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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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zumindest weitgehend, aber an Elena müssen wir erst mal herankommen.»
    «Falls sie überhaupt Schutz nötig hat.»
    Das kam von Stelvio Donati und jedes Wort traf Alexander wie eine persönliche Beleidigung.
    «Was wollen Sie damit sagen?», fuhr er auf.
    «Elena Vidas Rolle in diesem Spiel erscheint mir ziemlich undurchsichtig», antwortete der Commissario gelassen. «Immer taucht sie an den Brennpunkten auf, ist meistens an Ihrer Seite.»
    «Sie hat ein ernst zu nehmendes Motiv, Bruder Donati, sie hasst Totus Tuus», meinte Solbelli.
    «Vielleicht», sagte Donati in einem Ton, der seine Zweifel überdeutlich machte. «Vielleicht hat sie aber auch ein ganz anderes Motiv. Signor Rosin sprach davon, dass Elena Vida auf Brecqhou einer Gehirnwäsche unterzogen wird. Möglicherweise hat diese Gehirnwäsche schon viel früher stattgefunden. Ihr Motiv, sich mit Alexander Rosin zusammenzutun, könnte gewesen sein, Totus Tuus zu schützen, nicht, den Orden auffliegen zu lassen.»
    «Das ist doch völlig aus der Luft gegriffen!», schrie Alexander.
    «Keineswegs. Als Polizist bin ich gewöhnt, mich an die Fakten zu halten. Ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet Elena nach dem Attentat entführt wurde? Hatte der Attentäter mit seiner Flucht nicht genug zu tun?»
    «Auf Brecqhou wollte sie mir helfen zu entkommen», wandte Alexander ein.
    «Wollte sie das wirklich? Die Flucht ist gründlich danebengegangen. Ihr Vater hat am Strand schon auf Sie gewartet. Und wie seltsam, dass Sie unterwegs kaum auf Wachen gestoßen sind. Nicht weniger seltsam ist, dass Elena Vida ihre Nachschlüssel behalten konnte, wohingegen man Sie peinlich genau gefilzt hat, Signor Rosin.»
    «Vielleicht gehörte es zum Plan des Ordensgenerals, Elena genauso in Sicherheit zu wiegen wie mich.»
    Er konnte nicht glauben, dass Donati mit seiner Verdächtigung Recht hatte, wollte noch nicht einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen. Sicher, er kannte Elena erst seit kurzem, doch in den wenigen Tagen war sie ihm wichtiger geworden als jeder andere Mensch. Sein Vater war nur eine Erinnerung, zudem eine trügerische, wie er schmerzhaft erfahren hatte. Juliette hatte ihm Wärme und Leidenschaft geschenkt, auch Liebe, aber ihnen beiden war immer klar gewesen, dass es kein gemeinsames Leben für sie gab, keine Zukunft, nur ein paar Stunden pro Woche, die sie in einem Kälte und Leere betäubenden Rausch zusammen verbrachten. Im Zusammensein mit Elena hatte er zum ersten Mal gespürt, dass es einen Weg aus der Einsamkeit gab, die sein ganzes Leben bestimmt hatte. Die Vorstellung, dass alles, was ihn mit Elena verband, auf einer Täuschung beruhte, auf einer weiteren Perfidität Markus Rosins, war geeignet, ihn um den Verstand zu bringen – oder ihm das Herz zu brechen.
    «Ein Streit um des Kaisers Bart», mischte Orlandi sich ein. «In wenigen Stunden werden wir wissen, auf welcher Seite Elena Vida steht. Und selbst wenn wir es jetzt schon wüssten, könnte das nichts an unserem Plan ändern. Wir sollten uns lieber daran begeben, die E-Mail zu formulieren.» Der Professor sah Alexander an. «Sagen Sie, Signor Rosin, sind wirklich so viele Gardisten im Internet?»
    «Nicht weniger als andere Menschen auch. Nur weil wir der Kirche dienen, leben wir nicht hinterm Mond.»
    «Vielen Dank», sagte der Papst mit einem ironischen Unterton.
    «Aber was ist, wenn heute Nacht keiner der Gardisten online geht?», fragte Donati.
    «Das wäre höchst ungewöhnlich», antwortete Alexander. «Ab Mitternacht hat jeder Gardist in der Kaserne zu sein. Eigentlich müssten alle, die keine Wache haben, sogar im Bett liegen, aber daran halten sich die wenigsten. Fernsehen wäre auffällig, online zu gehen dagegen kaum. Außerdem ist das Surfen um diese Zeit sehr billig. Und wenn nur zwei oder drei meine Mail rechtzeitig lesen, werden sie die Kameraden mit Sicherheit informieren.»
    «Aber auch jemand vom Zirkel der Zwölf oder ein Gardist, der mit Totus Tuus sympathisiert, könnte die Mail lesen», gab der Commissario zu bedenken.
    «Sie werden in der Minderzahl sein», sagte Custos. «Das hoffen wir zumindest, denn darauf basiert unser Plan. Nur dann können wir Totus Tuus und den Zirkel aufhalten.»

    Der Mut und die Entschlossenheit des Papstes beeindruckten Alexander. In seiner weißen Soutane war er ein weithin sichtbares Ziel. Custos hatte auf dem Gewand bestanden, um jedem zu zeigen, dass er der rechtmäßige Pontifex war. Obwohl es zur Abmachung gehörte, dass beide Parteien

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