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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auch erreicht habt, es bleibt noch weit mehr zu tun. Noch immer treiben wir auf hoher See und beten darum, endlich Land zu sehen …« Er unterbrach sich. »Was ist das für ein Lärm?«
    Auch Isgrimnur hatte es gehört, ein anschwellendes Gemurmel, das allmählich den Wind zu übertönen begann. »Es klingt wie ein Streit«, meinte er, hielt einen Moment inne und lauschte. »Nein, es ist mehr als das – zu viele Stimmen.« Er stand auf. »Bei Drors Hammer! Ich hoffe nur, dass niemand einen Aufstand angezettelt hat!« Er griff nach Kvalnir. Das tröstliche Gefühl des Schwertgriffs beruhigte ihn. »Ich hatte für morgen auf einen ruhigen Tag gehofft, bevor wir weiterreiten müssen.«
    Josua sprang auf. »Wir wollen lieber selbst nachsehen.«
    Als Isgrimnur die Zeltklappe zurückschlug, fiel sein Blick jäh auf einen bestimmten Punkt des riesigen Lagers. In derselben Sekunde erkannte er, was vorging.
    »Feuer!«, schrie er den Nachdrängenden zu. »Wenigstens ein Zelt steht gänzlich in Flammen, und ein paar andere scheinen ebenfalls Feuer gefangen zu haben.« Jetzt rannten Menschen zwischen den Zelten hin und her, undeutliche Schemen, die schrien und mit den Armen fuchtelten. Verwirrte, fluchende Männer zerrten an ihren Schwertgurten. Mütter hoben kreischende Kinder von ihren Decken und trugen sie ins Freie. Auf allen Pfaden wimmelte es von verstörten Lagerbewohnern. Isgrimnur sah, wie eine alte Frau weinend auf die Knie fiel, obwohl sie nur wenige Schritte neben ihm stand.
    »Ädon steh uns bei!«, seufzte Josua. »Binabik, Strangyeard, lasst Eimer und Wasserschläuche holen und nehmt ein paar von unseren aufgescheuchten Siedlern mit und führt sie zum Fluss – wir brauchen Wasser. Oder noch besser, reißt ein paar von den Zelten aus Ölhaut ein und versucht, das Wasser darin zu befördern.« Er rannte auf die Brandstätte zu, hastig gefolgt von Isgrimnur.
    Die Flammen stiegen jetzt hoch in die Luft und erfüllten den Nachthimmel mit einem höllischen, orangeroten Licht. Als Isgrimnur und Josua näher kamen, schlug ihnen ein Wölkchen tanzenderFunken entgegen, die in Isgrimnurs Bart aufzischten. Fluchend erstickte sie der Herzog.
     
    Tiamak erwachte und musste sich sofort erbrechen. Mühsam rang er nach Atem. Sein Kopf dröhnte wie eine perdruinesische Kirchenglocke.
    Überall ringsum loderten Flammen, peitschten heiß gegen seine Haut und sogen die Luft von ihm fort. In blinder Panik kämpfte er sich über das versengte Gras des Zeltbodens auf etwas zu, das ihm als kühler, dunkler Fleck erschien, nur um mit dem Gesicht an schwarzes, glitschiges Gewebe zu stoßen. Einen Augenblick verwickelte er sich darin, dann glitt es zur Seite und entblößte ein in den Tiefen der schwarzen Kapuze begrabenes, weißes Gesicht. Die Augen waren verdreht, die Lippen glänzten blutig. Tiamak wollte schreien, aber sein Mund war voll von beißendem Rauch und seiner eigenen Galle. Er würgte und rollte sich fort.
    Plötzlich packte ihn etwas am Arm und riss ihn heftig vorwärts, quer über den fahlen Leichnam hinweg und mitten durch eine Wand aus Feuer. Einen Moment lang glaubte er, sterben zu müssen. Etwas wurde über ihn geworfen, und man wälzte ihn herum und klopfte ihn mit den Handflächen ab, so schnell und heftig, wie man ihn herausgezerrt hatte. Dann wurde die Decke zurückgeschlagen, und er fand sich im nassen Gras liegend. Unmittelbar neben ihm leckten Flammen zum Himmel empor, aber er war in Sicherheit. In Sicherheit!
    »Der Wranna lebt«, sagte jemand neben ihm. Er glaubte den singenden Tonfall der Sitha zu erkennen, obwohl die Stimme vor Angst und Sorge fast scharf klang. »Camaris hat ihn herausgeholt. Wie dieser Mann es geschafft hat, trotz des Giftes wach zu bleiben, werde ich wohl nie begreifen, aber er hat zwei von den Hikeda’ya getötet.« Eine unverständliche Antwort folgte.
    Nachdem er ein paar Minuten still dagelegen und seine schmerzenden Lungen mit der klaren Nachtluft gefüllt hatte, drehte sich Tiamak auf die andere Seite. Ein paar Schritte neben ihm stand Aditu, das weiße Haar schwarz von Ruß, schmutzige Streifen im goldenen Gesicht. Vor ihr am Boden lag die Waldfrau Geloë, notdürftigin einen Mantel gehüllt, darunter aber offenkundig nackt. Ihre kräftigen Beine glänzten von Tau oder Schweiß. Tiamak sah, wie sie sich aufzurichten versuchte.
    »Nein, lasst das«, sagte Aditu zu ihr und trat plötzlich einen Schritt zurück. »Beim Hain! Geloë, Ihr seid verwundet.«
    Mit bebender Anstrengung

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