Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
nachdem sie ihm die erforderlichen Hintergrundinformationen überlassen hatte. Gutgläubig, vertrauensselig und naiv, wie sie war. „Zur Strafe solltest du mir alles ganz ausführlich erzählen.“ Sie klopfte auf die Bettdecke. „Mach es dir bequem.“
„ Wo soll ich anfangen? Es ist dermaßen viel passiert, worüber ich mit dir reden muss. Nicht allein Gabun. Aber das wird dich momentan wohl am meisten interessieren, nicht wahr?“
„Ja. Und deswegen bitte ich dich, komm endlich zur Sache.“
„ Dieser ominöse Freund von Danilo hat die Adressen der noch lebenden Offiziere besorgt, die damals Frithjofs Entlassungsgesuch verhandelten. Übrigens schon zwei Tage, nachdem du Danilo darum gebeten hattest.“
„Da waren sie noch auf Sean Garraí ! Und Danilo hat kein Wort darüber verlauten lassen. Dieser … dieser … Oh, das werde ich ihm nie verzeihen!“
„Er hatte zu keinem Zeitpunkt auch nur in Betracht gezogen, eine der Frauen mitzunehmen“, entschuldigte sich Manuel für Danilos eigenmächtigen Beschluss. „Uns allen war bewusst, wie gefährlich es werden könnte, deswegen kam es nicht in Frage, eine von euch Müttern dieser Gefahr auszusetzen. Oder Damien als zweifachen und Nicolas als alleinerziehenden Vater.“
Als Alicia lediglich frustriert den Kopf schüttelte, fuhr er fort: „Die verbliebenen Offiziere waren entweder überhaupt nicht mehr ansprechbar oder sie litten unter massivem Gedächtnisschwund, bis Danilo schließlich einen fand, der bereit war, mit ihm zu reden. Aber nicht bloß das, er konnte sich tatsächlich noch genau an jenen Tag erinnern, an dem Frithjofs Abschiedsgesuch vor dem Führungsstab verhandelt wurde. Er war Frithjofs Führungsoffizier und derjenige, der ihn am längsten und besten kannte. Der ihn um seines Lebens willen umzustimmen versuchte, obwohl er seine Beweggründe durchaus verstand. Erinnerst du dich an die letzte Eintragung in seiner Personalakte?“
„Einvernehmliche Trennung mit sofortiger Wirkung“, zitierte Alicia.
„Von wegen ‚einvernehmlich’! Sie haben ihn dermaßen in die Mangel genommen … Jeder andere hätte sich danach die Dienstwaffe in den Mund gesteckt. Frithjof dagegen blieb bei seiner Entscheidung. Erinnerst du dich, dass wir der Ansicht waren, es gäbe keinen Hinweis darauf, dass man ihn nach seinem Ausscheiden beobachten oder gar aus dem Weg schaffen wollte? Das war ein Irrtum. Es gab einen handschriftlichen Vermerk mit diesem letzten Satz in Frithjofs Akte. Dieser Veteran konnte sich eine Kopie davon beschaffen und hat sie bis zum heutigen Tag aufbewahrt.“
Manuel zog einen mehrfach gefalteten Zettel aus seiner Jackentasche und faltete ihn auseinander. „Die Kopie der Kopie einer Kopie. Vielleicht kannst du es trotzdem erkennen.“
„Einvernehmliche Trennung mit sofortiger Wirkung“, las Alicia und kniff die Augen etwas zusammen. „Der Punkt am Ende ist gar kein Punkt.“
„Du bist echt gut.“
Er schmunzelte ob ihres Damit-sagst-du-mir-nichts-Neues-Blickes. „Wollte sagen, mir ist nicht aufgefallen, dass dieser Punkt auch kein verunglücktes Komma sondern ein ‚L’ ist.“
„ Und das steht für Liquidierung.“
„De r Veteran hat Frithjof gewarnt, ihm sogar dieses Todesurteil unter die Nase gehalten, weil er sich nicht überzeugen lassen wollte. Letztendlich verschwand er sieben Jahre spurlos von der Bildfläche, obwohl sie wirklich sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt haben, ihn zu finden. Bis Adrian seine Hilfe benötigte, um deine Mutter aus Gabun herauszuholen. Wie er ihn aufspüren konnte oder ob es eher umgekehrt war, dass Frithjof Adrian seine Hilfe angeboten hat, können wir nicht mehr nachvollziehen. Fakt ist, er gab seine Deckung auf.“
„U nd wurde prompt erledigt. Verdammt! Er ist sehenden Auges in den Tod gerannt.“
„ Das haben deine Eltern ebenfalls getan. Oder mein Vater. Sie alle wussten um die Risiken. Peters hätte weiterhin unsichtbar bleiben können und hat es nicht getan. Es war seine freie Entscheidung. Niemand muss sich deswegen Vorwürfe machen.“
„Na türlich nicht“, seufzte Alicia.
Wie gut Manuel sie doch kannte , dachte sie und war froh, ihn bei sich zu haben. Behutsam legte er seinen Arm um sie, woraufhin sie ihren Kopf an seine Schulter sinken ließ. Eine Zeitlang schwiegen sie, ohne sich zu rühren, dennoch hatten sie das Gefühl, als wären sie sich in diesen Minuten näher gekommen als je zuvor.
„Es ist schon spät. Sicher wird man mich gleich
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