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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zuzuschlagen, aber die weiße Hand des Wesens schoss ihm entgegen, und Tiamak stürzte rücklings zu Boden. Der Raum wirbelte davon,das Schwert flog ihm aus den gefühllos gewordenen Fingern und landete im Gras des Zeltbodens.
    Tiamaks Kopf war schwer wie Stein. Er empfand keine Schmerzen von dem Schlag, merkte jedoch, wie sein Bewusstsein zu schwinden begann. Er versuchte aufzustehen, schaffte es aber nur auf die Knie. Zitternd wie ein kranker Hund duckte er sich.
    Zwar konnte er nicht sprechen, aber immerhin noch sehen. Camaris taumelte und wackelte mit dem Kopf, anscheinend ebenso betäubt wie Tiamak. Der Alte versuchte, sich den Angreifer lange genug vom Leibe zu halten, um etwas vom Boden aufzuheben – das Schwert, begriff Tiamak, das schwarze Schwert. Aber nicht nur der Feind, den er mit seiner Keule aus Feuerholz von sich fernzuhalten versuchte, hinderte ihn daran, das Schwert zu packen, sondern auch die dunklen, verzerrten Gestalten von Aditu und ihrem Gegner, die sich vor ihm auf der Erde wälzten, versperrten ihm den Weg.
    In der anderen Ecke glitzerte etwas in der Hand des blassgesichtigen Wesens, rotglühend wie ein Halbmond aus Feuerschein. Der scharlachrote Glanz stieß vor, schnell wie eine zubeißende Schlange, und eine winzige Wolke dunkler Teilchen stob auf und senkte sich wieder herab, langsamer als Schneeflocken. Eines von ihnen berührte Tiamaks Hand. Hilflos starrte er es an. Es war eine Feder. Eine Eulenfeder.
    Hilfe. Tiamaks Schädel fühlte sich an wie eingeschlagen. Wir brauchen Hilfe. Wir sterben, wenn uns keiner hilft.
    Jetzt gelang es Camaris, sich zu bücken und das Schwert aufzuheben. Fast wäre er dabei vornübergekippt. Gerade noch rechtzeitig hob er Dorn und wehrte einen Schlag seines Gegners ab. Die beiden umkreisten einander, Camaris stolpernd, der Schwarzgekleidete mit vorsichtiger Anmut. Wieder prallten sie zusammen. Eine Hand des alten Ritters schnellte vor und parierte einen Dolchstoß, aber die Klinge ritzte eine Blutspur in seinen Arm. Unbeholfen wich Camaris zurück. Er brauchte Platz, um sein Schwert schwingen zu könnten. Seine Augen waren vor Schmerz oder Müdigkeit halb geschlossen.
    Er ist verwundet, dachte Tiamak verzweifelt. Das Hämmern in seinem Kopf wurde immer stärker. Vielleicht stirbt er. Warum kommt niemand?
    Der Wranna schleppte sich zu dem großen Kohlenbecken, das die einzige Lichtquelle darstellte. Seine schwindenden Sinne begannen zu flackern wie die Lampen von Kwanitupul im Morgengrauen. Nur das vage Bruchstück eines Einfalls durchzuckte sein Hirn, aber es genügte, ihn die Hand an das eiserne Becken legen zu lassen. Als er – verschwommen wie ein fernes Echo – die Hitze des Metalls an seinen Fingern spürte, stemmte er sich dagegen. Das Becken fiel um. Glühende Kohlen prasselten zu Boden wie ein Wasserfall von Rubinen.
    Als Tiamak hustend zusammenbrach, war das Letzte, was er sah, die eigene, rußgeschwärzte Hand, zusammengekrümmt wie eine versengte Spinne, und dahinter ein Heer von kleinen Flämmchen, die unten an der Zeltwand leckten.
     
    »Wir brauchen keine verdammten Fragen mehr«, knurrte Isgrimnur. »Wir haben Fragen genug für drei Menschenleben. Was wir brauchen, sind Antworten.«
    Binabik rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Ich stimme Euch zu, Herzog Isgrimnur. Aber Antworten sind nicht wie ein Schaf, das kommt, wenn man es ruft.«
    Josua seufzte und lehnte sich zurück an die Zeltwand. Draußen surrten die Zelttaue in einer plötzlichen Brise. »Ich weiß, wie schwierig es ist, Binabik. Aber Isgrimnur hat recht, wir brauchen Antworten. Das, was Ihr uns über den Erobererstern erzählt habt, macht alles nur noch rätselhafter. Für uns ist jetzt am wichtigsten, dass wir herausfinden, wie wir die drei Großen Schwerter einsetzen können. Alles aber, was der Stern uns dazu sagt, ist – sofern Ihr recht habt –, dass die Zeit, in der wir sie führen können, bald verstrichen sein wird.«
    »Dieser Frage weihen auch wir die umfassendste Aufmerksamkeit, Prinz Josua«, erwiderte der Troll. »Und wir glauben, dass wir vielleicht bald etwas erfahren werden, denn Strangyeard hat etwas von Bedeutsamkeit entdeckt.«
    »Und das wäre?«, fragte Josua und beugte sich vor. »Was immer es ist, Mann, lasst es uns wissen.«
    Auch Strangyeard, der bisher still dagesessen hatte, rutschte nun unruhig hin und her. »Ich bin nicht so sicher wie Binabik, Hoheit,dass es wirklich nützlich für uns ist. Ich entdeckte den ersten Hinweis schon

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