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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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bescherten ihm Übelkeit.
    Er war realistisch genug gewesen, um mit dem Schlimmsten zu rechnen, als Frithjofs Männer die Villa des Marquess’ gestürmt hatten. Die Brutalität und Menschenverachtung, mit der er an jenem Tag konfrontiert worden war, hatten dagegen jegliches Vorstellungsvermögen gesprengt. Das flüchtige Bild eines übereifrigen Jungen, der ihm die Hand entgegenstreckte, tauchte vor seinem inneren Auge auf.
    „ Sie waren das? Aspen. Der Rettungssanitäter.“
    „Bravo, Doktor. “ Der Rothaarige klatschte lässig in die Hände. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich damals auch nur wahrgenommen hast.“
    „Ich habe Sie um Rat gefragt. Wie hätte ich das vergessen sollen?“
    „Dir hat meine Arbeit nicht gefallen, die ich an Stojanow vollbracht habe.“
    „Das stimmt nicht“, widersprach Danilo in ruhigem Ton, wenngleich ihm missfiel, wie der andere mit ihm redete. „Ich war Ihnen sogar dankbar für Ihre Hilfe.“
    „ Im Heli, mag sein, ich meinte die Organentnahme. Durfte ihn zwar nur zunähen, doch für den ersten Versuch war es nicht mal so übel, wie ich fand.“
    „Das … war Ihr Werk? Sie haben Angel … Sie waren lediglich Sanitäter! Wie konnten Sie es wagen …“
    „Oooh, wie anmaßend von mir. Jetzt will ich dir Klugscheißer mal was sagen: Ich war gut. Ich hätte ein noch viel besserer Chirurg werden können, wenn man mich gelassen hätte. Wenn mich mein Alter derart protegiert hätte wie deinen Bruder.“ Aspen nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und rülpste ungeniert. „Aber Stojanow musste mir ja meinen Vater wegnehmen. Ich hatte keine Chance gegen dieses kleine Genie.“
    „ Er hat niemandem … Angel ist in einem Kinderheim aufgewachsen. So wie ich. Er hat seinen Vater … unseren Vater gar nicht gekannt, bis er von ihm entführt wurde.“
    „Den Marquess meine ich nicht!“, schnarrte der Rothaarige und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Wen dann? Von wem reden Sie?“
    „Hat dir das dein wertvoller Bruder nicht erzählt? Ach ja.“ Aspen schlug sich an die Stirn. „Geht ja nicht mehr. Ist schon ‘ne Weile tot, mmmh? Mausetot. Denk mal nach, wen könnte ich wohl meinen?“
    Manuel sah mit einiger Besorgnis, wie eine Ader an Danilos Schläfe anschwoll. E s kostete ihn alle Kraft, sich mit Gewalt zurückzuhalten und Ruhe zu bewahren, nachdem Aspen derart abfällig von Angel gesprochen hatte. Lucas Iwanow streckte eine Hand aus und legte sie auf die Schulter seines Adoptivvaters. Der atmete tief durch und nickte leicht.
    „ Woher zum Teufel soll ich wissen, wer Ihr Vater ist?“
    „ Unser ehrenwerter Herr Professor war‘s. Der alte Vogel, genau! Aber das war noch lange kein Grund für ihn, mich und meine Schwester als seine Kinder anzuerkennen. Er hat sich über all die Jahre nicht einmal die Zeit genommen, uns zu besuchen oder sich wenigstens zu erkundigen, wie es uns geht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinen kostbaren Stojanow zu bewundern. Den hat er vergöttert, regelrecht auf Händen getragen! Stojanow hat mir meinen Vater gestohlen! Er hat ihn mit Beschlag belegt, jedes Wochenende ließ er sich von ihm in Vergnügungsparks oder ins Schwimmbad kutschieren und nach Strich und Faden verwöhnen, später kam Vogel zu sämtlichen Schulaufführungen und feuerte seinen Liebling bei Schülerwettbewerben an. Der hat sich als sein Sohn aufgespielt, hat in Vogels Seminaren gesessen, ihn bei der Visite begleitet und ihm bei seinen Forschungen geholfen.
    A ls ich sah, wie viel Zeit der Prof für diesen Bastard erübrigen konnte, wie er ihn hätschelte und tätschelte, habe ich mir geschworen, Rache zu nehmen, an dem Alten und an Stojanow. Eines Tages würde sich mir die Gelegenheit bieten, davon war ich fest überzeugt. Immerhin hatte ich es diesem Schönling zu verdanken, dass mich mein eigener Vater mit Missachtung strafte und nicht einmal dann meinem Ruf um Hilfe folgte, als meine kleine Schwester in meinen Armen starb.“ Seine Faust donnerte auf den Tisch, dass die fast leere Flasche wackelte.
    „ Wenn der Prophet also nicht zum Berg kommt, dachte ich mir, muss wohl ich mich auf den Weg zum Propheten machen. Als ich schließlich in der Klinik vor ihm stand und mich als Rettungssanitäter vorstellte, befürchtete ich zunächst, er würde einen Herzanfall kriegen.“
    Aspen kicherte hoch und schrill wie eine Ratte, die einen dreckigen Witz gehört hat, und leerte die Flasche mit einem einzigen Schluck.
    „ Wär’ ihm nur recht geschehen.

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