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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Custos!»
    Als aus den Reihen der Gardisten zustimmende Rufe laut wurden, bellte Oberstleutnant von Gunten: «Ruhe, Männer! Als euer Kommandant befehle ich euch zu schweigen. Gardien hat die Kirche verraten, er ist nicht mehr der rechtmäßige Papst.
    Euer Eid bindet euch nicht an ihn.»
    «Das zu entscheiden steht nicht in Ihrer Befugnis, Herr Oberstleutnant», widersprach Alexander. «Niemand kann den Papst absetzen und nur er selbst kann die Garde von ihrem Eid entbinden.»
    Custos hob die Arme und erklärte: «Ich verlange keinen blinden Gehorsam von euch, meine Schweizer. Hört auf die Stimme eures Herzens, auf euren Glauben, prüft euch. Erkennt, was richtig ist, und dann handelt!»
    «Auch wir hören auf die Stimme unseres Glaubens», rief Markus Rosin.
    «Das allein spricht noch nicht für Ihren Orden», sagte der Papst. «Wie auch immer der Teufel beschaffen sein mag, er ist bestimmt kein Atheist.»
    Markus Rosin wandte sich an die Gardisten. «Ihr könnt euch nicht auf euren Glauben berufen und gleichzeitig die Dogmen der Kirche für ungültig erklären. Gerade das würde gegen den Glauben verstoßen!»
    «Nur gegen den falschen Glauben, der blindem Gehorsam gleicht», erwiderte Custos augenblicklich. «Gott hat uns den Verstand nicht gegeben, damit wir uns seinen Gebrauch untersagen lassen. Wer von uns verlangt, dass wir um des Glaubens willen aufhören zu denken, beleidigt den Schöpfer.
    Denken und Glauben sind keine Gegensätze, sie müssen sich ergänzen!»
    «Das ist Ketzerei!», ereiferte sich Markus Rosin. «Dieser angebliche Papst ist ein Ungläubiger!»
    Custos bedachte ihn mit einem ernsten Blick und sagte vollkommen ruhig: «Ob ich gläubig oder ungläubig bin, vermag allein Gott zu entscheiden.»
    «Geht in eure Quartiere zurück!», rief von Gunten den Schweizern zu. «Ich kümmere mich um den Papst und nehme ihn in Gewahrsam. Die Kurienkardinäle werden über sein Schicksal befinden.» Als die Gardisten keine Anstalten machten, die Kapelle zu verlassen, setzte er nach: «Führt den Befehl sofort aus, verlasst diesen Ort!»
    Alexander sagte: «Von Gunten, Sie vergessen, dass der Heilige Vater unser oberster Befehlshaber ist.»
    «Das stimmt, er hat Recht!», rief ein Gardist aus den hinteren Reihen. Andere schlossen sich an: «Niemand kann den Heiligen Vater absetzen!» – «Wir dienen dem Papst und beschützen ihn, so lautet unser Eid!»
    Einer nach dem anderen traten die Schweizer vor, um einen schützenden Kreis um Custos zu bilden, da ließ das Krachen eines Schusses – in der kleinen Kapelle so laut wie eine Kanone
    – alle erstarren. Gestein rieselte von der Decke, wo die Kugel abgeprallt war. Der Querschläger traf einen Gardisten aus dem Romandgeschwader ins Bein. Aufstöhnend ging der Verletzte zu Boden.
    Riccardo Parada hielt eine Beretta-Automatik in der Hand.
    Nun zogen auch die anderen Verschwörer Handfeuerwaffen unter ihrer Kleidung hervor. Sie hatten sich nicht an die Abmachung gehalten, natürlich nicht!
    Wut stieg in Alexander hoch. Er und seine Begleiter waren unbewaffnet gekommen – wenn auch nicht aus Ehrlichkeit, wie er zugeben musste. Sie hatten Elena nicht gefährden wollen.
    Nachdem der Schuss gefallen war, ging alles blitzschnell. Die Verschwörer drängten die Gardisten zurück und versuchten, den Papst aus der Kapelle zu zerren, in den Gang, der zu Signora del Grossos Wohnung führte.
    Markus Rosin und Utz Rasser hatten die Kapelle mit ihrem Gefangenen bereits verlassen, als sich die Gardisten, wie auf einen geheimen Befehl, auf die übrigen Verschwörer stürzten.
    Zwar hatten die Schweizer keine Feuerwaffen, aber ihre Überzahl sicherte ihnen einen schnellen Sieg. Parada, von Gunten, Schnyder, Mäder und Stückelberger lagen bald entwaffnet am Boden, hatten allerdings noch einigen Gardisten Schusswunden beigebracht.
    Das alles bekam Alexander nur beiläufig mit. Nach einem letzten Blick auf Elena, die von Silvio gestützt wurde, folgte er Markus Rosin, Utz Rasser und dem Heiligen Vater. Seine Schritte hallten in dem unterirdischen Gang laut wider. Weiter vorn leuchtete unerklärlicherweise ein Licht. So sah Alexander, dass Rasser zu ihm herumfuhr, um zwei Schüsse abzugeben.
    Nur weil Alexander sich geistesgegenwärtig zu Boden warf, pfiffen die Projektile über ihn hinweg.
    Als er auf dem Boden lag, bekam seine Rechte einen faustgroßen Stein zu fassen und umklammerte ihn. Gleichzeitig entdeckte er die Lichtquelle, eine gebückte Gestalt mit einer

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