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Der Engländer

Der Engländer

Titel: Der Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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schüttelte den Kopf. Ein Stirnrunzeln, dann ein knappes Nicken - Wie Sie wünschen.
    Der Arzt spülte die Wunde mit einem Antiseptikum aus und machte sich an die Arbeit. Gabriel, der Restaurator, beobachtete ihn aufmerksam. Einstechen, ziehen, zupfen, schnippeln. Navot zündete sich eine Zigarette an und sah angelegent lich aus dem Fenster. Nachdem der Arzt die Wunde genäht hatte, verband er sie sorgfältig und signalisierte durch ein Nicken, daß er fertig war. Gabriel legte seine rechte Hand auf das sterile Tuch. Als der Arzt den schmutzigen Verband wegschnitt, ließ er einen sehr französischen Seufzer der Mißbilligung hören, als habe Gabriel zu Hummer in Safrangelee den falschen Wein bestellt. »Diesmal dauert's ein paar Minuten länger, ja?« Navot machte eine ungeduldige Handbewegung.
    Der Arzt, dem Navots Einstellung nicht gefiel, ließ sich bewußt Zeit. Diesmal fragte er Gabriel nicht erst, ob er etwas gegen Schmerzen wolle. Er zog einfach eine Spritze auf und injizierte das schmerzstillende Mittel in Gabriels Hand.
    Nachdem er fast eine halbe Stunde lang sorgfältig und methodisch gearbeitet hatte, sah er auf. »Ich habe das unter diesen Umständen Bestmögliche getan.« Ein feindseliger Blick zu Navot hinüber - Ich arbeite hier umsonst, Stoffel. Und ich werde mich bei Schamron beschweren, darauf kannst du Gift nehmen. »Ihre Hand muß von einem Chirurgen versorgt werden.
    Die Muskeln, die Sehnen…« Eine Pause, ein Kopfschütteln.
    »Nicht gut. Wahrscheinlich bleibt eine gewisse Steifheit zurück, und Sie müssen damit rechnen, daß die Hand nicht mehr so beweglich ist wie früher.«
    »Lassen Sie uns allein«, forderte Navot ihn auf. »Setzen Sie sich inzwischen in den anderen Wagen.« Er schickte auch den Fahrer weg. Als sie allein waren, starrte er Gabriel an. »Wie ist das passiert, verdammt noch mal?«
    »Wie viele Tote?« fragte Gabriel, ohne auf Navots Frage einzugehen.
    »Bisher drei. Vier Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.«
    »Hast du schon von den anderen aus dem Team gehört?«
    »Sie haben Paris verlassen. Schamron hat alle zurückbeordert.
    Diese Sache könnte peinlich werden.«
    »Und der Renault?«
    »Den lasse ich von einem Mann beobachten. Bisher hat die Polizei sich noch nicht um ihn gekümmert.«
    »Aber irgendwann tut sie's.«
    »Was findet sie, wenn sie's tut?«
    Gabriel sagte es ihm. Navot schloß die Augen und wiegte sich ein wenig vor und zurück, als habe er soeben eine Todesnachricht erhalten. »Was ist mit Müllers Apartment?«
    »In seinem Telefon ist ein Glas installiert.«
    »Scheiße.«
    »Können wir noch versuchen, dort reinzukommen und aufzuräumen?«
    Navot schüttelte den Kopf. »Die Polizei ist schon dort. Findet sie deinen Wagen und bekommt heraus, daß Müller überwacht wurde, stellt sie seine Bude auf den Kopf. Dann dauert's nicht lange, bis die Wanze gefunden wird.«
    »Irgendwelche Freunde bei der Polizei, die uns behilflich sein könnten?«
    »Nicht bei so was.«
    »Die Wanze ist praktisch eine Visitenkarte.«
    »Ich weiß, Gabriel, aber ich habe sie nicht installieren lassen.«
    Gabriel angelte die Filmrolle aus seiner Tasche und gab sie Navot. »Ich habe mehrere Aufnahmen des Mannes, der die Bombe in der Galerie zurückgelassen hat. Sorg dafür, daß dieser Film noch heute zum King Saul Boulevard geht. Die Höhlen-menschen in der Abteilung Recherche sollen die Photos durch ihren Computer laufen lassen. Vielleicht können sie feststellen, wie der Kerl heißt.«
    Der Film verschwand in Navots gewaltiger Pranke.
    »Dann rufst du Schamron an und richtest ihm aus, daß er sofort einen Sicherungstrupp zu Anna Rolfes Villa entsenden soll.« Gabriel öffnete die Autotür und stellte einen Fuß auf die Erde. »Welches Auto kann ich haben?«
    »Schamron will, daß du heimkommst.«
    »Den Bombenleger kann ich nicht finden, wenn ich in Tel Aviv sitze.«

    »Aber auch nicht, wenn du in einem französischen Gefängnis sitzt.«
    »Welcher Wagen gehört mir, Uzi?«
    »Also gut! Nimm den hier. Aber du bist auf dich allein gestellt.«
    »Vielleicht kann ich mich irgendwann für diesen Gefallen revanchieren.«
    »Amüsier dich gut, Gabriel. Ich bleibe hier und bringe den Schlamassel in Ordnung, den du hinterlassen hast.«
    »Sorg einfach dafür, daß der Film nach Tel Aviv kommt. Braver Hund.«
    An der Costa de Prata setzte Anna Rolfe ihre Violine ab und schaltete das Metronom aus. Ihr Übungsraum lag im Schatten, die vom Atlantik hereinkommende Brise war feucht

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