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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschnittenes weißes T-Shirt mit der Aufschrift
    ›Rio is the best‹.
    Da konnte er nicht widersprechen, denn von dieser Stadt hatte er bisher nur die besten Seiten kennengelernt. Zwar wußte er über die Favelas Bescheid, er hatte auch über das verfluchte Elend gelesen, doch das war nicht sein Problem.
    Er streckte sich wieder aus, schaute gegen den Himmel und hatte den Eindruck, immer etwas Neues zu entdecken. Diese Nacht war so traumhaft, daß es ihm nicht in den Sinn kam, an all die Überfälle zu denken, die auch am Strand stattfanden. Da hatte es ebenfalls Tote gegeben, und die Killer ließen die Leichen kurzerhand liegen. Musikklänge wehten an seine Ohren. Natürlich war es Lambada, dieser heiße Tanz, der in Brasilien bis zur Perfektion beherrscht wurde. Selbst die Slumkinder tanzten ihn. Während sie vom besseren Leben träumten, träumte Ingram von Mona und den Stunden im Hotelzimmer. Er merkte kaum, daß ihm die Augen dabei zufielen und um seine Mundwinkel ein Lächeln spielte.
    Den Schatten sah er nicht.
    Die Gestalt hatte den Einsamen schon eine Weile beobachtet und sich auf dem warmen Sand sehr flach gemacht.
    Er hockte im Rücken des einsam liegenden Mannes und lauerte auf eine günstige Gelegenheit.
    Die Frau war verschwunden, der Kerl lag allein, und sein Körper entspannte sich.
    Der Schatten machte sich auf den Weg. Er ging sehr geduckt, beinahe kriechend, der Sand knirschte nur leise. Man mußte schon gute Ohren haben, um überhaupt etwas hören zu können.
    Blau war die Nacht, heller der feine Sand. Weiter entfernt standen die Verkaufsbuden, die kleinen Bars und Getränkestände. Da wurde die Nacht zum Tag gemacht.
    Ingram merkte nichts.
    Er zuckte nur zusammen, als er feststellte, daß er beinahe eingeschlafen war.
    Mit einem Ruck fuhr er hoch. Das sah auch der Schatten. Etwa zwei Schritte hinter dem Engländer fiel er flach in den Sand. Klauen krallten sich in das feinkörnige Mehl, als wollten sie sich daran festhalten.
    Sekunden vergingen. Der Mann blieb hocken. Ertrug eine Uhr und schaute darauf.
    So war er abgelenkt.
    Den Schatten hielt nichts mehr. Er stemmte sich hoch und wuchs zu einer monströsen Bestie an. Er kam mit der Geschwindigkeit eines Kurzstreckenläufers, so daß sein Opfer keine Chance mehr hatte, zu entwischen.
    Ingram merkte im letzten Augenblick, daß etwas nicht stimmte. Im Sitzen drehte er sich nach rechts.
    Schon traf ihn der erste Schlag.
    Er wuchtete ihn zur Seite, die Krallen rissen die Haut in seinem Gesicht auf. Sein Auge schmerzte, als hätte jemand eine Nadel hineingestochen. Er wollte schreien.
    Der nächste Prankenhieb ließ den Laut auf seinen Lippen ersticken. Ein zweiter Treffer schleuderte ihn herum und drückte sein Gesicht in den warmen Sand, wo er es nicht mehr schaffte, Luft zu holen. Der vierte Hieb löschte sein Leben aus.
    Mona kehrte wenig später zurück.
    Sie hielt zwei Gläser in der Hand, doch was sie vorfand, war furchtbar. Ihre Schreie zitterten durch die Nacht, die Gläser fielen auf den grausam zugerichteten Körper und verteilten die Flüssigkeit. Als die ersten Helfer eintrafen, war von Mona nichts mehr zu sehen. In dieser Stadt schloß man am besten beide Augen, besonders dann, wenn der Entertainer zuschlug…
    ***
    Glenda Perkins war nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zur Kur geschickt worden, und sie würde auch über Weihnachten und den Jahreswechsel hinweg bleiben. So kam uns das Büro wieder einmal leer und verwaist vor, als wir es betraten.
    »Kein Kaffee«, sagte ich trübe.
    »Und auch kein Tee«, fügte Suko hinzu.
    Wir grinsten uns an. »Was machen wir jetzt, Alter?«
    Ich schaute nach draußen. Trübe war der Himmel. Sprühregen rann aus den Wolken. Zum Glück war es Regen, denn der Norden Englands hatte im Dezember einen Schneesturm erlebt wie lange nicht mehr. »Woran denkst du, John?«
    »An die Sonne, an den Strand, an einen herrlichen Sommer, an leichtbekleidete Mädchen, an sehr kühle Drinks…«
    »Nimm doch Urlaub.«
    Ich drehte mich wieder um. »Das sollte ich eigentlich. Mit einem Last-Minute-Flug ab in die Karibik, das wäre einfach super.«
    »Kannst ja mal den Alten fragen, was er davon hält?«
    »Gar nichts.«
    »Das weiß du schon?«
    »Ja, er kann hellsehen, unser lieber Geisterjäger«-, hörten wir die Stimme unseres Chefs, der das Vorzimmer bereits hinter sich gelassen hatte und unser gemeinsames Büro betrat.
    Wir grüßten und sahen das Lächeln auf dem Gesicht unseres Chefs. Wenn es diesen

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