, cinis et nihil. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. »
    Sie sprach die Büßerworte mit großem Ernst, so als hätten sie eine geheime, schreckliche Bedeutung.
    Alexander hörte auf zu essen. Die Veränderung, die mit Elena vor sich ging, beunruhigte ihn. Ohne dass er es an äußeren Anzeichen festmachen konnte, wirkte sie, als falle eine Maske von ihr ab. Dahinter kam die Schutz suchende Frau zum Vorschein, die er für kurze Zeit

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