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Der Engländer

Der Engländer

Titel: Der Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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schießend hoch. Zwei Schüsse trafen den bulligen Mann in die Brust. Er brach zusammen, zwischen seinen Fingern quo ll Blut hervor. Der Engländer erledigte ihn mit zwei weiteren Schüssen in den Kopf.
    Debré lehnte an der Motorhaube, hielt seinen gebrochenen Arm umklammert und war restlos erledigt. »Behalt dein verdammtes Geld! Nimm den Koffer mit! Hau bloß ab!«
    »Du hättest nicht versuchen sollen, mich reinzulegen, Pascal.«
    »Klar, du hast recht. Nimm alles mit und verschwinde.«
    »Muß nur noch etwas erledigen«, sagte der Engländer, als das schwere Kampfmesser mit Wellenschliff aus der Unterarmscheide in seine Handfläche glitt. Im nächsten Augenblick lag Pascal Debré neben seinem Partner auf dem Betonboden, das Gesicht kreidebleich, die Kehle fast bis zu den Halswirbeln aufgeschlitzt.
    Die Schlüssel von Debrés Wagen steckten noch. Der Engländer benützte sie, um den Kofferraum aufzusperren, in dem ein weiterer Koffer lag. Er klappte den Deckel hoch und sah einen zweiten Sprengsatz, ein Duplikat des ersten, der auf der Motorhaube lag. Vermutlich hatte der Franzose in dieser Nacht einen weiteren Auftrag ausführen wollen. Ohne es zu wollen, hatte der Engländer wahrscheinlich irgend jemandem das Geschäft gerettet. Er klappte den Deckel wieder zu und schloß vorsichtig den Kofferraum.
    Auf dem Betonboden standen riesige Blutlachen. Der Engländer ging um die Leichen herum und blieb vor der Motorhaube des Wagens stehen. Er klappte den Koffer auf, stellte die Schaltuhr auf drei Minuten, klappte den Deckel wieder zu und postierte den Koffer zwischen die beiden Toten.
    Ohne sich zu beeilen ging er durchs Lagerhaus und öffnete das Tor. Dann setzte er sich ans Steuer des Wagens. Als er den Zündschlüssel nach rechts drehte, stotterte der Motor kurz und starb dann ab. Großer Gott, nein - Pascals Rache… Er drehte den Zündschlüssel erneut nach rechts, und diesmal heulte der Motor auf.
    Der Engländer stieß zurück, wendete in der Einfahrt und raste durch das Tor im Maschendrahtzaun davon. Als der Sprengsatz hochging, war der Lichtblitz in seinem Rückspiegel so hell, daß er für eine Zehntelsekunde geblendet war. Während er auf der Uferstraße in Richtung Paris zurückfuhr, schwammen immer wieder purpurrote Flecken durch sein Blickfeld.
    Zehn Minuten später stellte er Debrés Wagen im Halteverbot vor einer Metrostation ab und stieg aus. Nachdem er den Koffer aus dem Kofferraum geholt hatte, warf er die Autoschlüssel in einen Abfallbehälter. Dann fuhr er die Rolltreppe hinunter und brauchte nicht lange zu warten, bis der nächste Zug kam.
    Er dachte wieder an die alte signadora in seinem korsischen Dorf - an ihre Warnung vor einem geheimnisvollen Mann, den er meiden sollte. Er fragte sich, ob Pascal Debré dieser Mann gewesen war.
    Der Engländer stieg an der Metrostation zum Jardin du Luxembourg aus und ging auf den regennassen Straßen des fünften Arrondissements zu seinem Hotel in der Rue St. Jacques zurück. Oben in seinem Zimmer fiel ihm ein, daß er auf der gesamten Rückfahrt keinen einzigen Polizeibeamten gesehen hatte. Debré hatte eindeutig gelogen, als er von irgendwelchen Kontrollen gefaselt hatte.

17 - PARIS
    Gabriel fand, es sei an der Zeit mit Werner Müller zu reden. Am nächsten Morgen rief er ihn in der Galerie an.
    »Müller. Bonjour.«
    »Sprechen Sie deutsch?«
    »Ja.«
    Gabriel wechselte vom Französischen ins Deutsche über. »Ich habe am Wochenende im Schaufenster Ihrer Galerie ein Bild gesehen, für das ich mich interessiere.«
    »Welches denn?«
    »Das Blumenstück von Jean-Georges Hirn.«
    »Ja, ein schönes Bild, nicht wahr?«
    »Ganz recht. Ich frage mich, ob ich es mir heute irgendwann näher ansehen könnte.«
    »Tut mir leid, aber heute bin ich ziemlich beschäftigt.«
    »Oh, tatsächlich?«
    Gabriel, der zweiundsiebzig Stunden lang alle bei der Galerie eingehenden Anrufe überwacht hatte, war sich sicher, daß Müller mühelos einen Termin finden würde.
    »Lassen Sie mich meinen Terminkalender holen und einen Blick hineinwerfen. Können Sie einen Augenblick dranbleiben?«
    »Natürlich.«
    »Ah, da ist er ja. Wie ich sehe, ist heute nachmittag unerwartet ein Termin abgesagt worden.«
    »Ein glücklicher Zufall.«
    »Wie schnell könnten Sie hier sein?«
    »Ich bin zufällig schon ganz in der Nähe. Ich könnte in zehn bis fünfzehn Minuten bei Ihnen sein.«
    »Wunderbar. Und Ihr Name?«
    »Ulbricht.«
    »Gut, dann erwarte ich Sie in einer Viertelstunde,

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