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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er war fünfundzwanzig, hatte bisher überlebt, das ließ ihn hoffen.
    Am vergangenen Tag hatte er nichts gegessen, das mußte sich bald ändern. Er brauchte etwas, aus diesem Grunde wollte er sich auch am Strand aufhalten, wo die Touristen sich noch hintrauten. Ein schneller Griff, ein kurzer Schlag, alles war erledigt.
    Nur hundert Meter von der weltberühmten Copacabana entfernt tauchte er in eine Seitenstraße, wo er seine Badestelle finden wollte. Daß sie besetzt und umlagert war, ärgerte ihn. Unwillkürlich faßte er seinen Schläger fester. Die Augen nahmen einen harten Glanz an, und es störte ihn auch nicht, daß er Kinder oder Halbwüchsige von der Badestelle vertreiben mußte.
    Sie hatten den Gullydeckel schon angehoben. Eine viereckige Eisenplatte, unter der sich ein mit dreckigstem Wasser gefüllter Schacht verbarg, nicht mehr als eine Kloake.
    Darin badeten die Ärmsten der Armen, und auch Pozzo hatte keinen Cruzeiro in der Tasche, aber die Abkühlung wollte er. An vorbeifahrenden Autos störte er sich nicht. Manchmal schauten die Insassen ängstlich nach draußen, denn oft genug kam es vor, daß Wagen überfallen wurden.
    Räuber stellten sich auf die Straße. Wer nicht anhielt, wurde aus dem Hinterhalt beschossen, die Gesetze der Straße waren eben hart und gnadenlos.
    Die Kinder hatten ihn gesehen. Ein Junge sprang auf ihn zu, zog eine Grimasse und machte mit seiner Hand eine international bekannte Bewegung. Er streckte den Mittelfinger der rechten Hand in die Höhe. Dabei lachte er dreckig.
    Federnd schlug Pozzo zu.
    Der Schläger knallte gegen den Kopf des Jungen. Der taumelte zurück, fiel und blieb regungslos liegen, was den anderen Kindern nicht entgangen war. Sie drehten sich um und sahen Pozzo auf sie zuschlendern.
    Drei standen draußen, einer steckte in der Brühe.
    »Haut ab!«
    Die Kinder starrten ihn an. Sie wollten nicht gehen. Einer hatte ein Messer. Viel zu lang und groß für ihn, mit gebogener Klinge. Ihn schickten sie vor. Er kam, schrie und stach zu. Pozzo schlug zu. Ich oder sie, dachte er. Rios Gesetz war furchtbar. Die Kinder fluchten, aber sie rannten weg, vorausgesetzt, sie konnten es noch. Der Junge mit dem Messer kroch heulend davon.
    Aus der Kloake stieg der letzte.
    Pozzo schlug diesmal nicht. Er hatte seine barmherzige Sekunde und wartete, bis der Junge aus dem Gully gekrochen war. Als er stand, trat Pozzo ihm in den Rücken. Der plötzliche Schwung warf den Nackten aufs Gesicht. Er schnellte sofort wieder hoch und rannte weiter, hin zu den anderen. Sie würden sich einen anderen Gully suchen oder in den düsteren Gassen der Favelas verschwinden.
    Es war riskant, beim Bad die Kleidung abzulegen. Pozzo ließ sie deshalb an. ›Erfrischen‹ konnte er sich auch angezogen. Auch seinen Schläger legte er nicht ab. Der war für ihn so etwas wie eine Lebensversicherung.
    Dann stieg er in die Brühe.
    Sie stank nicht nur, sie war auch lauwarm, doch eine Idee kälter als die Sirupluft über den Straßen. Auf der Oberfläche hatte ein Ölfilm gelegen. Was sich noch alles in der Brühe herumtrieb, darüber dachte Pozzo nicht nach. Es hatte keinen Sinn, außerdem war er resistent gewesen. Ein Europäer hätte sich nach einem Bad im Gully erst eine Infektion und dann den Tod geholt.
    Den Schläger hatte er um seinen Hals gehängt. Ein Lederband sorgte dafür, daß er hielt.
    Bis zum Kinn tauchte er ein. Die Brühe schlucken wollte selbst er nicht. Das Bad dauerte bei ihm ungefähr eine Minute. Wenn er dann hervorkroch, fühlte er sich sogar erfrischt.
    Bei Regen allerdings schwemmte das Wasser den Deckel in die Höhe. Dann überflutete die Brühe die Straße, und auch die anderen Gullydeckel wurden durch den Druck hochgewuchtet. Er genoß die Erfrischung. Der Schläger hing um seinem Hals. Für einen Moment schloß Pozzo die Augen. Er stellte sich vor, in einem Pool mit herrlich klarem Wasser zu sein. Der Pool gehörte zu einem Haus in den Bergen, von dem aus der einen phantastischen Blick über Rio besaß und wo die verfluchten Favelas so weit entfernt waren wie die Sterne. Die Schritte hörte er zu spät. Er war einfach zu lange unachtsam gewesen und hatte sich in seinen Träumen verloren. Als er die Augen öffnete, sah er die Beine.
    Sie steckten in Stiefeln, die fast bis zu den Knien reichten. Die Männer trugen Tücher vor den Gesichtern und hielten Schnellfeuergewehre in den Händen.
    Pozzo schloß die Augen. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, etwas zu sagen. Die drei

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