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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vor einiger Zeit, noch während unserer Reise zum Sesuad’ra.« »Strangyeard fand noch eine Stelle über die drei Schwerter in Morgenes’ Buch«, erläuterte Binabik.
    »Und?« Isgrimnur klopfte sich mit den Fingern auf das lehmbedeckte Knie. Er hatte einige Zeit damit verbracht, seine Zeltpfähle in dem lockeren, feuchten Boden fest zu verankern.
    »Was Morgenes anzudeuten scheint«, fuhr der Archivar fort, »ist, dass diese drei Schwerter deshalb so besonders – oder mehr als das, mächtig – sind, weil sie nicht aus Osten Ard stammen. Jedes von ihnen verstößt auf seine eigene Weise gegen die Gesetze Gottes und der Natur.«
    »Inwiefern?« Der Prinz hörte aufmerksam zu. Isgrimnur erkannte ein wenig betrübt, dass solche Fragen Josua immer mehr fesseln würden als die praktischeren Aufgaben eines Herrschers – Dinge wie Getreidepreise, Steuern und die Gesetze über den Landbesitz.
    Strangyeard zögerte. »Geloë könnte es besser erklären als ich. Sie versteht mehr von diesen Dingen.«
    »Eigentlich hätte sie schon längst hier sein müssen«, bemerkte Binabik. »Sollten wir nicht ihrer harren?«
    »Sagt mir zunächst, was Ihr wisst«, bat Josua. »Ich habe einen sehr langen Tag hinter mir und bin müde. Außerdem geht es meiner Gemahlin nicht gut, und ich wäre gern bei ihr.« »Natürlich, Prinz Josua. Verzeiht mir. Natürlich.« Strangyeard konzentrierte sich. »Morgenes sagt, dass in jedem dieser drei Schwerter etwas steckt, das nicht aus Osten Ard – das nicht von unserer Erde stammt. Dorn ist aus einem Stein gemacht, der vom Himmel fiel. Hellnagel, das einst Minneyar war, wurde aus dem eisernen Kiel von Elvrits Schiff geschmiedet. Dieses Schiff kam aus dem Westen übers Meer, aus Ländern, die unsere Schiffe heute nicht mehr finden können.« Er räusperte sich. »Und Leid besteht aus Eisen und Sithi-Hexenholz, zwei Stoffen, die einander feindlich sind. Das Hexenholz, so hat mir Aditu erzählt, kam als Setzling aus einem Ort zu uns, den ihr Volk den Garten nennt. Keiner von diesen Stoffen gehört hierher, und eigentlich dürfte sich keines von ihnen schmieden lassen, mit Ausnahme vielleicht des reinen Eisens von Elvrits Kiel.«
    »Aber wie wurden diese Schwerter dann gefertigt?«, fragte Josua. »Oder ist das die Antwort, die Ihr noch sucht?«
    »Es gibt da etwas, das Morgenes erwähnt«, meinte Binabik, »und das auch in Ookequks Schriftrollen steht. Man nennt es ein Wort der Erschaffung – einen Zauberspruch, könnte man sagen, wenngleich die Kenner der Kunst diesen Ausdruck nicht gebrauchen.«
    »Ein Wort der Erschaffung?« Isgrimnur runzelte die Stirn. »Wirklich nur ein Wort?«
    »Ja … und nein«, antwortete Strangyeard bekümmert. »Wir sind nicht ganz sicher. Was wir wissen, ist, dass Minneyar von den Unterirdischen geschmiedet wurde – den Dverningen, wie Ihr sie in Eurer Sprache nennen würdet, Herzog Isgrimnur – und dass Ineluki ebenfalls in den Schmieden der Unterirdischen, tief unter dem Asu’a, Leid schuf. Allein die Unterirdischen verfügten über die Kenntnisse zur Erschaffung solcher Dinge der Macht, und Ineluki lernte von ihnen. Vielleicht waren sie auch an der Herstellung von Dorn beteiligt, oder andere bedienten sich ihres Wissens. Wenn wir wüssten, auf welche Weise die Schwerter geschmiedet und die Kräfte in ihnen gebunden wurden, könnten wir vielleicht erahnen, wie man sie gegen den Sturmkönig einsetzen kann.«
    »Wenn ich nur Graf Eolair genauer danach befragt hätte, als er damals bei uns war!«, sagte Josua nachdenklich. »Er hat mit den Unterirdischen gesprochen.«
    »Ja, und von ihnen erfahren, welche Rolle sie in der Geschichte Hellnagels gespielt haben«, ergänzte Vater Strangyeard. »Aber es kann auch sein, dass ihre Bedeutung für uns nicht in ihrer Entstehung, sondern in ihrem bloßen Vorhandensein liegt. Und doch – wenn wir später einmal die Möglichkeit haben, den Unterirdischen eine Botschaft zu senden, und sie bereit wären, mit uns zu sprechen, so hätte ich viele Fragen an sie.«
    Josua betrachtete seinen Archivar nachdenklich. »Diese Aufgabe liegt Euch, Strangyeard. Ich habe immer gedacht, dass Ihr zu mehr taugt als zum Abstauben von Büchern und der Deutung besonders undurchsichtiger Stellen des Kirchenrechts.«
    Der Priester errötete. »Danke, Prinz Josua. Was immer ich tun kann, hat Eure Güte mir ermöglicht.«
    Der Prinz wehrte das Kompliment mit einer Handbewegung ab und fuhr fort: »Und dennoch, so viel Ihr und Binabik und alle anderen

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