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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Pläne vereiteln müssen, nicht nur, um eine alte Schuld zu begleichen oder den Mord an Amerasu zu rächen.«
    »Die Sterblichen, so hörte ich, haben ein Sprichwort«, begann der schwarzhaarige Kuroyi wieder. Seine Stimme hatte etwas Gemessenes, Unheimliches, aber Melodisches, und sein Hernystiri klang übergenau. »Der Feind meines Feindes ist mein Freund … wenigstens für eine kurze Zeit. Silbermaske und ihre Sippe haben Sterbliche zu ihrenVerbündeten erkoren, darum wählen wir deren Feinde – ebenfalls Sterbliche – zu unseren Verbündeten. Utuk’ku und ihre Diener haben auch den Vertrag vom Sesuad’ra gebrochen. Ich empfinde es nicht als Schande, an der Seite von Sudhoda’ya zu fechten, bis dieser Streit entschieden ist.« Wie um Fragen abzuwehren, hob er die Hand, aber im Kreis herrschte tiefe Stille. »Niemand hat verlangt, dass ich diese sterblichen Bundesgenossen lieben muss – ich tue es nicht und bin überzeugt, dass es dabei auch bleiben wird, ganz gleich, was geschieht. Wenn ich diese Zeit, die vor uns liegt, überlebe, werde ich in mein Hohes Haus im verborgenen Anvi’janya zurückkehren, denn ich bin der Gesellschaft anderer, seien sie Menschen oder Gartengeborene, schon lange müde. Bis dahin aber werde ich halten, was ich Likimeya versprochen habe.«
    Als er geendet hatte, entstand eine lange Pause. Wieder saßen die Sithi schweigend da, aber Eolair hatte das Gefühl, dass eine Entscheidung in der Luft lag, eine Spannung, die nach Auflösung verlangte. Als die Stille so lange gewährt hatte, dass er sich von neuem fragte, ob er nicht besser gehen sollte, hob Likimeya die Hände und streckte sie flach vor sich aus.
    »So«, erklärte sie. »Nun müssen wir uns mit diesem Naglimund beschäftigen. Wir müssen uns überlegen, was wir tun wollen, wenn sich die Hikeda’ya nicht außerhalb der Feste zum Kampf stellen.«
    Und die Sithi begannen über die bevorstehende Belagerung zu beraten, als hätte es niemals eine Auseinandersetzung darüber gegeben, ob es ehrenhaft sei, Seite an Seite mit Sterblichen zu kämpfen. Ihre Höflichkeit verwirrte Eolair, beeindruckte ihn aber auch. Jeder durfte reden, solange er wollte, ohne dass man ihn unterbrach. Alle Gegensätze, die vorher bestanden hatten – und obwohl Eolair die Unsterblichen schwer zu durchschauen fand, war er sicher, dass es ernsthafte Meinungsverschiedenheiten gegeben hatte –, schienen verschwunden. Die Debatte über Naglimund war zwar lebhaft, aber friedlich und scheinbar frei von jedem Groll.
    Vielleicht, dachte Eolair, lernt man, sich an solche Regeln zu halten, wenn man so lange lebt . Schließlich ist die Ewigkeit eine lange Zeit zum Grollen.
    Einigermaßen erleichtert, begann er sich am Gespräch zu beteiligen– zuerst zögernd, als er aber merkte, dass man seine Meinung achtete, sprach er offen und sicher über Naglimund, einen Ort, den er fast so gut kannte wie den Taig in Hernysadharc. Er war viele Male dort gewesen, denn er hatte oft festgestellt, dass er auf dem Umweg über Josuas Ohr seine Anliegen am Hof König Johans leichter vorbringen konnte. Der Prinz gehörte zu den wenigen Menschen, die sich eine Idee um ihrer selbst willen anhörten und sie, wenn sie sie gut fanden, unterstützten, ohne sich zunächst einmal auszurechnen, ob sie selbst einen Vorteil davon hätten.
    Lange berieten die Sithi. Das Feuer brannte zur Glut herunter. Aus ihrem Mantel zog Likimeya eine der Kristallkugeln und legte sie vor sich auf die Erde, wo der Ball langsam zu leuchten begann und den ganzen Kreis mit seinem kühlen Mondlicht übergoss.
     
    Auf dem Rückweg vom Rat der Sithi traf Eolair Isorn.
    »Ho, Graf!«, grüßte der junge Rimmersmann. »Geht Ihr spazieren? Ich habe einen Weinschlauch – vermutlich aus Eurem eigenen Keller in Nad Mullach. Kommt mit, wir wollen Ule suchen und uns den Inhalt teilen.«
    »Gern. Ich habe einen merkwürdigen Abend hinter mir. Unsere Verbündeten … Isorn, sie gleichen nichts und niemandem, was ich bisher gesehen habe.«
    »Nun, Eolair, sie sind ein altes Volk und zudem noch Heiden«, antwortete Isorn fröhlich und lachte. »Verzeiht mir, Graf. Ich vergesse manchmal, dass auch die Hernystiri …«
    »Heiden sind?« Eolair lächelte leicht. »Ich fühle mich nicht gekränkt. In meiner langen Zeit an ädonitischen Höfen habe ich mich daran gewöhnt, anders zu sein als die anderen – ein Außenseiter. Aber noch nie habe ich mich so als Außenstehender gefühlt wie heute Abend.«
    »Mag sein, dass die

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